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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
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ißten Mädchens aufzusuchen. Bis dahin konnte er die üblichen Befehle schon beinahe im Schlaf geben – und er schlief auch fast noch, da m an ihn an diesem Morgen kurz nach fünf aus dem Bett geholt hatte. Es war jetzt fünf Uhr fünfundzwanzig, und er fuhr sich m i t einer Hand über das unrasierte Gesicht, als er den Hörer auflegte und sich einen Augenblick lang in seinem Stuhl zurücklehnte, bis der Anruf aus Pont i no ka m . Im Büro, von dem aus er die Carabinieri-Ko m panie befehligte, die für den süd l ich des Arno gelegenen Teil der Stadt zuständig war, brannte schon Licht. Ein größeres Gebiet, das sich südlich über die Chianti- Hügel bis zur Grenze der Provinz Siena erstreckte, gehörte auch noch zu seinem Kom m andobereich. Es war nun m al sein Pech, daß das Dorf Pontino gerade noch auf seinem Gebiet lag und daß er und nicht irgendein Kollege in Siena im Morgengrauen geweckt worden war. Die Stadt vor seinem Fenster war noch unsichtbar b i s auf die kaum erkennbaren U m risse der Dächer von Borgo Ogn i ssanti in der helleren Dunkelheit des Hi mm e ls. Es regnete im m er noch, aber weniger heftig. H i n und wieder ru m pelte ein kleiner Lkw am Flußufer entlang in Richtung Zentralmarkt. In einer halben Stunde würden etwa ein Dutzend Autos in den Innenhof einfahren und die Kollegen die Morgenschicht überneh m en. Im m er die gleichen Routine m a ß nah m en… Straßensperren, falls die Entführung sofort ge m eldet wurde, Hubschrauber, Hunde, den Staatsanwalt infor m ieren, die Suche nach dem Auskundschafter anleiern, dann auf die erste Botschaft warten. Die Eltern w a ren die ein z ige Variable, und selbst da war das Muster m eistens das gleiche; ihre Reaktion folgte einem v orhersehbaren Sche m a, das Polizei wie Entführer g l eicher m aßen kannten. Der Anruf aus Pontino für den Capitano kam durch. Der Brigadiere der Carabinieri draußen in Pontino hatten inzwischen einen vorläufigen Bericht fertiggestellt, den er langsa m , Wort f ü r Wort vorlas, so wie er ihn geschrieben hatte. Der Bericht war ausführlich und zu lang. A b er der Capitano unterbrach ihn nicht. Kein Staatsanwalt würde es schätzen, um diese Zeit angerufen zu werden .
    »Dann sagte das Mädchen in sehr gebrochenem Italienisch: ›Sie haben noch Deborah. Ich muß das amerikanische Konsulat anrufen.‹ Was sie danach sagte, war sehr viel unzusammenhängender. Ich benachrichtigte den örtlichen Arzt und die Zen t rale… «
    Das einzige, worüber sich der Capitano zu diesem Zeitpun k t Sorgen m achte, war die Frage, welcher Staatsanwalt i h m zuget e ilt würde. E rfahrungsge m äß zogen sich solche Entführungsfälle h i n, und sie waren heikel. Es ging nicht nur daru m , die Eltern im Griff zu behalten, da sie und die Polizei in vieler H insicht gänzlich entgegengesetzte Ziele v erfolgten, es ging auch um die Gefahr, daß sich irgendein Dritter ein m isch t e… Ein M i ttelsmann mit Macht und E influß, davor graute dem Capitano am m eisten… »Ein Wollpullover, blau, mit einem rot und dunkelblauen Muster an den Schultern. Ein Paar Bluejeans, verwaschen, amerikanisches Fabrikat, in den Taschen fanden sich zwei Kinokarten, eine Brieftasche, braunes Leder mit roten aufgemalten Verzierungen. Sie enthielt… «
    Ein erfahrener Staatsanwalt, der i h m beistehen würde, wenn es brenzlig wurde… und er hatte nicht im m er Glück gehabt… »…Halspast i llen, Marke ›Winky‹, hergestellt in Mailand, die Folie zerr i ssen, drei Pastillen sind noch übrig. Ein zusammengefalteter Brief, in Englisch, handgeschrieben, auf liniertem Papier und adressiert an das amerikanische Konsulat in Florenz, kein Umschlag – «
    »Was ! «
    » Da war kein U m schlag – «
    » Der Brief, Brigadiere, der Brief! Was steht drin ? «
    »Ich fürchte, hier ist niemand, der… «
    »Ich komm s ofort rüber. «
    Nun, wer im m er der Staatsanwalt auch sein m ochte, um Viertel vor sechs würde er aus dem Bett geholt, ob ihm das paßte oder nicht. Das war zwar nicht der beste Auftakt, aber was sollte man m achen… Der Staatsanwalt war ein neuer Mann, aus Mailand, nach seiner Redegeschw i ndigkeit zu urteilen und danach, wie er im m er das S verschluckte, und er war keineswegs verärgert, sondern eher belustigt .
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob es sich noch lohnt, ins Bett zu gehen oder nicht. Ich dusche noch schnell und bin in fünfundzwanzig Minuten bei Ihnen – ich neh m e an, Sie haben reichlich Erfahrung m it solchen Sachen ? «
    »
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