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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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geändert, als ein Monster in ihre Welt gedrungen war und ihre Tochter entführt hatte. Als Grace sie wieder in den Armen hielt, war nichts mehr so wie bisher.
    Zunächst einmal war Mac wieder zurück.
    Inmitten der Entführung hatte sie Kontakt mit ihm aufgenommen; verzweifelt und in die Ecke getrieben. Er hatte die beste Hoffnung verkörpert, Katie zurückzubekommen. Die einzige Hoffnung. Jetzt konnte Grace natürlich nicht sagen: Mensch, danke, dass du mein Leben gerettet und meine Tochter gefunden hast, aber verschwinde doch bitte wieder.
    Katie Marie hatte keine Erinnerung mehr an die Entführung, aber Grace durchlebte jeden einzelnen Moment immer wieder. Begonnen mit den abrupten Geräuschen, den
Alarmsirenen und dem steten Suchen nach dem Schatten mit dem langen Arm, der aus dem Nichts auf der Bildfläche auftauchen und mit Katie in den Klauen davoneilen könnte.
    Für Katies Rückkehr zahlte sie den Preis der ständigen Wachsamkeit. Noch schlimmer jedoch waren die Schuldgefühle. Grace fürchtete, dass sie diese wohl nie loswerden würde. Sie hatte Katie ihre gesamte Kindheit lang angelogen, hatte ihr erzählt, dass ihr Vater tot war, und nun saß er hier, schlürfte einen Mai Tai aus der Dose und kritisierte ihre Fähigkeiten als Mutter.
    »Du weißt, dass das alles nicht gesund ist.« Seine Stimme klang sanft. »Du musst zur Ruhe kommen. Entspannen. Der böse Bube ist fort.«
    Ihr Blick wanderte wieder zu seinen Schultern. Zuvor hatte Katie sie mit der Intensität gemustert, die man eigentlich nur an den Tag legt, wenn man Fotos an der Wand des Postamts betrachtet. Mac hatte eine Haut, die niemals verbrannte, sondern beim Bräunen golden und reif wie ein Pfirsich wurde. Katie hatte ebenfalls diese Haut und auch seine Haarfarbe, aber sie hatte Graces dunkle portugiesische Augen und ein Grübchen, das bei jedem Lächeln auf dem Gesicht erschien. Grace musste sich eingestehen, dass sie dieses Lächeln um einiges öfter sah, seit Katie erfahren hatte, dass ihr Vater noch lebte.
    »Und woher weißt du, dass der böse Bube fort ist?«
    »Ich verfüge über das Geld und die Ressourcen, um Dinge wie diese herauszufinden. Deshalb weiß ich es. Er wird nicht wieder zurück in die Staaten kommen, mach dir keine Sorgen.«
    »Wir sind nicht in den Staaten.« Sie ließ ihren Blick über den ruhigen Strand schweifen und entdeckte einen Sandkrebs, der damit beschäftigt war, eine kleine Seeanemone über den Strand zu zerren.
    »Trotzdem.«

    »Daddy, Daddy, Daddy«, summte Katie. Sie hatte ihre kleinen Hände wie um ein Mikrofon beim Karaokesingen gefaltet. »Ich möchte jetzt meinen Daddy.«
    »Ich komme, Prinzessin.«
    Kosenamen. Er hatte Katie zum ersten Mal vor exakt vierundzwanzig Stunden gegenübergestanden und hatte schon jetzt jede Menge davon parat. Kleine Patschefüße. Fräulein Schneckenhauslöckchen. Mein kleines Sonnenmädchen.
    Er raffte sich auf und nahm das Handtuch.
    »Erinnerst du dich an diesen alten Film Ein Mann und eine Frau ?« Grace schraubte den Deckel auf die Sonnencreme und warf sie beiseite.
    »Ob ich die Sonnenbrille abnehmen soll?«
    »Weißt du noch? Anouk Aimée, sie verliert ihren Ehemann und trifft dann den Fahrer seines Rennwagens, und sie bekommen wunderbare Kinder, und schließlich gehen sie alle zusammen schick essen? Oder hat sie ihren Mann, den Rennfahrer, verloren und dann jemand anderen kennengelernt. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Sie wird sie wahrscheinlich ohnehin nass spritzen.«
    »Nun ja, bei uns ist das völlig anders.«
    »Wovon sprichst du überhaupt?« Ohne Sonnenbrille leuchteten seine Augen strahlend grün. Ihr Glanz wurde von seinem dunklen Teint noch hervorgehoben. Er ließ die Brille auf die Strandmatte fallen.
    »Die Kinder in diesem Film. Sie waren anwesend, aber irgendwie im Hintergrund. Sie waren präsent, ohne das ganze Geschehen zu dominieren. Die Erwachsenen genossen ihr normales Abendessen, flirteten beim Klang der Musik und...«
    »Aha.« Mac warf Grace einen kurzen, musternden Blick zu. »Denkst du jetzt an das Essen oder den Teil mit dem Flirten?«

    »Ich bin hungrig.«
    Er lächelte und zeigte seine sehr weißen Zähne. Grace spürte, wie sie errötete.
    »Daddy.« Katie streckte ihre Arme aus.
    »Ich komme, Schätzchen«, rief er ihr zu, sein Blick haftete aber immer noch auf Grace. »Zehn Minuten. Dann bringe ich dich und deine Mutter in euer Hotel, damit ihr euch fürs Essen umziehen könnt.«
    Sie hatten sich bereits darauf geeinigt; es war einfach
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