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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
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zurüc k , um sie he r einzulassen. Der Fahrer blieb im Wagen. »Ich fürchte, hier ist n icht alles so, w ie ich es gerne hätte. Sie wissen ja, daß wir jetzt schon seit zwei Monaten keinen Wachtmeister haben – nicht d a ß ich es n a ch zwanzig Jahren Dienst in diesem D orf nicht alleine schaffen könnte, aber trotzdem – «
    »Zwanzig Jahre… Dann kennen Sie diese Gegend sicher in- und auswendig ? «
    »Ich kenne jeden Grashal m . Das ist es eigentli c h nicht, was ich … «
    » Gut. Was ist m i t dem Mädchen? Ist es bei Bewuß t sein ? «
    Der Capitano setzte sich in den Stuhl des Brigadiere. Auf dem Tisch lagen die Habseligkeiten des Mädchens, sorgfä l tig zusam m engelegt und m it Etiketten v ersehen. Er nahm sogleich das Blatt Papier in die Hand und entfaltete es. Der Staatsanwalt hatte den S t uhl, den m an ihm angeboten hatte, abgelehnt und es stattdessen vorgezogen, i m Ra u m umherzugehen. Dabei zog er ab und zu an seiner Zigarre und betrach t ete alles und jeden m it einer a m üsierten Distanz, die den Eindruck erweckte, als wäre er leicht überrascht und doch erfreut darüber, daß er das A m t des Staatsanwalts auszuüben hatte. Er machte es sich beim Fenster bequem und starrte hinüber zum K o m m unistischen Klub, der sich in einem roten Backsteinbau hinter den knospenden Bäu m en befand .
    » Sie liegt in der Krankenstation, immer noch ohne Bewuß t sein, soviel ich weiß – ich habe einen von m einen Jungs dagelassen, falls sie zu sich kom m t, aber sie hat hohes Fieber, und m an hat Angst, daß sie sich m öglicherweise eine Lungenentzündung geholt hat. Wir hatten keine Möglichkeit festzustellen, wie lange sie da draußen im Regen war. Sie ist auch verletzt, am Bein, und sie kann erst nach vierundzwanzig Stunden nach Florenz verlegt werden, weil sie sich beim Sturz auch noch den Kopf aufgeschlagen hat. Es besteht die Gefahr e i ner Gehirnerschütterung. «
    »Leutnant . «
    Der Capitano reichte den Zettel dem jungen Offizier, der steif direkt neben der Tür stand. Das E nglisch des Capitano war passabel, doch der junge Mann sprach fließend. Er las den Brief vor: Lieber Papa., Ich bin entführt worden. Bitte hilf mir. Sie werden eine Botschaft an das Konsulat schicken. Du mußt mir helfen, Papa, ich brauche Dich. Debbie .
    Der Capitano starrte eine Weile schweigend vor sich hin. » Mehr steht da nicht, Capitano . «
    Der junge L eutnant gab den Brief zurück. Der Capitano nahm ihn und schaute darauf, im m er noch ohne ein Wort. Schließlich sagte er: » Vielen Dank. Gehen Sie rüber zur Krankenstation und lösen Sie den Kollegen ab. Setzen Sie sich an das Bett von diesem Mädchen. Sie heißt « , er warf einen Blick auf den Bericht des Brigadiere neben dem Telefon, » Katrine. Katrine… Reden Sie mit ihr, wenn sie zu sich ko mm t. Schreib e n Sie alles auf, was sie sag t , auch wenn sie im Schlaf oder im Fieber spricht. Wenn nötig, m üssen Sie vielleicht s o gar die ganze Nacht über bleiben. Wir wissen nicht, aus welchem Land sie kom m t, aber d a ihr Italieni s ch ziemlich schlecht ist, dürfte sie m it ihrer a m erikani s chen Freund i n Englisch gesprochen haben. Gehen Sie jetzt gleich rüber. Brigadiere, können Sie einen Mann entbehren, der ihm den Weg zeigt ? «
    » Si signore. Sartini! «
    Der Brigad i ere m achte sich auf die Suche nach diesem ›verdam m ten Muttersöhnchen‹ und freute sich, ihn loszuwerden, wenn auch nur für zwanzig Minuten .
    Der Staatsanwalt hatte sich vom Fenster abgewandt und beobachtete neugierig den Capitano. Aus dem Zim m er nebe n an erklang das stockende Geklapper einer Schreib m aschine .
    » Stim m t irgendwas nich t ? «
    » Sieht so aus. Aber es ist eigentlich noch zu früh, um das zu beurteilen. Vorläufig bleiben wir bei der Routineprozedur. «
    » Und die wäre ? «
    » Die Hundeführer dürften bald da sein. Mit den Sachen des Mädchens m üßten wir ihre Spur mindestens bis dor t hin zurückverfo l gen können, wo sie in der Nacht abgesetzt wurde – das hoffe ich jedenfalls, nach all dem Regen. In der Zwischenzeit werden die Hubschrauber die u m lie g ende Gegend absuchen, vor allem da, wo leerstehende Bauernhäuser oder Hütten sind. Der Brigadiere h i er wird jedes Versteck kennen, das in Frage ko m mt. Nor m alerweise würde ich auch Straßensperren errichten lassen, aber in diesem Fall ist es schon zu spät . «
    »Wäre es nicht auch m öglich, daß das andere Mädchen hundert Kilo m eter v on hier ent f ernt ist und unser
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