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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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habe es getötet. Zum Schutz meines eigenen Lebens. Eine Minute, nachdem das firmeneigene Raumschiff mich hier abgesetzt hatte, haben sie mich angegriffen.«
    »Offensichtlich vom anderen Kontinent abgeirrte Tiere«, meinte Smathers. »Höchst ungewöhnlich. Vergessen Sie auf keinen Fall, uns weitere Komplikationen dieser Art zu melden.«
    »Keinesfalls«, sagte Wingert. »Ein gewaltiger Trost.«
    »Um das Thema zu wechseln«, sagte Smathers frostig, »möchte ich daran erinnern, daß unsere Gesellschaft sich stets zu Ihrer Unterstützung in Bereitschaft hält. ›Alle Lebensnotwendigkeiten werden durch den Materietransmitter geliefert‹, um den Vertrag zu zitieren. Das steht auch im Handbuch. Möchten Sie Ihre erste Bestellung aufgeben? Unsere Gesellschaft legt großen Wert darauf, ihre Mitarbeiter gut zu versorgen.«
    Wingert runzelte die Stirn. »Ich habe noch nicht ausgepackt, müssen Sie wissen. Ich glaube nicht, daß ich schon etwas brauche… außer… ja! Senden Sie mir eine Packung altmodischer Rasierklingen, hm? Und eine Tube Rasierschaum. Ich habe meine einzupacken vergessen, und diese neuartigen Vibro-Rasierer kann ich nicht ausstehen.«
    Smathers kicherte unterdrückt. »Sie wollen sich keinen Bart wachsen lassen?«
    »Nein«, erwiderte Wingert schroff. »Bärte kratzen.«
    »Also gut. Ich werde veranlassen, daß der Rotationstransporter einen Vorrat von Rasierklingen und Rasierschaum an Apparat AZ1142 liefert. Bis später, Kolonist Wingert, und viel Glück. Unsere Gesellschaft sendet Ihnen ihre besten Grüße.«
    »Danke«, erwiderte Wingert mürrisch. »Von mir das gleiche.« Er wandte sich vom erloschenen Bildschirm ab und beobachtete für ein Weilchen die Umgebung seines Kraftfelds. Alles wirkte ruhig, und so schaltete er den Generator aus.
    Quellac besaß alle Eigenschaften einer wunderhübschen Welt, fand er, ausgenommen die Ungeheuer auf dem westlichen Kontinent. Der Planet war ein Erdtyp, der sechste Satellit einer kleinen gelben Sonne häufiger Größenordnung. Der Boden war rot von Eisensalzen, anscheinend jedoch, nach der dichten Vegetation zu urteilen, die ringsum gedieh, ausreichend fruchtbar. Nicht weit entfernt schlängelte sich ein schmaler Fluß träge durch ein abschüssiges Tal und verschwand unterm Horizont in einer verwaschenen Wolke aus purpurnem Dunst. Das Leben wird leicht sein, dachte er, falls nicht noch mehr Kröten auftauchen. Oder Würmer mit Zähnen.
    Der Vertrag führte aus, daß es seine Aufgabe sei, ›den genannten Planeten zum Zwecke der Ansiedlung weiterer Kolonisten unter Leitung der Planetaren Kolonisation GmbH zu erforschen und darauf vorzubereiten‹. Mit anderen Worten, er war ein Pionier, von der Gesellschaft dazu ausgeschickt, um die gröbsten Hindernisse auszuräumen, ehe die eigentlichen Kolonisten eintrafen. Dafür erhielt er monatlich tausend Dollar und ›Lebensnotwendigkeiten‹ durch den Materietransmitter.
    Es gab schlimmere Dinge, um seinen Unterhalt zu verdienen, dachte sich Wingert.
    Langsam glitt eine grünlich umränderte Wolke über den Wald hinweg. Er schob eine angekohlte, fremdartige Schotenpflanze beiseite und setzte sich auf den warmen roten Boden, den Rücken an die Verkleidung des Materietransmitters gelehnt. Vor ihm standen die acht oder neun Kisten mit seinem Besitz und seiner Ausrüstung.
    Den dreiwöchigen Flug von der Erde nach Quellac hatte er an Bord der Mogred zurückgelegt, eines Passagierraumschiffs I. Klasse. Per Materietransmission wäre es schneller gegangen, aber ein Transmitter konnte eine Masse von fünfundsiebzig Kilo – soviel betrug Wingerts Gewicht – nur in drei Teilen zu je fünfundzwanzig Kilo befördern. Diese Vorstellung war ihm allerdings zuwider gewesen. Außerdem hatte derzeitig noch gar kein Materietransmitter auf Quellac gestanden, und das machte das ganze Problem reichlich akademisch.
    Leise sang ein Vogel. Wingert gähnte. Es war früher Nachmittag, und er verspürte keine Eile, seinen Stützpunkt aufzuschlagen. Dem Handbuch zufolge beanspruchte das Auspacken eine Stunde. Also konnte er es sich leisten, erst später sein Kuppelhaus aufzublasen und seine Ausstattung auszupacken, sobald die Sonne hinter jenen rosaroten Bergen versank. Vorerst wünschte er sich zu entspannen und die Bestürzung über die gewalttätigen Umstände seiner Ankunft vollends weichen zu lassen.
    »Verzeihen Sie, Sir«, ertönte eine wohlbekannte scharfe Stimme. »Zufällig habe ich Ihre Bestellung über Rasierklingen gehört, und ich
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