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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Monir
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Schlussakkorde erklangen, fragte Michele: »Woran denkst du, wenn du das hörst?«
    Marion zögerte kurz. »An zu Hause«, sagte sie dann so leise, dass sich Michele fast fragte, ob sie sich verhört hatte.
    Sie starrte ihre Mutter an. »Wirklich?«
    Aber sie waren gerade vor ihrer Schule vorgefahren, der Crossroads High. Marion antwortete nicht. Sie lächelte ihre Tochter nur an und strich ihr das Haar glatt. »Bis heute Mittag, mein Schatz.«
    »Tschüss, Mom.« Michele umarmte sie kurz. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch. Viel Glück mit … du weißt schon.« Marion schenkte ihr ein bedeutungsvolles Lächeln, bevor sie mit wehendem, goldbraunem Haar davonbrauste.
    Michele eilte zu ihrem Schließfach, wo ihre besten Freun dinnen schon auf sie warteten. Amanda tippte gerade irgendetwas in ihr iPhone, und Kristen musterte sich kritisch in einem kleinen Spiegel. Sekunden später schlenderten die Mädchen Arm in Arm und ins Gespräch ver tieft den Gang entlang zu ihrer Klasse. Michele bemerkte die Blicke, als sie an anderen Schülern vorbeigingen, doch diese Blicke galten in erster Linie ihren Freundinnen. Amanda war der klassische Modeltyp, langbeinig und blond, Kristen war der Star der Fußballmannschaft. Michele musste zugeben, dass die Tatsache, dass sie sowohl mit der Schulschönheit als auch der Starathletin aufgewachsen war, ihr schmerzlich bewusst gemacht hatte, wie durchschnittlich sie im Vergleich dazu war. Insgeheim malte sie sich oft aus, wie es wäre, wenn sie nach den Sommerferien als »neue« Michele zur Schule zurückkehren würde. Aus dem Mädchen von nebenan wäre eine geheimnisvolle, atemberaubende Schönheit geworden, und sie würde endlich den Mut aufbringen, dem Rat ihrer Mutter zu folgen, und ihre Liedtexte Plattenlabels und Sängern vorlegen – und über Nacht eine bekannte Songschreiberin werden.
    »Hey, Erde an Michele!« Amanda fuchtelte mit der Hand vor Micheles Gesicht herum. »Hast du überhaupt gehört, was ich gerade gesagt habe?«
    Michele zuckte kurz zusammen und lächelte ihre Freundin verlegen an. Sie musste wirklich mit den Tagträumereien in der Öffentlichkeit aufhören.
    »Nein, war gerade woanders, tut mir leid. Was denn?«
    »Ich hab gefragt, ob deine Mom schon eine Idee für unsere diesjährigen Halloween-Kostüme hat.«
    »Oh, stimmt, das hätte ich fast vergessen. Sie geht heute Nachmittag mit mir Burger essen, dann frage ich sie danach. Aber es ist ja noch einen Monat hin, oder?«
    »Ich weiß, aber da wir dieses Jahr eine Party geben, müssen wir besonders tolle Kostüme haben«, sagte Amanda wichtigtuerisch. »Ich meine, die Leute erwarten inzwischen eine Menge von den Entwürfen deiner Mutter.«
    Michele kicherte. »Okay, mach dir keine Sorgen. Du weißt ja, sie bekommt das hin, jedes Mal wieder.«
    Seit sie klein waren, hatten die drei Mädchen ihre Kostüme aufeinander abgestimmt; Marion hatte sie immer entworfen und genäht. Von ihren »Süßes oder Saures«-Feldzügen als Kinder bis zu den ersten Halloween-Partys – Michele liebte das Gefühl der Zusammengehörigkeit, wenn sie und ihre besten Freundinnen in ihren wunderschönen Kostümen gemeinsam durch die Nacht zogen.
    Gerade als es zum letzten Mal klingelte, eilten die drei Mädchen in die Klasse. In der ersten Stunde stand Wirtschaft auf dem Stundenplan, ein Fach, in dem Schüler der elften Klasse gemeinsam mit Schülern des Abschlussjahrs unterrichtet wurden. Als sich Michele setzte, sah sie unwillkürlich zu Jason hinüber. Beim Anblick seines dunkelblonden Haars und der braunen Augen, die demonstrativ an ihr vorbeisahen, meldete sich der vertraute Schmerz irgendwo zwischen Magengrube und Herz, doch sie versuchte ihn zu ignorieren.
    »Guten Morgen«, begrüßte Mrs. Brewer die Klasse. »In Übereinstimmung mit unserem Thema Handelsgeschichte werden wir uns heute mit einem der größten Kaufleute in der amerikanischen Geschichte befassen.«
    Michele erstarrte. Leider war sie sich ziemlich sicher, von wem Mrs. Brewer da sprach.
    »August Charles …« Michele spürte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte, wie jedes Mal, wenn dieser Name fiel.
    »Windsor«, sagte Mrs. Brewer. »Aus der berühmten Familie Windsor. Er war Amerikas erster Multimillionär. August Charles wurde 1760 als Sohn einer armen niederländischen Familie geboren, war jedoch von Kindesbeinen an für seinen brillanten Verstand und seinen glühen den Ehrgeiz bekannt. Mit einundzwanzig stieg er in den Pelzhandel ein – der Grundstein
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