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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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die Tatsache, dass er es mit einer solchen Autorität sagte. Während sie die Strandsachen zusammenpackte und ins Auto legte, grübelte sie weiter darüber nach. Sie wollte auf keinen Fall, dass Mac das Gleichgewicht zwischen Tochter und Mutter aus dem Lot brachte. Doch dafür war es bereits zu spät.
    Am Morgen war er in seinem Leihwagen vorbeigekommen und hatte sie abgeholt. Natürlich hatte sein Auto mehr Klasse und war sauberer als der billige Wagen, den sie vor seiner Ankunft gemietet hatte. Nun fuhr er sie zurück, und es schien außer Frage zu stehen, dass er auf dem Fahrersitz Platz nahm. Sie war sich noch nicht sicher, wie sie darüber dachte.
    In dem Moment, als Mac gestern angekommen war, war das Leben, das sie fünf Jahre lang mit Katie gelebt hatte, vorüber. Sie war über eine Schwelle in eine andere Welt geschritten, und es hatte ihr Angst gemacht.
    Noch schlimmer waren die Folgen, die dieses Überschreiten möglicherweise für Katie haben würde.
    Katie war bei ihrem ersten Treffen überwältigt - geradezu schockiert - gewesen und warf ihm verstohlene Blicke zu, bevor sie sich aus seiner Reichweite entfernte. Mac hatte es langsam angehen lassen und sie niemals gedrängt. Seine Beherrschung hierbei verstärkte die Schuldgefühle in ihrem Herzen, und Grace wollte am liebsten davonlaufen.

    Am ersten Abend hatten sie in einem kleinen Cafe als einzige Touristen zu Abend gegessen. Die Frau des Kochs hatte ihnen Teller mit Reis und Fisch serviert. Als Katie nach dem Essen jammerte, flötete die Kellnerin auf dem Weg in die Küche über die Schulter: »Anscheinend ist es an der Zeit, Ihre Kleine nach Hause zu bringen.«
    Nach Hause.
    Sie alle waren so weit davon entfernt. Weit entfernt von der Sicherheit eines Zuhauses, sogar von der Vorstellung davon. Grace fürchtete, niemals ihren Weg dorthin zurückzufinden, und selbst wenn ihr dies gelänge, würde sie vielleicht mit leeren Händen ankommen. Sie fürchtete, das Einzige zu verlieren, das ihr alles bedeutete.
    Sie betrachtete Mac und Katie, während die beiden vom Strand zum Wagen liefen. Sie waren in sandige Handtücher gewickelt, und Katie plapperte. Ein warmer, böiger Wind wehte, doch plötzlich fröstelte es Grace bei dem Gedanken an die wachsende Entfremdung.
    Sie hielt sich am Fensterrahmen fest, während Mac über die enge Holperpiste fuhr, die zu ihrer Pension führte. Sie nahmen eine Kurve und stießen auf ein wahllos aufgebautes Oktagon, das, in einem aufsehenerregenden Lilaton gestrichen, zurückgesetzt im wuchernden Gestrüpp stand.
    Ein Laster stand mit laufendem Motor in der Einfahrt. Die Laderampe sah aus, als ob sie mit Durchschlagpapier und Klebeband zusammengehalten wurde. Ein sonnengebräunter Mann mit einem Nest aus roten Rastalocken saß zusammengesunken in der Fahrerkabine und telefonierte mit seinem iPhone. Er legte auf und verließ umständlich den Truck, als auch Grace und Mac aus dem Wagen stiegen. Mac war größer und hatte breitere Schultern, doch der andere Mann war jünger. Er lächelte.
    Grace gab einen Laut von sich. »Er ist zurück. Das ist der Sohn meiner Vermieterin. Clint. Er kommt gerne unangekündigt
vorbei.« Sie bückte sich zur Rückbank, um Katie herauszuhelfen.
    »Toll«, erwiderte Mac. »Und ich nehme an, er hat auch die Schlüssel?«
    »Eigentlich gibt es gar kein Schloss.« Grace öffnete Katies Sitzgurt, und sie sprang heraus.
    »Aha.« Mac nickte.
    Clint trottete herüber und zog einen zerknitterten Umschlag aus der Tasche seiner Shorts. Die Lasche war geöffnet und wieder mit einem Klebestreifen zugeklebt worden.
    »Hier.«
    Sie riss den Umschlag auf, zog ein einzelnes Blatt Papier hervor und begann zu lesen.
    »Ist das der, für den ich ihn halte?«, lallte er, als ob er bereits ein paar Bier zu viel getrunken hätte und deshalb die Wörter nicht mehr exakt aussprechen konnte.
    Sie blickte auf.
    Clint starrte Mac an.
    »Nein, Clint, da verwechseln Sie die beiden.« Sie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. »Der andere Typ sieht besser aus und arbeitet für Fox.«
    Clint runzelte die Stirn und grinste dann. »Oh, ich hab’s verstanden. Ein Witz. Sehr lustig.«
    Mac strich ihr über den Arm. »Alles in Ordnung?«
    Sie wusste, dass er den Brief meinte, und zuckte die Achseln. »Warum fragst du nicht ihn, er hat den Brief ja schon gelesen.«
    Clint überhörte diese Anspielung, zog seinen Hosenbund hoch und schlenderte zu einem krummen Baum auf dem Hof.
    »Er ist von meinem Onkel
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