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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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genügen: Dann war er eins mit seinen Ahnen, die auch irgendeinem längst toten Monstrum zum Opfer gefallen waren.
    Vor drei Tagen hatte Burl sich hinter einem klobigen, beinahe formlosen Pilzgewächs versteckt und einem wütenden Kampf zwischen zwei großen, hornbewehrten Käfern zugesehen. Ihre Kinnbacken, die weit aufgerissen waren, hatten geklickt bei dem Versuch, den dicken Panzer des anderen zu durchdringen. Die Beine der Käfer hatten geklirrt wie Zimbeln, als sie einander zu Boden geworfen und gegeneinandergeprallt waren. Sie stritten sich offenbar um irgendeinen verfaulten, für sie aber leckeren Mist.
    Mit weit aufgerissenen Augen hatte Burl die Auseinandersetzung verfolgt, bis im Panzer des kleineren Kontrahenten eine klaffende Öffnung sichtbar wurde. Der Käfer stieß einen schrillen Schrei aus – jedenfalls erweckte er einen solchen Eindruck. Das Geräusch, das dabei entstand, wurde in Wirklichkeit dadurch hervorgerufen, daß die Kiefer des anderen seine Chitinhaut zerfetzten.
    Der verletzte Käfer wehrte sich zwar, wurde aber immer schwächer. Schließlich brach er zusammen. Der Sieger fing in aller Seelenruhe an, den Unterlegenen aufzufressen, obwohl dieser noch nicht völlig tot war.
    Burl wartete, bis der Käfer seine Mahlzeit beendet hatte, dann näherte er sich vorsichtig der Szenerie. Eine Ameise – offenbar ein Kundschafter einer sich nähernden Armee – war bereits dabei, den Kadaver zu untersuchen.
    In der Regel ignorierte Burl die Ameisen. Bei ihnen handelte es sich um stupide, kurzsichtige Insekten, nicht um Jäger. Wenn man sie nicht angriff, bedeuteten sie keine Gefahr. Sie waren in gewisser Weise nichts anderes als Müllbeseitiger, die sich zwar stets auf der Suche nach Toten und Sterbenden befanden, andererseits aber auch hart zu kämpfen verstanden, wenn ihnen jemand ihre Beute streitig machte. In einem solchen Fall waren sie gefährliche Gegner. Die kleinen Schwarzen maßen etwa acht Zentimeter, die großen Termiten brachten es auf fünfunddreißig.
    Als das leise Klicken von Gliedmaßen verriet, daß die ersten Ameisen im Anmarsch waren, reagierte Burl schnell. Er packte nach dem spitzen Horn des toten Käfers, riß es ab und machte sich schleunigst aus dem Staub.
    Später untersuchte er voller Neugier seine Beute. Der kleinere der beiden Kontrahenten war ein Minotaurus-Käfer gewesen, dem das scharfe, spitze Horn wie einem Rhinozeros als Verteidigungswaffe gedient hatte, obwohl seine Kiefer bereits gefährlich genug gewesen waren. Da die Kiefer eines Käfers seitlich zuklappen statt von unten nach oben, war das Insekt in nicht weniger als drei Richtungen geschützt gewesen.
    Burl untersuchte das scharfe, dolchartige Instrument, das er in der Hand hielt. Er berührte die Spitze und fühlte, daß das Horn sehr spitz war. Bevor er den Rastplatz seines Stammes erreichte, versteckte er es. Sein Stamm bestand aus nur zwanzig Personen: vier oder fünf Männern und sechs oder sieben Frauen. Die übrigen waren Mädchen oder Kleinkinder.
    Burl hatte sich stets gefragt, was die seltsamen Gefühle bedeuteten, die ihn stets dann überkamen, wenn er eins der Mädchen ansah. Sie war jünger als er – vielleicht achtzehn – und hatte flinkere Beine. Manchmal redeten sie miteinander, und ein- oder zweimal hatte Burl sogar einen besonderen Leckerbissen mit ihr geteilt.
    Am nächsten Morgen fand er das Horn dort wieder, wo er es zurückgelassen hatte. Es steckte im weichen Stengel eines Giftpilzes. Als Burl es herauszog, begann tief in seinem Innern eine Idee Gestalt anzunehmen. Er setzte sich eine geraume Weile hin, hielt das Ding in der Hand und dachte mit einem weitabgewandten Blick nach. Von Zeit zu Zeit stach er mit dem Horn in den Pilzstengel hinein; zuerst unbeholfen, dann jedoch immer geschickter. Seine Phantasie brachte allmählich zueinanderpassende Bilder zustande. Er stellte sich vor, daß er sich auf die gleiche Weise Nahrung verschaffte, wie der größere der beiden Käfer: Indem er das Horn des toten Käfers, das er nun in der Hand hielt, als Stichwaffe benutzte.
    Burl konnte sich allerdings nicht vorstellen, den Platz eines kämpfenden Insekts einzunehmen. Alles, was ihm einfiel, war er selbst (und auch das nur vage), wie er auf etwas einstach, das eßbar war und von diesem spitzen Ding erlegt wurde. Es war nicht länger als sein Arm, aber obwohl es nur ungeschlacht in seiner Hand lag, stellte es ein nützliches und schrecklich scharfes Hilfsmittel dar.
    Er dachte: Wo gab es
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