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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen
Autoren: Ilsa J.Bick
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einzugehen?«
    »Weil ich es kann.« Mit einem Seufzen räkelte sich sein Bruder wie eine Katze. »Wo bleibt bei einer schnellen Hinrichtung der Sport?«
    »Sport«, grunzte Marcus. Er stieß sich vom Fenster ab, drehte sich nach links, hakte die linke Hand unter einen strategisch knapp unter der Krümmung der >Decke< platzierten Griff. Seine dürren gelähmten Beine zog er hinter sich her wie Luftsäcke in einer leichten Brise. »Das ist kein Spiel, Jonathan. Katana Tormark muss sterben. Den Kopfgeldjäger loszuwerden, bedeutete eine Notwendigkeit. Wir mussten dich bei ihr einschleusen. Aber dich mit ISA-Agenten anzulegen, die ganze Angelegenheit auf Towne ...«
    »Das war Training«, erwiderte Jonathan und schaute ihn durch den Vorhang seiner Wimpern an.
    »Acht Morde, das erscheint mir übertrieben.«
    »Nein. Shus Tochter war ein Bonus.«
    »Sie war kein Bonus. Shu konnte nur nicht zu Ende bringen, was er angefangen hatte.«
    »Ach, jetzt sei doch kein Spielverderber, Marcus. Du bist nur wütend, weil du die kleine Schlampe nicht selbst um die Ecke bringen konntest.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Tatsächlich.« Jonathan dehnte das Wort. »Und warum hast du dann darauf bestanden, dass ich alles aufzeichne? Erzähl mir nicht, du hättest keinen Spaß an den Datenkristallen gehabt. Glaubst du, du wärest der Einzige, der einen Computer einschalten und nachsehen kann, wer sich was angehört hat?«
    »Jonathan«, setzte Marcus an - und verstummte erschreckt. Jonathan hatte recht. Zuzuhören, wie die Frauen um ihr Leben bettelten, wie sie versprachen, alles für Jonathan zu tun, und dann wie gebannt zuzusehen, wie sie dieses Versprechen auch erfüllten ... Marcus brauchte nur daran zu denken, und sein Puls hämmerte durch die Adern, sein Mund trocknete aus. Marcus war stinkreich, ja, aber er brauchte seinen Bruder, er diente ihm als seine Augen und Ohren. Sein Körper und die Frauen ...
    »Darum geht es nicht«, presste er hervor. »Du kannst nicht einfach ... aus einer Laune heraus Leute rekrutieren und dich vergnügen.«
    »Und warum nicht? Was ist ein kleiner Mord unter Freunden?«
    »Shu war nicht dein Freund.«
    »Nein«, gab Jonathan mit gespieltem Ernst zu. »Da hast du recht. Er war nur in mich verliebt. Aber was für ein Glück, oder? Shu und seine hübsche Tochter bei einem ihrer ungezogenen kleinen Spielchen zu überraschen ... das arme Mädchen war halb tot, als ich den Schal abgeschnitten habe.« Grinsend rollte er sich ein, stieß sich mit den Füßen von einer schmalen Schottwand ab und schoss durch den Raum in eine hohe Ecke. Dort klemmte er sich zwischen die Wände, eine menschliche Spinne in der Mitte eines unsichtbaren Netzes. »Weißt du, allmählich fange ich an zu verstehen, warum du die Schwerelosigkeit so magst. Sex muss eine echte Erfahrung sein.«
    »Wechsel nicht das Thema.«
    »Spielverderber.« Dann seufzte er wieder. »Jemanden musste ich der Polizei geben, und der liebe kleine Shu war so eifrig. Es schien mir, als hätte ich einen Cockerspaniel.«
    »Er war unfähig. Was ist mit dem Mädchen, das er entkommen ließ?«
    Jonathan schnalzte mit der Zunge. »Ja, nun ja. Beim ersten Mal ist jeder nervös. Aber ich habe es ihm hundertmal gesagt: >Nein, Shu, mein Junge, die Zunge schneidest du ihnen erst heraus, wenn sie tot sind.<«
    »Das ist nicht komisch.«
    »Habe ich auch nie behauptet. Ich muss zugeben, als diese Trottel von Polizisten ihn nur verwundet und nicht getötet haben, war mir ein, zwei Augenblicke lang wirklich unbehaglich. Sehr zuvorkommend von ihm, im Krankenhaus zu sterben.« Jonathan senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Unter uns? Shu war auf dem Weg der Besserung. Die Schwestern rechneten jeden Moment damit, dass er wieder aufwachte. Na ja, das ging ja nun wirklich nicht. Also habe ich ein bisschen was in seine Infusion gemischt, einen Hauch Succinilchlo-rin. Hat sein Zwerchfell tadellos gelähmt.«
    Marcus stieß einen Finger in die Richtung seines Bruders. »Genau davon rede ich. Du vergiftest den Hurensohn und erwartest ernsthaft, dass uns die Polizei in Ruhe lässt?«
    »Succinilchlorin ist praktisch nicht nachweisbar. Ich weiß, was ich tue.« Jonathan verzog das Gesicht wie ein trotziges Kind vor einem Teller Rosenkohl. »Glaubst du etwa, es wäre einfach, einen guten Serienmörder zu imitieren? Es hat mich eine Woche gekostet, mir eine neue Visitenkarte auszudenken. Da waren viele Details zu beachten, zum Beispiel die Blutspritzer
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