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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil
Autoren: Bryan Smith
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hängte sie wieder in die Tanksäule ein.
    Auf der Digitalanzeige stand die Frage, ob er eine Quittung wollte. Er drückte die Taste mit dem N und kehrte zu seinem Wagen zurück. Neben der Beifahrerseite des Cabrios wartete die Kleine bereits auf ihn. Er ging um den Wagen herum und hielt ihr die Tür auf. Das Verdeck war offen, die Fenster heruntergekurbelt. Was auch sonst, schließlich war es ein schöner Sommertag. Nur ein kompletter Idiot würde an einem solchen Tag mit diesem coolen alten Wagen herumfahren und dabei das Verdeck geschlossen halten. Doch mittlerweile wünschte sich Rob, es hätte geregnet. Bei offenem Verdeck und heruntergelassenen Fenstern gab es für das Mädchen keinen toten Winkel. Während er um den Wagen herumging, war er die ganze Zeit über in der Schusslinie der durchgeknallten Kleinen.
    Ihr Lächeln verriet ihm, dass sie genau wusste, was er dachte. »Mach’ die Tür für mich zu wie ein richtiger Gentleman und steig’ ein. Und bleib’ cool. Sollte ich den Eindruck bekommen, dass du eine krumme Tour versuchst, fange ich an zu schießen.«
    »Eine krumme Tour?«
    Das Mädchen gab ihm – wohl für den Fall, dass sie zufällig beobachtet wurden und um die Farce, sie seien ein Pärchen, aufrechtzuerhalten – einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ließ sich geschmeidig auf den Beifahrersitz des Ford Galaxie gleiten. Rob wischte sich den Lippenstift von der Wange und starrte eine Sekunde lang auf das hellrote Geschmiere auf seinem Daumen. Es sah aus wie Blut.
    Mist, dachte er. Das hier passiert wirklich.
    Lauf. Zum Teufel, sieh zu, dass du hier wegkommst.
    Die Kleine blickte zu ihm auf, ihr Gesichtsausdruck wieder hart, die rechte Hand wieder in der Leinentasche. »Das!«, sagte sie.
    »Was?«
    »Was du da tust. Einfach so rumstehen.« Die Hand in der Tasche bewegte sich. »Das sieht mir verdammt nach einer krummen Tour aus. Das macht mir wirklich Sorgen. Du solltest auf der Stelle etwas unternehmen, damit ich mich wieder beruhige.«
    Rob setzte sich in Bewegung. Er zitterte. Der harte Asphalt unter seinen Füßen fühlte sich an, als wolle er sich gleich in Treibsand verwandeln. Toll, wirklich. Super. Am besten einfach im Erdboden versinken. Das konnte auch nicht schlimmer sein als eine verrückte Tussi mit einer Knarre, die mit ihm eine Spritztour nach Nirgendwo unternahm, wahrscheinlich direkt in die Hölle. Dennoch schaffte er es auf die andere Seite des Wagens, ohne umzukippen oder irgendwie durchzudrehen. Ein Wunder. Er öffnete die Fahrertür und ließ sich hinter das riesige rote Lenkrad sinken.
    Er zog die Tür zu und fing wieder an zu zittern. »Oh, Gott! Scheiße. Oh, Scheiße!«
    Das Mädchen starrte ihn an. »Angst?«
    »Ich mach’ mir gleich in die Hosen.«
    »Gut. Solange du Angst hast und keine Dummheiten versuchst, wird dir nichts passieren.«
    »Okay.«
    »Lass den Motor an.«
    Rob starrte auf seine rechte Hand und zwang sich dazu, sich zu konzentrieren, bis sie endlich aufhörte zu zittern. Der Schlüssel steckte. Er drehte ihn und der alte V8 erwachte dröhnend zum Leben.
    Er lehnte sich zurück und blickte das Mädchen an. »Und jetzt?«
    »Warte!«
    Sie legte die Waffe auf das Armaturenbrett und fing an, in ihrem Leinenbeutel herumzuwühlen. Er hörte das Klimpern von irgendwelchen Gegenständen. Er blickte sie an. Ihre ganze Aufmerksamkeit schien darauf konzentriert, etwas in der Tasche zu finden. Er sah auf die Waffe.
    Er griff danach.
    Ihre Faust kam aus dem Nichts und traf ihn heftig auf die Seite seiner Nase. Schmerz durchfuhr ihn und er wurde in seinen Sitz zurückgeworfen. Blut sickerte aus seinem Nasenloch und tröpfelte ihm über die Lippen in den Mund. Aus großen Augen sah er sie an. Der Revolver lag noch immer auf dem Armaturenbrett. Doch jeder Gedanke, noch einmal danach zu greifen, verkümmerte auf der Stelle. Rob war wie benommen, in seinem Kopf drehte sich alles. Seine ganze Welt war aus den Fugen geraten. Was ihm hier passierte, war völlig fremd für ihn und überstieg alles, was er bisher erlebt hatte. Natürlich hatte er, wie jeder andere auch, genügend Balgereien auf dem Schulhof mitgemacht, aber seit er erwachsen war, hatte ihm noch nie jemand einen Fausthieb versetzt. Diese Gewalttätigkeit war ein Schock für ihn.
    Und es spielte überhaupt keine Rolle, dass sie nur ein Mädchen und er größer als sie und wahrscheinlich auch stärker war. Sie war schnell und wild wie ein Raubtier. Sie würde nicht zögern, ihn zu verletzen oder ihm
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