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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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ihrem Hals entlang fließender offener Zopf zeigte, dass sie eine noch unverheiratete Frau war.
    Ihr Kleid nach der neuesten Mode ließ sie in eng geschnürtem Korsett sehr steif sitzen, während sich der Stoff ihrer Turnüre an ihrer Seite bauschte.
    „Wie war der Ball bei Marmaduke?“ Harris schien nicht wirklich an einer Antwort interessiert. Seine Blicke wanderten aus dem Fenster hinaus in den stickigen Augusttag. Die Fenster waren wie fast immer fest verschlossen gegen den Ruß, der von draußen hereindrang und die Dienstboten beinahe Tag und Nacht mit Putzen beschäftigte.
    Die schweren samtenen Übergardinen verstärkten noch die drückende Atmosphäre und Harris dachte mit einer gewissen Sehnsucht an die reine, klare Luft in Derbyshire, wo das Anwesen seiner Familie lag.
    Adelaide griff nach ihrem Fächer. Er ließ die kleinen blonden Löckchen über ihrer Stirn hüpfen.
    „Wenn es nur endlich ein Gewitter geben wollte, mein Liebster. Damit diese fürchterliche Schwüle endet …“ Das Zufächern hatte nichts gebracht und so griff sie wieder zu ihrer Handarbeit.
    „Oh … der Ball … ja – der war wundervoll. Stell dir vor … Tommy Wolstenbury hat eine ganz ungeheuerliche Summe für ein Rennpferd ausgegeben. Er meinte, wie müssten undbedingt nach Goodwood kommen und auf das Tier setzen.“
    Ihr Gesicht hatte zu leuchten begonnen bei dem Gedanken an eines der elegantesten Rennereignisse der Season.
    „Er hat uns inständig gebeten dann in seine Loge zu kommen.“
    Harris Gesicht verdunkelte sich.
    „Goodwood? Es tut mir Leid. Ich habe dann Dienst.“ Seine kräftigen Brauen zogen sich zusammen und er schien etwas in der Ferne zu mustern.
    Ada warf ihre Stickarbeit mit Schwung auf den Schoss.
    „Ach, nein! John! Das kannst du mir nicht antun. Goodwood … in Marmadukes Loge! Du weißt, dass es mir unmöglich ist, als unverheiratete Frau alleine zum Rennen zu gehen.“
    Wie schafften Frauen es nur, in einen einzigen Satz gleich mehrere Problemfelder zu integrieren …
    Er wandte seinen Blick von der Straße ab, auf der die Kutschen in dichten Abständen über das Pflaster polterten.
    „Es tut mir Leid, Liebes. Ich möchte dir den Spaß wirklich nicht verderben. Aber ich habe Dienst.“
    „Immer hast du Dienst.“ Sie bemühte sich gar nicht, Zorn und Enttäuschung zu verbergen. Und Harris sah bereits an ihrer Haltung, dass jetzt gleich noch viel mehr zur Sprache kommen würde.
    Die Anstandsdame, eine verwitwete entfernte Tante Adas, hob kurz ihren Kopf und döste sogleich wieder ein. In einem Sessel sitzend, wirkte sie wie eines der düsteren Möbelstücke des Salons.
    „Wieso bist du eigentlich bei der Polizei? John! Du bist der Sohn eines Earls und hast es wohl kaum nötig, Spitzbuben in diesen ganzen fürchterlichen Gegenden zu jagen.“
    Harris atmete tief durch. Ada war noch attraktiver, wenn sie wütend wurde. Die zarten Flügel ihres Näschens bebten dann und das Rot ihrer Wangen schien jenes ihres Schmollmunds aufzunehmen.
    Es gab keinen Zweifel: Adelaide Warrington war einer der bezauberndsten Frauen der Gesellschaft und er hatte gar nicht anders gekonnt, als sich in sie zu verlieben.
    Nur leider ging ihre Schönheit auch mit einem sehr wechselhaften Temperament einher. Zu Beginn ihrer Beziehung hatte er dieses noch zu übersehen vermocht, doch inzwischen begann er sich zu fragen …
    „Meine Liebe … ich bin der dritte Sohn eines Earls. Und wie du natürlich weißt, verfüge ich deswegen weder über den Titel, noch die Ländereien und Einkünfte des Erstgeborenen. All das hat mein Bruder Montague geerbt.“
    Ada sprang auf und machte eine heftige Drehung, wobei ihr schweres Kleid aufrauschte.
    „Ach, John … Immer tust du so, als würdest du am Hungertuch nagen. Himmel! Als wären tausend Pfund Sterling im Monat nichts. Dazu ein elegantes Haus in Belgravia. Manchmal habe ich dich im Verdacht, dass dir das Räuber und Gendarmspielen Spaß macht, weil es dich von mir wegbringt.“
    Ehrlich Empörung wallte in Harris auf.
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr und schloss sie in seine Arme.
    „Wie kannst du das sagen, mein Schatz? Aber ich spiele nicht Räuber und Gendarm. Und ich jage auch keine Spitzbuben. Scotland Yard …“, gerade wollte er zu einem Vortrag über die Wichtigkeit der Kriminalpolizei für Sicherheit und Ordnung im Herzen des Empire ansetzen, da machte Ada sich von ihm los und wandte sich einem kleinen Tisch mit Fotografien zu, die sie hin und her zu schieben
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