Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
Autoren: Rex Kusler
Vom Netzwerk:
über zwei nebeneinander liegende Waschbecken aus Edelstahl schwenken ließ, sah Snow sich in der Küche um. Die Arbeitsflächen waren aus schwarzem Granit, die Küchenschränke aus fein poliertem Kirschholz. Der Großraumkühlschrank, die Geschirrspülmaschine und der Herd waren alle aus Edelstahl.
    Nachdem die Kaffeemaschine aufgehört hatte, zu gluckern und zu zischen, füllte sie zwei Tassen aus der Kanne und brachte sie zum Tisch. Sie stellte eine davon ihrem Bruder hin und setzte sich dann auf den Stuhl, der seinem am nächsten war. Sie sah ihm in die Augen und setzte ein gequältes Lächeln auf. »Kaum zu glauben, dass wir uns so lange nicht gesehen haben. Wann war das letzte Mal … vor zwei Jahren?
    Er nickte und zuckte mit den Schultern. »Bei Moms Beerdigung.«
    »Du wohnst gerade mal drei Meilen von mir entfernt und ich muss nach Minnesota fliegen, um dich zu sehen.«
    Snow nippte an seiner Kaffeetasse. »Ja. Das ist schon eine Ironie, nicht wahr?«
    »Und was machst du so zurzeit? Verdienst du dir dein Geld immer noch mit Pokern?«
    Er nahm einen größeren Schluck. Eigentlich war es mehr ein Schlürfen, weil der Kaffee noch heiß war. »Ja, aber in letzter Zeit ist es nicht besonders gut für mich gelaufen. Ich hab schon über ’nen Monat nicht mehr gespielt. Hab etwa sechs Monate lang ’ne Pechsträhne gehabt und ungefähr Fünfzehntausend verloren.«
    »Willst du weitermachen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Solche Phasen kommen immer mal vor. Ich muss bloß meine Selbstsicherheit zurückgewinnen …«
    Karen hob die Tasse und trank einen winzigen Schluck. Sie hielt sie mit beiden Händen fest und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Du siehst gut aus. Joggst du immer noch?«
    »Ich laufe, um genau zu sein. Jogging ist etwas für normale Leute, die sich fit halten wollen. Laufen dagegen ist etwas für Masochisten.«
    Sie zuckte zusammen. »Warum sagst du so was?«
    »Jedes Mal, wenn ich anfange, für einen Marathon zu trainieren, geht irgendein Teil von mir kaputt. Und es ist nie derselbe Körperteil. Ich hab schon fast jede Sportverletzung hinter mir, die man sich beim Laufen holen kann: Fersensporn, Schienbeinkantensyndrom, Sehnenentzündungen an sämtlichen Gelenken unterhalb der Hüfte, Muskelzerrungen, Läuferknie … Langsam glaube ich, dass Menschen nicht dafür gemacht sind, mehr als hundert Meter am Stück zu rennen. Überleg doch mal – hast du schon ein Tier gesehen, das stundenlang ohne besonderen Grund rennt? Tiere legen nur dann einen kurzen Spurt hin, wenn es unbedingt notwendig ist, zum Beispiel wenn sie Beute jagen oder vor Raubtieren flüchten.«
    Karen lächelte. »Warum hörst du dann nicht einfach auf?«
    Er blickte in seine Kaffeetasse und schüttelte den Kopf. »Ich mach es schon mein ganzes Leben lang. Ich bin süchtig danach.«
    »Das hab ich schon von vielen Leuten gehört«, sagte sie. »Ich hab versucht, in Fitnessclubs zu gehen und dort ein Trainingsprogramm auf dem Laufband, dem Crosstrainer, dem Ergorneter oder diesen Maschinen mit all den Gewichten anzufangen. Aber ich kann mich nie richtig dafür begeistern und höre jedes Mal damit auf. Jetzt geh ich einfach nur hin und wieder spazieren, wenn ich mich dazu aufraffen kann.«
    »Ich glaube nicht, dass du Sport nötig hast, Karen. Du gehörst zu den Frauen, die von Natur aus eine schlanke Figur haben. Du siehst immer gut aus.«
    »Oh, danke, Jimmy.« Sie lächelte. Snow erinnerte sich, dass sie immer »Jimmy« zu ihm sagte, wenn er etwas tat oder sagte, das ihr gefiel. Ansonsten nannte sie ihn einfach »Jim« oder »du« oder auch Schlimmeres.
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Weißt du, wir haben schon lange kein richtig gutes Gespräch mehr miteinander geführt. Und ich glaube, das ist das Problem mit uns beiden – der Grund, warum wir uns nicht öfter sehen. Wir setzen uns nie zusammen und schütten uns einfach gegenseitig das Herz aus.«
    Er blickte auf und zog eine Augenbraue hoch. Ein beklommenes Gefühl beschlich ihn, als wäre er Gast im Studio bei
Doktor Phil
und wartete darauf, dass die ersten Andeutungen fielen – die beharrlichen und bohrenden Fragen, die darauf abzielten, Snows charakterliche Schwächen und Unzulänglichkeiten ans Tageslicht zu bringen, die ihn daran hinderten, eine liebevolle Beziehung zu seiner Schwester und all jenen armen Schweinen aufzubauen, die ihm im Laufe seines Lebens begegnet waren. »Und du meinst, jetzt wäre ein guter Augenblick dafür?«
    »Ich glaube, jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher