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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling
Autoren: Magdalen Nabb
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Schnee. Es gab keinen Frost und offensichtlich bestand auch keine Gefahr, daß es welchen geben könnte. Die Bauern, die aus den vergitterten Fenstern der Castellos, V i llen und Bauernhäuser blickten, betrachteten dieses unerwartete, doch har m lose Wetter ohne großes Interesse und be m erkten n ur m it e in e m zweifelnden Blick zum f ahlen Himmel: »Regen brauchen wir, nicht Schnee. «
    Aber es schneite den ganzen Tag. Am frühen Abend wurde aus dem Schnee Schneeregen, und gegen Mitternacht regnete es bereits heftig. Der Regen füllte d u nkle Gräben, Furchen und Schlaglöcher und spülte die Last von den kleinen Bäu m en. Um vier Uhr m orgens blitzten die Scheinwerfer eines Lieferwagens durch den starken Regen und be l euchteten ein Stück der ungeteerten Straße, d i e die beiden Bergdörfer Taverna und Pontino verband. Der Lieferwagen hielt an, und die Scheinwerfer gingen aus. Einige Augenblicke später setzte der Wagen zurück, wendete und fuhr m it verschwi mm enden roten Hecklichtern davon .
    Als das Motorengeräusch verklungen war, hörte m an in der Dunkelheit schlurfende Schritte. Als sie am Tor eines Bauernhauses vorbeika m en, schlug ein Hund an, aber im Haus blieb alles dunkel. Der Hund beruh i gte sich wieder, als sich die Schritte in der Ferne ver l oren. An einer Straßenb i egung, die den Anfang von Pontino m arkierte, stand ein von einem kleinen Steinbogen eingerah m ter Bildstock. In der Dunke l heit waren nur der rote Lichtpunkt und die Plastikblu m en in einem Mar m eladenglas zu seinen Füßen s i chtbar. Als die Schritte den Bildstock erreichten, hielten sie inne. Das winzige rote Lä m pc h en verbreitete ein schwaches rosa Licht, in dem jet z t die zierli c he Gestalt eines Mädchens sichtbar wurde, das eine Hand nach dem Bildstock ausstreckte und dann zusa mm enbrach, wobei es sich die Stirn an einem der vorstehenden Steine des Bogens stieß. Über eine Stunde prasselte der Regen heftig ins Gras, auf den Bogen und die zusam m engebr o chene Gestalt, dann rappelte sich das Mädchen wieder auf und stolperte weiter Richtung Pontino. Verwirrt durch immer n e ue kleine ro t e Lichter, d i e überall u m s i e herum erschienen, kam sie oft von der Straße ab. An der Piazza war ein Fenster erleuchtet, doch anstatt auf das Licht zuzusteuern, lief das Mädchen im Kreis herum und stieß in der Dunke l heit gegen Bäume, Bänke und Laternen. Erst nach einiger Zeit u nd eher durch Zufall landete sie bei dem erleuchteten Fenster und sah hinein. Der Regen strö m te auf ihren Kopf herab und spülte über die Scheibe, hinter der sie verschwom m en Bl u men sah. In m itten der Blu m en saß ein gno m enhafter Mann, der eine große grüne Schürze und einen gestreiften Turban trug. Er wippte hin und h er und sang offenbar leise vor sich hin, während er einen langen Holzpinsel in große Töpfe m i t leuchtend bunter Farbe tunkte .
    Er strich die Farbe auf die weißen Margeriten in seinem Schoß und färbte s i e türkis, tiefrot und blau .
    Über der pinselnden Gestalt befand sich eine kleine rote La m p e und eine Gipsfigur der Heiligen Jungfrau, die einen etwas ra m ponierten Säugling in den Ar m en wiegte. Die Blu m en in d er Vase am Fuß der Statue waren aus P l astik. Das be m alte Gesicht der Jungfrau starrte mit einem l e i c hten Lächeln zum Fenster hinaus, als das Mädchen die nasse, kalte Hand hob, um gegen die Scheibe zu klopfen .

2
    » Fordern Sie zuerst in Pisa die Hubschrauber an. Ich will, daß der Wagen gefunden wird. Sie sollen an diesem Ende der Via Senese anfangen und sich dann i n Richtung Süden vorarbeiten – nein, für Straßensperren ist es schon zu spät… i rgendwann gestern m orgen, was Genaueres liegt nicht vor. Ich brauche sofort Hundeführer. Sie m üssen nach Pontino rausgeschickt werden und brauchen sich nicht erst hier zu m elden – das Mädchen, das sie freigelassen haben, hat einen Schock. Sobald es transportfäh i g ist, laß ich ' s nach Florenz runterbringen, aber im Mo m ent m üssen wir sie dort lassen, wo sie ist. Verbinden Sie m ich am besten gleich noch m al m i t Pontino, ja? Vielleicht haben die inzwischen was für m ich… «
    Vor Capitano Maestrangelo lag ein unbeschriebener Notizblock auf dem Tisch, und er h i elt einen Stift in der Hand, m achte sich aber keine Notizen. Das war nicht nötig. In dieser Phase lief alles im m er nach dem gleichen Sche m a ab. Wahrscheinlich m ußte er sein Büro erst verlassen, wenn es Zeit war, die Eltern des ver m
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