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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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nuttigem Make-up, flankiert von zwei südländischen Gangstern, wie sie im Buche standen. Finstere Gestalten, denen sie nicht im Dunkeln begegnen wollte und schon gar nicht mitten in einem Kriegsgebiet in Jugoslawien. Sie schüttelte es bei der Vorstellung, sich diesen dubiosen Figuren anvertrauen zu müssen.
    »Wie genau soll der Deal ablaufen?«, erkundigte sich Gabriele mit geschäftsmäßigem Ton. »Du erwartest von uns hoffentlich nicht, dass wir mit einem Koffer voller Geld dort unten aufkreuzen.«
    Vladi verlor das ewige Lächeln aus seinem Gesicht und sah Gabriele bestürzt an: »Doch, natürlich! Nur Bares ist Wahres.« Kurz darauf entlarvte er seine Entrüstung als Scherz, denn lachend stellte er richtig: »Niemand erwartet von euch, dass ihr schon beim ersten Mal etwas zahlt. Das Ganze läuft folgendermaßen ab: Ihr reist an den vereinbarten Treffpunkt, kommt mit Yelina und den Jungs zusammen, dürft sämtliche zum Verkauf stehenden Werke in Augenschein nehmen und sogar eines mit nach Hause nehmen. Wir werden es rahmenlos ins Futteral eines Koffers einnähen, damit ihr bei der Rückreise keine Probleme mit dem deutschen Zoll bekommt. Daheim könnt ihr es in aller Ruhe untersuchen und die Echtheit überprüfen. Erst später kommt das Geld ins Spiel, und auch nur, wenn ihr von der Sache absolut überzeugt seid.« Er strahlte sie an: »Na, wie klingt das? Deal?« Er streckte seine rechte Hand aus.
    »Deal!«, rief Gabriele euphorisch und schlug ein.
    »Kein Deal!«, meinte dagegen Sina. Demonstrativ trennte sie die Hände von Vladi und ihrer Freundin. »Das ist doch eine völlig windige Angelegenheit! Mensch, Gabi, wo bleibt dein gesunder Menschenverstand?«
    Vladi schaute sie enttäuscht, Gabriele gereizt an. Streng sagte sie: »Was uns Vladi vorschlägt, ist ein äußerst faires Geschäft. Wir gehen keinerlei Risiko ein, können jederzeit aussteigen und bekommen sogar ein Muster, das wir untersuchen dürfen. Was will man mehr, Kleines?«
    »Nenn mich nicht Kleines. Schon gar nicht vor einem Fremden«, ereiferte sich die Jüngere.
    »Vladi ist kein Fremder.« Gabi bemühte sich darum, in Vladis Gegenwart freundlich und besonnen aufzutreten. Schließlich stritt man sich nicht vor Geschäftspartnern. »Er ist ein …«
    Weiter kam sie nicht, denn Sina unterbrach: »Ein Taxifahrer, der uns ab und zu von A nach B chauffiert hat und der nett plaudern kann. Ansonsten wissen wir nichts von ihm. Überhaupt nichts!«
    »Das können wir nachholen. Wir haben ab jetzt die Gelegenheit, Vladi näher kennenzulernen. Ich bin sicher, dass wir dabei keine bösen Überraschungen erleben werden.«
    »Weil du keine bösen Überraschungen erleben willst , Gabi! Ich sehe doch schon wieder die Dollarzeichen in deinen Augen. Du hast einzig und allein diesen Deal im Sinn und scherst dich nicht um mögliche Gefahren oder Hinterhalte.«
    »Hinterhalte? Ist das nicht etwas übertrieben?« Der Einwand kam von Vladi, der auf Abstand gegangen war und etwas verloren zwischen zwei hüfthohen Skulpturen stand. »Wir wollen doch nur etwas verkaufen.«
    »Dann biete deine Sachen offiziell und mit Mehrwertsteuer an. Ich habe keine Lust, wegen Hehlerei und Steuerhinterziehung in den Knast zu wandern«, machte Sina ihrem Unmut Luft. »Vor allen Dingen habe ich absolut keinen Bock auf diesen Trip nach Jugoslawien.«
    »Aber Sinalein, sei nicht so bockig«, sagte Gabriele mit aufgesetzter Sanftmut. »Betrachte es als Urlaubsreise …«
    »… die mit einer Kugel im Kopf endet? Nein, danke!«
    »Jetzt wirst du kindisch.«
    »Lieber kindisch als tot.«
    »Es ist nur ein Geschäft, Sina. Wir sind nicht die einzigen, die aus den besonderen Bedingungen, die in Krisengebieten herrschen, Kapital schlagen wollen. Da mischen auch die Big Player der Branche mit. Wir können froh sein, wenn mal wir Kleinen vorgezogen werden und für unsereins nicht nur die Brosamen übrig bleiben.«
    »Ein Geschäft, sagst du? Dann sollte es auf einer soliden Basis stehen. Dieses Geschäft hat für meinen Geschmack viel zu viele unsichere Variablen. Ich traue weder unseren Geschäftspartnern noch den Umständen, unter denen dieses Geschäft abgewickelt werden soll.«
    Gabriele konnte sich nicht länger beherrschen. Sie trat Sina auf den Fuß. Nicht allzu fest, aber so, dass sie es spüren musste. Eindringlich sagte sie: »Ich bin diejenige, der der Laden gehört. Deswegen bestimme ich auch, wo es langgeht.«
    »Aber ich bin nicht deine Angestellte. Und deswegen kannst du mich
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