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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld
Autoren: J. D. Robb
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in irgendeinem Schickimicki-Restaurant beim Smalltalk mit ihr völlig fremden Menschen zu verbringen.
    Das hatte sie davon, dass sie einen Kerl zum Mann genommen hatte, der genügend Geld besaß, um ganze Kontinente zu erwerben, dachte sie erbost.
    Roarke hatte tatsächlich Spaß an solchen Abenden. Was sie beim besten Willen nicht verstand. Er knabberte genauso gerne in einem Fünf-Sterne-Restaurant - das ihm wahrscheinlich sogar noch gehörte - an irgendwelchen Kaviarkanapees, wie er zu Hause auf dem Sofa flegelte und herzhaft in einen vor Fett triefenden Burger biss.
    Aber nachdem sie inzwischen bald ein Jahr verheiratet waren und sich diesbezüglich nichts änderte, gewöhnte sie sich besser allmählich daran. Also stieß sie sich resigniert von ihrem Schreibtisch ab.
    »Sie sind ja immer noch hier.« Ihre Assistentin Peabody streckte den Kopf durch die Tür ihres Büros. »Ich dachte, Sie hätten heute Abend irgendein tolles Essen in der Stadt.«
    »Ich habe noch ein bisschen Zeit.« Ein Blick auf ihre Armbanduhr rief jedoch leichte Schuldgefühle in ihr wach. Okay, sie käme wieder mal zu spät. Aber nur ein bisschen. »Ich habe nur noch schnell den Bericht zu dem Gleitband-Springer diktiert.«
    Peabody, deren dunkelblaue Sommeruniform jeder natürlichen Ordnung widersprach und trotz der schwülen Hitze frisch und faltenfrei aussah, bedachte ihre Chefin mit einem vorwurfsvollen Blick. »Sie haben doch wohl nicht versucht Zeit zu schinden, Lieutenant?«
    »Einer der Bewohner unserer Stadt, denen zu dienen und die zu schützen ich geschworen habe, wurde bei einem Sturz auf die Fifth Avenue wie ein Käfer platt gedrückt. Ich denke, er hat es verdient, dass ich mich ihm eine halbe Stunde widme.«
    »Muss wirklich hart sein, wenn man gezwungen ist, sich in ein schickes Kleid zu werfen, sich ein paar Diamanten oder andere Juwelen um den Hals zu hängen und dann zusammen mit dem schönsten Mann, den das Universum je gesehen hat, Champagner zu schlürfen und Hummerkroketten zu knabbern. Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie es geschafft haben, trotz einer derartigen Belastung den Tag zu überstehen.«
    »Ach, halten Sie die Klappe.«
    »Während ich mich mit McNab an einen winzig kleinen Tisch beim Italiener an der Ecke quetschen und mir erst eine Pizza und anschließend die Rechnung mit ihm teilen darf.« Peabody schüttelte den Kopf, und ihr dunkler Haarschopf wippte dabei hin und her. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für Schuldgefühle ich deswegen habe.«
    »Suchen Sie zufällig Streit?«
    »Nein, Madam.« Peabody gab sich die größte Mühe, unschuldig auszusehen. »Ich möchte Ihnen nur versichern, dass ich in dieser schweren Zeit in Gedanken bei Ihnen bin.«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch.« Gerade als sich Eve, hin und her gerissen zwischen Ärger und Belustigung, von ihrem Platz erheben wollte, klingelte ihr Link.
    »Soll ich drangehen und sagen, dass Sie nicht mehr da sind?«
    »Habe ich nicht gesagt, dass Sie die Klappe halten sollen?« Eve setzte sich wieder und nahm das Gespräch entgegen. »Morddezernat. Dallas.«
    »Madam. Lieutenant.«
    Nie zuvor hatte sie Officer Troy Truehearts jungenhaftes, typisch amerikanisches Gesicht, das auf dem Monitor erschien, so angespannt gesehen. »Trueheart.«
    »Lieutenant«, wiederholte er und musste hörbar schlucken. »Es gab einen Zwischenfall.
    Ich habe … oh, Gott, ich habe ihn getötet.«
    »Officer.« Während sie sprach, rief sie schon seinen Standort auf dem Bildschirm auf.
    »Sind Sie im Dienst?«
    »Nein, Madam. Ja, Madam. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau.«
    »Reißen Sie sich zusammen, Trueheart«, schnauzte sie ihn an und sah, wie er zusammenfuhr, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. »Erstatten Sie Bericht.«
    »Madam. Ich hatte gerade meine Schicht beendet und zu Fuß den Heimweg angetreten, als aus einem Fenster eine weibliche Zivilperson um Hilfe rief. Ich habe darauf reagiert.
    Im vierten Stock des betreffenden Gebäudes ging ein mit einem Schläger bewaffnetes Individuum auf die Frau, die um Hilfe gerufen hatte, los. Ein zweites Individuum, ein Mann, lag bewusstlos oder tot im Korridor und blutete stark aus einer Wunde am Kopf.
    Ich habe die Wohnung betreten, in der die Frau angegriffen wurde, und … Lieutenant, ich habe versucht ihn aufzuhalten. Er stand im Begriff, sie zu erschlagen. Er hat sich zu mir umgedreht und sämtliche Warnungen und Befehle, den Schläger wegzuwerfen, einfach ignoriert. Es ist mir gelungen, meine
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