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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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sein Peiniger zog sich in einem orangefarbenen Dunst zurück. Dann verengte sich dieses orangefarbene Fenster zu einem Nadelöhr, und Bartholomew starrte darauf, bis es schließlich ganz verschwand.

2
    Donnerstag
    V erstehe ich das richtig?« Mac McGuire drehte sich auf dem Laken, seine Füße vergruben sich im Sand. »Du bist den ganzen Weg von San Diego quer durch Florida auf die Insel Eleuthera auf die Bahamas gereist, damit du unsere fünfjährige Tochter an einem Strand schwimmen lassen kannst, der mit rasiermesserscharfen Korallen bedeckt ist.«
    »Erstens ist nicht der gesamte Strand damit bedeckt, sondern nur diese eine Seite.« Grace Descanso spritzte einen Klecks Sonnencreme auf seinen Rücken und verrieb sie dann sanft. »Und zweitens trägt sie Badeschuhe. Es geht ihr gut.«
    Ein warmer Windstoß blies über die Wellen, sodass weiϐe Gischt entstand und Katie in Schaum hüllte. Sie drehte die Arme wie die Flügel einer Windmühle, das türkisfarbene Wasser spritzte ihr um die Brust und plusterte die Rüschen ihres pinkfarbenen Badeanzugs auf. Die Haare waren nass, die goldenen Locken dunkler als gewöhnlich.
    Katie sah, dass die beiden sie beobachteten, und strahlte. »Hi, Daddy, Daddy, Daddy.«
    Und Mommy, Mommy, Mommy, dachte Grace bitter.
    »Hallo, Schätzchen. Ich bin in einer Minute wieder zurück im Wasser.«
    Am Klang seiner Stimme konnte Grace erkennen, dass Mac albern dreinblickte.
    Er redete weiter, seine Stimme nahm wieder den verständigen, nachdenklichen Ton an, den er im Fernsehen benutzte.
Er war Reporter im Gesundheitsressort bei CNN, verantwortlich für zwei Sendungen wöchentlich und immer verfügbar für Livereportagen. Außerdem war er das Gesicht der Abteilung und moderierte unter der Woche zudem täglich Beiträge an, die von Produzenten hinter den Kulissen vorbereitet wurden. Wenn die Zuschauer CNN einschalteten, dachten sie oftmals gleichzeitig an Mac. Zumindest suggerierten dies die Werbespots des Senders.
    »Ich weiß, dass es ihr gut geht. Ich dachte nur, es wäre schön, sie irgendwo hinzubringen, wo es einfach fantastisch ist. Euch beide«, verbesserte er sich.
    Grace massierte die Sonnencreme ein wenig zu heftig in seine Muskeln ein. Er roch nach einem exotischen Fruchtcocktail. Sie hatte Katie bereits zum zweiten Mal dick eingeschmiert, bis ihre Tochter genauso glitschig wie ein Heuler war. Und genauso schnell war sie Graces Griff entwischt und ins Wasser gesprungen. Dann hatte Mac Grace mit starken Fingern und langsamen Bewegungen eingecremt. Der Paarungstanz der Tropen.
    Nun glühte seine Haut unter ihren Fingern. Am Tag zuvor war er auf den Bahamas gelandet, und bereits jetzt hatte die Sonne sein Haar mit goldenen Strähnen versehen. Grace verlagerte ihr Gewicht und massierte weiter. Aus dem Augenwinkel konnte sie ein Stück seiner dunkelgrünen Badehose ausmachen.
    Eine dünne, frische Narbe verlief rosa über dem linken Arm. Ein Stich durchfuhr sie. Die Narbe stammte von ihr. Und sie an seiner Stelle würde Mac nach diesem Vorfall wohl nicht mehr in die Nähe ihres Körpers lassen, ganz gleich, wie gut sich seine Hände auf ihrer Haut anfühlten.
    »Ich meine, das Haus, das du gemietet hast, ist wirklich interessant«, spöttelte Mac weiter. »Aber ich hätte wenigstens etwas mit einem richtigen Badezimmer ausgesucht.«
    »Das ist umweltfreundlich.«

    »Das ist ein Komposthaufen, Grace, mit einem hölzernen Thron, der sich hinter einem Vorhang befindet. Wie in aller Welt hast du das Apartment nur entdeckt?«
    »Eine portugiesische Cousine arbeitet in der Urlaubsbranche. Erinnere mich, sie umzubringen, wenn ich wieder zurück bin.«
    Tatsächlich war die Frühstückspension etwas primitiver eingerichtet, als sie es erwartet hatte. Die versprochenen Gourmetmittagessen entpuppten sich als übrig gebliebene Hamburger, die in Streifen geschnitten und in Aluminiumfolie gewickelt waren. Dies wurde zusammen mit Rosinenbrötchen und einer Schicht Erdnussbutter serviert. Der als versteckt liegend beschriebene Strand verlangte eine Klettertour über einen schwer zugänglichen Weg aus spitzen Kalksteinen. Glücklicherweise hatte sie ein Auto gemietet. Nachdem sie sich der Fahrweise der Einheimischen auf den qualvoll engen Straßen voller Raser angepasst hatte, fanden sie bald einen Strand in der Nähe ihres Ferienorts.
    Die Hauptsache war die Flucht gewesen. Alles andere war zweitrangig. Das Leben von Grace Descanso hatte sich an einem sonnigen Oktobertag in San Diego maßgeblich
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