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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Autoren: Julie Hastrup
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wollten, haben sie nach Sofie Ausschau gehalten. Sie haben gut und gern anderthalb Stunden nach ihr gesucht, sie unter anderem mehrmals auf ihrem Handy angerufen, aber das war ausgeschaltet. Der Stiefvater hat Sofies Pullover auf einer kleinen Lichtung in der Nähe des Wegs gefunden, was darauf deuten könnte, dass ihr etwas passiert ist. Danach haben sie uns angerufen. Da war es sechzehn Uhr dreiundfünfzig.«
    Rebekka warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war kurz vor sieben. Demnach waren zwischen viereinhalb und sechs Stunden vergangen, seit das Mädchen verschwunden war. Wie alle erfahrenen Ermittler wusste auch sie, dass die Zeit ein wesentlicher Faktor ist, wenn ein Kind verschwindet. Denn mit jeder Stunde, die vergeht, steigt das Risiko, dass das Kind nicht mehr lebend aufgefunden wird. Rebekka bekam von ihrem Chef die nötigen Instruktionen, legte auf und drehte sich dann zu Michael um, der während des Gesprächs auf dem Sofa sitzen geblieben war. Er starrte geistesabwesend vor sich hin und schien von dem Telefonat nichts mitbekommen zu haben.
    »Michael.« Sie ging zu ihm. Beim Klang ihrer Stimme fuhr er zusammen und wandte sich zu ihr.
    »Ja?«
    Eine Schmeißfliege summte auf der Fensterbank, und für einen Moment war ihr verzweifeltes Summen das einzige Geräusch im Raum.
    »Ich muss los. Brodersen hat eben angerufen. Ein Kind ist von einem Spielplatz hier in der Nähe verschwunden, ein neunjähriges Mädchen.«
    »Oh nein …« Michaels sonnengebräuntes Gesicht wurde eine Spur bleicher. Rebekka nickte und dachte kurz an seine Tochter Amalie, die im gleichen Alter war. Er stand langsam auf, und einen Augenblick standen sie sich steif und unbeholfen gegenüber wie zwei Fremde, unsicher, was sie jetzt tun sollten.
    »Wir müssen miteinander reden. Und zwar richtig, du weißt schon. Bald.«
    Rebekka fuhr sich mit der Hand durchs Haar, und Michael ging zur Tür. Sie folgte ihm in die Diele, wo er vorhin seine Sachen hingeworfen hatte, voller Wiedersehensfreude, nachdem sie mehrere Wochen lang nur sporadisch telefoniert hatten. In wenigen Minuten war es ihr gelungen, seine Freude durch Verwirrung zu ersetzen, und Rebekka merkte, wie das Schuldgefühl ihr einen leichten Stich versetzte. Warum musste sie die Dinge so kompliziert machen? Da stand ein gut aussehender Mann vor ihr, ein reifer, liebevoller Mann, der sie genauso wollte, wie sie war. Warum reichte ihr das nicht?
    Michael griff nach seiner Sporttasche und sah sie mit dunklen Augen an. Gleich würde er die Worte aussprechen, die keiner von ihnen auszusprechen gewagt hatte.
    »Es funktioniert nicht, Rebekka. So nicht.«
    Sie nickte langsam, wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, starrte stattdessen auf die abgenutzten Holzdielen.
    »Du hast recht. Es funktioniert nicht …«
    Michael öffnete den Mund, als wollte er protestieren, schwieg aber. Er beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie flüchtig aufs Haar und schloss leise die Tür hinter sich.
    Rebekka starrte einige Sekunden auf die Tür, während sich ein seltsamer Cocktail aus Panik, Erleichterung und einer Art Wehmut in ihrem Körper ausbreitete. Sollte sie hinter ihm herlaufen, schreien, dass das Ganze ein Missverständnis sei, ihn anflehen zu bleiben? Sie rief sich das Gefühl in Erinnerung, in seinen Armen zu liegen, seinen Geruch nach Wind und Waschpulver, seine blauen Augen, die von Lachfältchen eingerahmt wurden, und erkannte, dass sie sich nirgendwo und niemals sicherer gefühlt hatte als genau dort. Sie musste noch mal richtig mit ihm reden, beschloss sie, doch dann tauchte Niclas vor ihrem inneren Auge auf, ein flimmerndes Bild aus kräftigen Muskeln und salzigen Küssen, und ihre Verwirrung war total.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf dem Absatz kehrtzumachen, ihre Tasche zu holen und zum Valby Park zu fahren.
    —
    Rebekka traf wenige Minuten später im Valby Park ein. Obwohl sie im selben Stadtteil wohnte, kannte sie sich nicht besonders gut aus. Sie lief mehrmals die Woche im Park Søndermarken und auf dem Vestre Kirkegård, kaufte jedoch meistens auf dem Heimweg vom Polizeipräsidium in Vesterbro ein und hatte nur selten Zeit, in ihrem Viertel spazieren zu gehen.
    Als sie ihren Wagen gegenüber vom Eingang zum Spielplatz abstellte, bemerkte sie, dass die Artillerie bereits eingetroffen war. Ein paar Meter von ihr entfernt standen einige Polizeiautos, der blaue Kastenwagen der Kriminaltechnik und ein paar Hundewagen. Sie eilte zu den Kollegen, die vor dem Eingang des
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