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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
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entwickelt, der lange Zeit Sonarbeobachtungen macht – ein Gespür dafür, was die bewegten Lichtpunkte in Wirklichkeit treiben, auch wenn der Schirm diese Information an sich nicht liefert. Ohne weitere Überlegung griff Don nach dem Hebel, der die Turbinen startete. U-Boot 5 setzte sich eben in Bewegung, als drei dumpfe Schläge den Rumpf erschütterten, als klopfe jemand an und wollte herein.
    »Menschenskinder«, sagte Don, »wie kommt denn ihr hierher?« Er nahm sich nicht die Mühe, den Außenfernsehschirm einzuschalten; er würde Benjs Signal unter jeden Umständen erkannt haben. Die Delphine mußten in der Nähe gewesen sein und ihn entdeckt haben, bevor er noch das Jagdsignal einschalten konnte. Zum tausendsten Male begeisterte er sich über ihre Intelligenz und Treue. Es war erstaunlich, daß die Natur zweimal dasselbe Experiment veranstaltet hatte – am Land mit dem Hund, im Meer mit den Delphinen. Warum waren diese anmutigen Wassergeschöpfe so anhänglich dem Menschen gegenüber, dem sie so wenig schuldeten? Dies gab einem das Gefühl, daß die menschliche Rasse doch etwas wert sein mußte, wenn sie so selbstlose Zuneigung erwecken konnte.
    Seit Jahrhunderten bereits wußte man, daß der Delphin zumindest so intelligent wie ein Hund ist und selbst ziemlich komplizierte Wortbefehle zu befolgen vermag. Das Experiment war noch im Gange, aber wenn ihm Erfolg beschieden war, dann hatte die uralte Partnerschaft von Hirten und Hirtenhund auch die Weltmeere erobert.
    Don schaltete die Lautsprecher ein, die außen in den Rumpf des U-Boots eingelassen waren, und begann mit seiner Eskorte zu sprechen. Die meisten Laute, die er ausstieß, wären für andere Menschen sinnlos gewesen; sie waren das Ergebnis langwieriger Forschungen von Tierpsychologen des Welternährungsrats. Er wiederholte alle Befehle, um sicherzugehen, daß sie verstanden wurden, dann überzeugte er sich auf dem Sonarschirm, daß Benj und Susan ihm achtern folgten, wie er sie angewiesen hatte.
    Die vier Echos, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten, waren nun deutlicher und näher, und der Hauptteil der Walherde war an ihm vorbei nach Osten weitergezogen. Er hatte keine Angst vor einem Zusammenstoß; die gewaltigen Tiere konnten ihn, selbst wenn sie aufgeregt waren, ebensogut orten wie er sie – und mit einer ähnlichen Methode. Don fragte sich, ob er sein Kennsignal einschalten sollte. Die Tiere würden vielleicht das Schallmuster wiedererkennen, und es würde sie beruhigen. Andererseits mochte es der immer noch unbekannte Feind ebenfalls erkennen.
    Langsam näherte er sich seinem Ziel, tief über den Schirm gebeugt, als wollte er ihm durch pure Willenskraft jedes Fetzchen Information entreißen, das der Suchstrahl lieferte. Zwei von den Echos waren größer und etwas voneinander entfernt, und eins wurde von einem Paar kleinerer Punkte begleitet. Don fragte sich, ob er nicht vielleicht schon zu spät kam. Er sah im Geist den Todeskampf vor sich, der sich weniger als eine Meile entfernt im Wasser, abspielte. Diese beiden kleineren Echos mußten der Feind sein – entweder Haie oder Schwertwale, die einen Wal zerfleischten, während seine Gefährten in hilflosem Entsetzen zusehen mußten, denn außer ihren mächtigen Flossen besaßen sie keinerlei Verteidigungswaffen.
    Jetzt war er fast so nahe, daß Sicht möglich wurde. Die Fernsehkamera am Bug von U-Boot 5 versuchte, das dämmrige Wasser zu durchdringen, konnte aber anfangs nichts zeigen als die grau-grünen Nebelschwaden von Plankton. Dann begann in der Mitte des Bildschirms ein mächtiger Umriß Gestalt anzunehmen, unter dem sich zwei kleinere Schatten bewegten. Don sah nun in größerem Detail, was ihm der Sonarschirm bereits verraten hatte.
    Augenblicklich bemerkte er seinen Irrtum. Die beiden kleineren Schatten waren Kälber, nicht Haie. Er hatte noch nie einen Wal mit Zwillingen zu Gesicht bekommen; obwohl Mehrfachgeburten nicht unbekannt waren, konnte eine Walkuh auf einmal nur zwei Junge säugen, und im allgemeinen überlebte nur das kräftigere. Er unterdrückte seine Enttäuschung; sein Irrtum hatte ihn ziemlich viel Zeit gekostet, und er mußte sich erneut auf die Suche nach dem Mörder machen.
    Dann ertönte das wilde Pochen am Rumpf, das Gefahr signalisierte. Es war nicht leicht, Benj Angst einzujagen. Don rief ihm beruhigende Laute zu, während er sein Boot wendete, um mit der Bugkamera das trübe Wasser in der Umgebung zu erforschen. Automatisch hatte er sich zuerst in die
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