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Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
Autoren: Rex Kusler
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vergisst. Er hatte dichtes schwarzes Haar, daswie Wildgras wuchs, und das gute Aussehen und selbstbewusste Auftreten eines erfolgreichen Autoverkäufers. Aber meistens lief er mit diesem verwirrten Blick im Gesicht herum und nervte seine Kollegen mit den blödesten und anstößigsten Witzen, die Snow je gehört hatte. Was Alice James anging, so konnte er ihren Namen nicht einordnen.
    »Ich brauche deine Hilfe, Jim«, wiederholte Karen. Sie seufzte. »Du bist mein einziger Bruder. Mein einziger noch lebender Verwandter.«
    »Okay«, sagte er. »Nur mit der Ruhe. Ich bin gleich bei dir.«
    »Hast du immer noch deine Dienstwaffe aus deiner Zeit bei der Polizei?«
    »Ich hab irgendwo hier bei mir eine Pistole. Sie ist eingepackt. Warum fragst du?«
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn du sie mitbringst«, sagte sie.
    »Wozu?«
    »Weil ich keine habe«, sagte sie. »Und vielleicht kommt es soweit, dass ich mir eine Kugel in den Kopf jagen will.«

3
    Das Haus, das Karen gegenwärtig bewohnte, sah so ähnlich wie das von Snow aus. Wenn man Snow fragte, sahen die meisten neueren Häuser wie seines und wie jedes andere aus. Fast alle waren aus Stuck und in verschiedenen Grauweißschattierungen angestrichen. In den winzigen Gärten wuchsen Wüstenpflanzen aus dem mit Kies bedeckten Boden. Aber Karens Haus war um etwa 110 Quadratmeter größer als das von Snow, mit Extraschlafzimmer und -bad. Er hatte keine Ahnung, wofür sie all diesen Wohnraum brauchte.
    Er fuhr an einem Aljo-Wohnwagen vorbei, der vor dem Nachbarhaus auf der Straße parkte, bog mit seinem blauen Hyundai Sonata in die Einfahrt und hielt vor dem Garagentor. Er stieg aus und sah sich kurz in der Nachbarschaft um. Dabei fiel ihm auf, dass sich die Jalousien im Haus gegenüber einen Spaltbreit öffneten. Kaum ließ er seinen Blick in diese Richtung wandern, schlossen sie sich auch schon wieder.
    Er ging zur Eingangstür und wollte auf die Klingel drücken, als auch schon geöffnet wurde. Im Türrahmen stand eine schlanke Frau im Alter von achtundvierzig Jahren. Sie hatte dieselben grünen Augen wie Snow und ein kleines, geradliniges Gesicht, das von glatten braunen Haaren eingerahmt wurde, die bis kurz über die Ohren reichten. Ihre Augen waren rot und verquollen.
    Karen lehnte sich an ihn, schlang die Arme um seinen Rücken und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. »Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte sie.
    Er wusste nicht richtig, was er mit seinen Händen machen sollte. Seine Schwester hatte ihn noch nie so umarmt. Es fühlte sich gut an – auf eine schwesterliche Art und Weise. Da er nicht gefühlskalt wirken wollte, legte er ihr eine Hand auf die Mitte ihres Rückens und steckte die andere in die Gesäßtasche seiner Jeans. Es fühlte sich unbeholfen an, aber sie blieben eine Weile so stehen, ohne etwas zu sagen. Dann löste sie sich von ihm, drehte sich um und lief barfuß über den Parkettboden des geräumigen Wohnzimmers, vorbei an einer passenden Couch- und Sesselgarnitur, deren Bezüge ein grünes Dschungelblumen-Design zierte. An den Wänden hingen elegant eingerahmte Bilder von an Flussufern gelegenen Häuschen, Dörfern, herrschaftlichen Villen und Kirchen, aus deren Fenstern, Türen und Straßenbeleuchtungen helles Licht strömte.
    Karen und Jim Snow waren in einem kleinen zweistöckigen Haus mit drei Zimmern in einer Kleinstadt im nördlichen Minnesota aufgewachsen. Das Haus hatte nur ein Bad und wenn man durch die Eingangstür trat, gelangte man sofort in die Küche. Es war kurz vor der Jahrhundertwende gebaut worden. Gäste meistens im Wohn- oder Esszimmer, wo alle an einem großen Tisch beisammensaßen. Karen machte es immer noch so und bat ihre Besucher – zumindest jene, die willkommen waren – in das Herzstück ihres Hauses, die Küche. Vertreter und andere unliebsame Gäste mussten stets im Wohnzimmer nicht weit vom Eingang Platz nehmen, damit sie diese Leute so schnell wie möglich wieder hinauskomplimentieren konnte.
    Snow folgte seiner Schwester über die geschliffenen und polierten Travertinfliesen ihrer blitzsauberen Küche, zog einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor und setzte sich. Er sah Karen zu, wie sie zu der Kaffeemaschine aus Edelstahl ging. Sie trug ein weißes T-Shirt mit zu weiten Ärmeln, die bis zu denEllbogen reichten, und das die Gesäßtaschen ihrer Jeans zur Hälfte bedeckte. »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Während sie die Kanne aus dem wie ein Schwanenhals geformten Wasserhahn füllte, der sich
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