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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie
Autoren: Christopher Pike
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Lächeln.
    »Welcher Art war Ihre Beziehung zu Ann Rice?« lautete die erste Frage der Staatsanwältin.
    »Ich war ein guter Freund von ihr und ihrem Bruder«, erwiderte Chad, und seine Stimme klang noch sanfter als gewöhnlich. »Außerdem war ich bei ihr angestellt. Ich hab’ mich um das Anwesen gekümmert, im Garten gearbeitet und so.«
    »Wie alt sind Sie, Chad?«
    »Siebzehn.«
    »Dann sind Sie also ein Jahr jünger als Ann, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und ebenfalls ein Jahr jünger als die Angeklagte, Sharon McKay?«
    »Das stimmt.«
    »Seit wann haben Sie Ann gekannt?« fragte Margaret Hanover.
    »Seit wir klein waren – ich weiß nicht, vielleicht seit zehn Jahren.«
    »Also könnte man sagen, daß Sie sie gut kannten?«
    »Ja«, antwortete Chad.
    »Erzählen Sie uns ein bißchen über Anns Haus. Sie war sehr wohlhabend, nicht wahr?«
    »Ja; sie war mehrfache Millionärin, und sie hatte ein tolles Haus. Es war… Ist ein altes Herrenhaus, zu dem vierzig Hektar Grund gehören. Da gibt’s immer was zu tun.«
    »Lebte Ann gern in ihrem Haus?«
    »Na klar!« erwiderte Chad.
    »Bitte erzählen Sie uns, warum Ann so reich war.«
    »Sie hat alles von ihrer Mutter geerbt.«
    »Die letztes Jahr nach einem Herzanfall gestorben ist?«
    »Angeblich war es ein Herzanfall.«
    Margaret Hanover machte einen Schritt auf Chad zu. Sie war ganz und gar nicht begeistert darüber, daß er auf einmal die Todesursache von Mrs. Rice in Frage stellte.
    Chad verschlang die Finger ineinander und blickte unsicher zur Geschworenenbank hinüber. Sharon konnte buchstäblich fühlen, wie sich der Schweiß in seinen Handflächen sammelte. Es konnte ihm nicht leichtfallen, vor all diesen fremden Leuten über Ann zu sprechen.
    »Wessen Idee war dieser Camping-Trip eigentlich?« fragte die Staatsanwältin.
    »Ich glaube, es war meine. Wir haben gemeinsam darüber gesprochen. Ich kenne die Gegend am besten, und Ann war ganz wild auf den Ausflug.«
    John machte sich eine Notiz auf seinem Block.
    »War sie aufgeregt?« hakte Margaret Hanover nach.
    »Ja«, bestätigte Chad.
    »Sie stand kurz vor der Abschlußprüfung in der High-School. War sie vielleicht auch deswegen aufgeregt?«
    »Sie freute sich darauf, bald fertig zu sein«, antwortete Chad.
    »Was hatte sie für Zukunftspläne?«
    »Das weiß ich nicht.« Diese Antwort hatte die Staatsanwältin nicht erwartet, das sah Sharon ihr deutlich an.
    John hätte es sicher wieder als eine ihrer Schwächen bezeichnet, denn Margaret Hanover hatte gerade der Jury gegenüber indirekt zugegeben, daß sie die Fragen vorher schon einmal mit Chad durchgegangen war.
    »Aber Ann hatte doch Zukunftspläne, oder?« fragte sie jetzt. »Hatte sie sich nicht gerade verlobt?«
    Chad lächelte. »Ja, mit meinem Bruder.«
    »Liebte sie Ihren Bruder?«
    »O ja, natürlich.«
    »Hat er sie glücklich gemacht?«
    »Ja.«
    »Anns Leben begann gerade erst. Sie hatte Geld, sie hatte jemanden, der sie liebte – besaß sie nicht all das, was die meisten Menschen sich vom Leben erhoffen?«
    Chad zögerte einen Moment. »Ich glaube ja«, erwiderte er dann.
    Margaret Hanover wechselte auf seine linke Seite, so daß er zwischen ihr und den Geschworenen saß, die ihn so bei der nächsten Antwort voll im Blick hatten. »Chad«, fuhr sie fort, »was meinen Sie, der Ann so lange gekannt hat – würden Sie sagen, daß sie eine Selbstmordkandidatin war?«
    »Nein«, antwortete Chad.
    Wie hätte ich auch erwarten können, daß er ja sagt, wo ich selbst mit nein hätte antworten müssen? fragte sich Sharon verzweifelt. Chads Antwort war richtig gewesen. Sharon kam es plötzlich vor, als könne der Prozeß vorbei sein, bevor John überhaupt Gelegenheit erhielt, sie zu verteidigen. Sie lehnte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Warum erheben Sie denn keinen Einspruch oder irgendwas?«
    »Sind Sie da ganz sicher?« hakte die Staatsanwältin gerade nach.
    »Einspruch«, rief John. »Der Zeuge wird zu einer Antwort aufgefordert, die selbst ein Psychiater nicht mit letzter Sicherheit geben könnte.«
    »Stattgegeben«, sagte Richter Warner.
    »Danke«, murmelte Sharon.
    »Danken Sie mir lieber nicht«, flüsterte John zurück. »Damit sammeln wir bei den Geschworenen nicht unbedingt Punkte. Sharon, Sie haben zuviel ferngesehen! Hören sie mal genau hin – Chad ist gar nicht gegen uns!«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, beharrte Sharon.
    »Ich schon«, erwiderte John zuversichtlich.
    »Bitte erzählen Sie dem Gericht, was
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