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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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schien sich spielend an das Leben mit Mac zu gewöhnen - und auch dieser Zustand machte ihr Angst.
    Sie war so lange allein gewesen und hatte jede Entscheidung bezüglich Katie allein getroffen, und nun war hier ein Mann - der vor langer Zeit ihr Mann gewesen war -, der ehrfürchtig in seiner Vaterrolle aufging.
    Daddy. Der Starke. Mr. Right, der nichts falsch machen konnte. Zumindest nicht in Katies Augen. Ein Teil von Grace wollte aufschreien: Langsam! Warte! Wer ist denn hier der Erziehungsberechtigte? Ohne jedoch die Antwort darauf hören zu wollen.
    Irgendein Unbehagen erschütterte sie, und Grace wusste, was es war.
    Schon bald würde Katie ihr in die Augen sehen und sie
fragen, warum Grace sie über ihren Vater angelogen hatte. Warum sie über das wichtigste Detail in Katies Leben gelogen hatte.
    Und Grace wusste keine gute Antwort darauf.
    Sie bezweifelte, dass sie jemals eine finden würde.
     
    »Wie möchtest du das alles handhaben?« Sie saßen auf Liegen ausgestreckt auf der Terrasse. Aus dem Schlafzimmer hörte man Katie im Schlaf murmeln.
    Mac überwand die dunkle Entfernung zwischen ihnen und nahm Graces Hand. Seine Finger waren warm und hielten die ihren fest umschlossen.
    Am Geländer vorbei und an den serpentinenförmigen Wegen hinunter schäumten die weißen Wellen am dunklen Strand. Die Lichter der Ortschaft erhellten die Palmen, und Grace sah einen Mann und eine Frau Händchen haltend in der Dunkelheit spazieren gehen.
    Die untergehende Sonne tauchte das Meer in ein sanftes Rosa, das leuchtete, als ob das Wasser von innen heraus glühte. Die schwere Luft duftete nach Hibiskus und dem Meer.
    »Wir müssen es langsam angehen«, antwortete Grace.
    Dann stand sie auf und setzte sich zu ihm auf seine Liege, legte die Hände auf seine Wangen und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss und zog sie auf sich. Das Verlangen war unvermittelt, gierig, lustvoll und durch Hitze und Begierde angefeuert. Er kam auf die Beine, nahm sie auf die Arme und trug sie in sein Schlafzimmer.
    Die Kleider verschwanden, und sie wünschte erneut, sie hätte bessere Unterwäsche eingepackt, aber wer konnte denn ahnen, dass sie nicht vier Runden Fang den Hut spielen, sondern ihre Hände über einen Mann gleiten lassen würde, der vom People Magazine zu einem der hundert erotischsten Männer Amerikas gewählt worden war.

    Allerdings war das schon im letzten Jahr. Obwohl er immer noch verdammt gut aussah. Feine Schweißperlen schimmerten auf seiner Brust. Er drehte sich, und sie spürte ihn an ihrem Körper. Flüssiges Feuer.
    »Mein Gott«, flüsterte sie. »Oh, mein Gott.«
    Sie drehte sich weg und zog ein Laken um sich. Dann atmete sie tief ein, um das Zittern zu verdrängen.
    Sie rollte sich wieder zu ihm zurück und legte die Hände auf seine Brust. Seine Haut verbrannte ihre Handflächen. Aus so kurzer Entfernung war der Blick seiner ausdrucksstarken Augen noch intensiver.
    »Grace.« Er küsste ihr Schulterblatt, die Mulde an ihrem Hals und spürte ihren Herzschlag. »Sprich mit mir.«
    »Es bedeutet einfach zu viel.« Ihre Stimme war ruhig. »Wenn wir uns lieben würden, und es würde nicht funktionieren - und wir beide würden uns lieben, Mac, es wäre nicht nur der körperliche Akt.«
    Er schob eine Hand unter das Laken und streichelte ihre Brust. Sie zog die Luft ein, fast schon in Panik, eine warme Welle durchflutete ihren Körper.
    Beherrscht zog er die Hand zurück. Er atmete durch den Mund. Er hatte eine Kerbe an einem Schneidezahn. Als Kind hatte er versucht, eine Angelschnur durchzubeißen, dabei war der Zahn abgesplittert. Sie war verloren. Kannte sie doch alle Geschichten über seine Kindheitsverletzungen. Seine Knie berührten ihr Schienbein und entfernten sich von ihr.
    Er betrachtete sie, Verlust und Verlangen im Blick. »Was willst du, Grace?«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie spürte seinen sanften Atem auf ihrem Gesicht. Er suchte ihren Blick. Alle Knochen in ihrem Körper schienen zu schmelzen. Sie war Wachs in seinen Händen.
    »Ich will die letzten fünf Jahre ungeschehen machen. Nicht den Teil mit Katie. Den Teil ohne dich.«

    Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Im Mondlicht leuchteten seine Augen. »Versteh doch«, sagte er leise. »Das ist es ja gerade, Grace. Das war der Teil ohne Katie. Für mich. Das war der Teil.«
    Sie bekam keine Luft mehr. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Die nächtliche Atmosphäre legte sich schwer auf ihr Gesicht. Sie hatte das angerichtet.
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