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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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»Plegaston von Nowk sagte, ›zum Nutzen des Staates muß die größte Zahl seiner Bevölkerung das größte Maß seines höchsten Lohnes genießen‹. Aber Plegaston war ein Träumer.«
    Moana winkte Angus mit einer Handbewegung zu dem goldenen Sessel, der neben ihr stand. Als er Platz nahm, strichen die Spitzen ihrer Finger kurz über seine Hand. »Erzählt mir etwas über Euch, Ben Tal!«
    Angus grinste. »Ich bin ein Verwandter Seiner Eminenz von Nowk. Das erklärt alles, was mich betrifft. Aber Ihr, Ihr seid Priesterin von Stasor. Ihr seid in den Schwarzen Tümpel gestiegen, um ihm ins Antlitz zu sehen. Ihr habt seine Verkündigung gehört.«
    Moana verzog das Gesicht und zuckte die Achseln. Von der Decke hallte die Musik wider, die den ganzen Raum erfüllte. Ihre schwarzen Augen glühten. »Sprecht zu mir nicht von Religion, Ben Tal! Nehmt mich in die Arme und tanzt mit mir.«
    Sie war warm und duftete und folgte jeder seiner Bewegungen. Ihre dunklen Augen versprachen viel, während ihre Hände über seinen Arm an seine Schultern huschten, an seinen Hals. Sie ließ die Zeit verfliegen. Als er mit ihr an einem Tisch saß und sich von ihr verspielt füttern ließ, hätte er beinahe vergessen, worin sein Auftrag bestand.
    Und dann…
    Der Saal verdunkelte sich. Die unsichtbaren Musiker ließen ihre Saiteninstrumente in wildem Rhythmus tanzen. Und in einem Kreis aus goldenem Licht, so daß ihr weißes Fleisch unter den Diamanten aufblitzte, sprang plötzlich eine Frau in die Mitte der Tanzfläche. Jetzt erinnerte sich Angus. Er war hier, um einen Menschen zu töten.
    Die Frau im Dienste der Hierarchen war wie eine Flamme, in einem juwelenbesetzten Kleid aus Regenbogen, das um sie flog. Sie wirbelte, verbeugte sich, sprang. Dann stand sie reglos – dann wieder ein Sturm der Bewegung. Sie lachte, sie weinte. Sie forderte heraus, spielte. Sie war die Verkörperung von allem, was je eine Frau gewesen war.
    Angus sah ihren herumhuschenden Blick, sah die Augen, die ihn suchten. Sie strichen über seine breite Brust, seine langen Beine, sein kantiges Kinn und das kurz gestutzte Haar, erkannten ihn aber nicht. Erst gegen Ende zu, als der Lichtstrahl, der ihren Tanz hervorhob, ihn berührte, erkannte sie ihn.
    Die Überraschung ließ sie taumeln, aber sie fing sich schnell wieder. Sie wirbelte durch den Saal, und die Diamanten ihres Kostüms aus Girlanden klimperten leise im Takt ihres Tanzes. Sie warf sich in den Tanz der Juwelengirlanden und machte etwas Lebendes daraus. Als sie den schwarzen Vorhang erreichte, blieb sie einen Augenblick lang stehen, bewegte den Arm in dem vereinbarten Signal und verschwand.
    Der Diktor hob die Hand und winkte. Angus verbeugte sich vor Moana und erhob sich. Mit der ganzen eisernen Kontrolle, die er sich auf einsamen Sternenpfaden anerzogen hatte, kämpfte er dagegen an, nach dem Messer zu greifen.
    Er verbeugte sich, ehe er Platz nahm. Jetzt verdeckte sein Körper seine rechte Hand, und so legte er sie auf den Griff des Dolchs.
    Die dünne Klinge schob sich flüsternd aus der Scheide.
    Red Angus beugte sich vor und stieß nach der Kehle, die er vor sich hatte.
    Vier Hände kamen mitten aus der Luft und packten sein Handgelenk. Sie zerrten ihn herunter, das Gewicht ihrer Körper überwältigte ihn. Er ließ sich vom Sessel fallen, stieß gegen den Mann zu seiner Linken, so daß der gegen Stal Tay geworfen wurde.
    Männer schrien. Eine Frau kreischte. Angus' harte linke Faust zuckte in einem kurzen Bogen nach oben, bohrte sich dem Mann zu seiner Rechten in den Leib. Der Mann grunzte und wich zurück. Jetzt war Red Angus frei, und die nackte Klinge blitzte in seiner Hand.
    Er warf sich auf Stal Tay, aber inzwischen waren weitere Wachen herbeigeeilt. Einer warf sich vor den Dolch, griff mit beiden Händen danach. Ein zweiter warf sich dem Piraten vor die Beine. Ein dritter klammerte sich an seinen Rücken, preßte ihm den haarigen Arm unter das Kinn. Und dann waren sie alle über ihm.
    Wieder stürzte Angus, und dann bedeckte ihn eine Masse wogenden Fleisches. Die Wachen schrien triumphierend, aber Red Angus hatte in der Unterstadt in tausend Wirtshausprügeleien eine harte Schule durchgemacht, hatte auf den Dünen der Wüste mit Sklavenhändlern gerungen und von Karr bis Rimeron Kämpfe bestanden. Er bäumte sich auf. Seine Fäuste zuckten auf und nieder. Jetzt schoß seine rechte Hand vor, schloß sich um das Handgelenk eines der Männer. Der schrie auf, fiel stöhnend zu Boden.
    Angus'
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