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Toedlicher Wind

Toedlicher Wind

Titel: Toedlicher Wind
Autoren: Sonja Planitz
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schuldbewusst an, untermalt von den tiefsten und
dunkelsten Augenringen die Emily je gesehen hatte. „Tut mir voll leid, ehrlich.
Ich bin immer so Müde und ungeschickt … Sally Morgenstern ist mein Name, ich
bin heute den ersten Tag hier, fängt ja gut an“, sagte sie seufzend und ging an
Emily vorbei ins Klassenzimmer. Dann setzte sie sich auf einen leeren Platz,
stellte den Kaffeebecher vor sich auf den Tisch, legte ihre Schultasche
daneben, legte den Kopf drauf und schloss die Augen. Emily schüttelte den Kopf
und setzte sich wie immer neben Dascha. Tara hatte in der ersten Reihe Platz
genommen und ihre Sonnenbrille abgelegt. Sie saß sehr gerade und schaute sich
um. Emily konnte jetzt ihre Augen sehen; große, dunkelblaue, traurige Augen
hatte Tara. Das Mädchen mit den schwarzen Zöpfen lag immer noch auf ihrer
Schultasche und schnarchte inzwischen leise vor sich hin. Als die Lehrerin
hereinkam und Tara und Sally nach vorne rief, wachte Sally erschrocken auf und
schmiss erst mal ihren Becher vom Tisch beim Hochschnellen. „Na, das kann ja
heiter werden mit der“, flüsterte Dascha kichernd. „Das ist das Mädchen, was
gestern mit Karina beim Strand war“, flüsterte Emily zurück als Sally mit dem
Rücken zu ihnen stand, um die Scherben des Bechers wegzuwerfen. Dascha stutze,
doch sie musste Emily recht geben. Sally Morgenstern, achtzehn Jahre, war
definitiv das Mädchen, das eine wichtige Prüfung zu bestehen hatte.
    Während der
nächsten beiden Stunden behielt Emily Tara und Sally im Blick. Tara war eine
ruhige und aufmerksame Schülerin, während Sally eher faul und abwesend wirkte.
Als es zur Pause läutete und alle auf den Schulhof strömten, wollte Emily
schnell zum Wohnhaus herüber und sich umziehen gehen. Die kaffeegetränkten
Klamotten waren kalt und ungemütlich. Auf dem weg kam ihr und Dascha Cindy
entgegen gelaufen. Cindy, die sich jeden Freitagabend bis Samstagabend in eine
Meerjungfrau verwandelte, bis ein Kind entstanden aus wahrer Liebe von ihr
geboren werden würde. Cindy war klein und hatte lange schneeweiße Haare, die
sie zum Zopf gebunden trug. Sie war bei der Sache mit der Sirene und der Nixe
eine Wichtige Verbündete gewesen. „Dascha, Emily, wartet mal!“, sagte sie
atemlos und zog die beiden zur Seite. „Was ist denn los? Wegen dieser Tara
kommst du, oder?“, fragte Emily leise. Cindy schaute sich um, dass auch ja
niemand zuhörte. „Diese Tara ist das geringere Übel! Jemand ist hier
aufgetaucht, jemand Böses und sehr Mächtiges … ich kann seine Präsenz spüren!
Tara … Tara ist nur eine Schachfigur, glaube ich“, sagte sie dann. „Also ich
frag mich eher, wer diese Sally ist“, warf Dascha ein. Cindy zuckte mit den
Schultern und schaute ratlos. „Auf jeden Fall ist sie ein Mensch, ein scheinbar
ganz Normaler. Aber sie macht einen total schwachen Eindruck, irgendwas stimmt
bei der auch nicht. Ich kann euch leider nur überhaupt nicht sagen was“, musste
sie zugeben. Die drei Mädchen schauten auf den Schulhof, wo Tara bei Koko und
Kira stand und sich geduldig einen Redeschwall von Kira anhörte. Koko und Kira
waren ein lesbisches Pärchen, die ebenfalls mit den Ereignissen von vor acht
Wochen zu tun gehabt haben. Sally stand neben der Treppe zum Eingang des
Schulgebäudes und schaute zu ihnen herüber. „Diese Sally scheint Tara zu
beobachten“, stellte Emily fest. „Ich hoffe, ihr findet heraus, was los ist.
Wenn ich kann, helfe ich euch natürlich“, sagte Cindy, dann verschwand sie
wieder. Emily und Dascha schauten sich besorgt an. Dann läutete die Schulglocke
und die beiden mussten wieder zurück. Umgezogen war Emily jetzt immer noch
nicht, doch jetzt, wo ihnen auch Cindy bestätigt hatte, dass etwas passieren würde,
war ihr der Kaffee auf der Schuluniform relativ egal geworden. Kira hatte die
beiden entdeckt und wartete kurz auf sie. Koko stand mit leicht genervtem
Gesichtsausdruck hinter ihr. „Habt ihr die gesehen? Tara heißt sie, ist neu
hier seit heute! Was für ein nettes Mädchen! Aber stellt euch mal vor, die
wollte doch glatt meine Einladung zur nächsten Strandparty ablehnen, weil sie
nicht gerne am Wasser ist, gibt’s denn so was?“, quasselte Kira sofort los.
Kira und Koko waren beide klein, Kira war aber im Gegensatz zu Koko, die
einfach nur die Sportuniform trug, schrill und auffällig. Kira hatte große,
neugierig funkelnde grüne Augen und knallrote Locken. Sie trug Große, pinke
Herzohrringe, an ihren Handgelenken und ihrem Hals
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