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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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Tieren, die wir bei uns aufnehmen, die Familie ersetzen. Erziehen wir sie, sind wir die Eltern. Spielen unsere Kinder mit ihnen, sind sie deren Geschwister. Tiere sind immer in Familienverbänden organisiert, selbst die, die wir als typische Einzelgänger bezeichnen. Nun waren sie mein Familienverband und ich Teil des ihren. Mit diesem Wissen habe ich eine Methode entwickelt, die das Tier leicht in unserer Familie ankommen lässt. Der kleine oder große einsame tierische Kerl findet einen Platz in seiner neuen Menschenfamilie. Das Grundlegende eines solchen Systems ist ihm von seiner ursprünglichen Tierfamilie bekannt. Daher lebt er sich gut ein, und es ist möglich, erfolgreich mit ihm zu arbeiten.

    So war aus dieser schweren Zeit zumindest etwas Gutes für mich erwachsen. Wie meine Mutter immer sagte: Jedes Schicksal hat seinen Blumenstrauß. Meine neu gewonnenen Einsichten konnte ich bald für das Training meiner Tiere und speziell für einen ganz besonderen Hund einsetzen.

Auf dem Weg zum Superstar
    Graue Wildschweinborsten, ein struppiger Bart im hellbraunen Gesicht mit frechen braunen Augen, ein Steh- und ein Schlappohr in Schwarz und eine immer wedelnde Rute: Siebzehn Jahre lang hat Pelzchen mich tagaus, tagein begleitet. Gute Zeiten und schlechte Zeiten haben wir erlebt, durch dick und dünn sind wir gegangen, in wichtigen Lebensphasen war sie an meiner Seite, und wir sind ganz sicher nicht immer einer Meinung gewesen. Dieser kleine, ganz große Hund hat es mir wirklich nicht immer leicht gemacht. Aber gerade deshalb habe ich diese Hundepersönlichkeit tief in mein Herz geschlossen. Ich habe als Mensch und Tiertrainer meinem Pelzchen sehr viel zu verdanken. Nun aber der Reihe nach:
    Dieser Hund braucht eine Aufgabe
    Geboren wurde Pelzchen in einem Tierheim, neben sieben Geschwistern und mit dem Herz einer Löwin ausgestattet. Sie war die alleinige Herrscherin im Wurf, die Geschwister hatten lediglich die Aufgabe, als Sparringspartner anwesend zu sein. Die Rechnung folgte unweigerlich nach acht Wochen, als die Herrscherin ohne Untertanen allein im Zwinger des Tierheims saß, während Brüder und Schwestern allesamt bereits von ihren netten Familien ausgesucht waren und es sich auf irgendeiner Couch gemütlich machen konnten.

    Es war damals offensichtlich Liebe auf den ersten Blick, als ich vor dem Zwinger stand, in dem ein kleiner Hund mit einem ohrenbetäubenden Jaulen, Winseln und Bellen erfolgreich auf sich aufmerksam machte. An diesem wichtigen Samstag hatte ich die Zeitung durchgesehen, wie an jedem Samstag. Alles hatte ich gelesen, politische Nachrichten, das Feuilleton, den Sportteil, den Wetterbericht, Immobilienanzeigen, Langweiliges und Langwieriges im Regionalteil – und dann war plötzlich dieses Bild aufgetaucht: ein kleines graues Etwas, auf den ersten Blick hässlich wie die Nacht finster, aber auf den zweiten Blick einfach außergewöhnlich und zum Knutschen: mein Pelzchen!
    Schon raste ich auf der Suche nach meinem Autoschlüssel durch die Wohnung und gleich darauf zu besagtem Tierheim. Kurz vor Ladenschluss, zwei Polizeikontrollen und eine gefährliche und zudem teure Geschwindigkeitsüberschreitung später drückte ich auf die Klingel der Anlage. Ungeduldig und abgehetzt wartete ich, bis endlich aufgeschlossen wurde und ich vor einer absolut unterforderten Nervensäge stand: eine Hand voll Hund, der seinen kleinen Zwinger zur großen Bühne machte. Ganz großes Kino – schon im Alter von neun Wochen! Ja, endlich, ich hatte meinen Hund gefunden!
    In den nächsten Monaten ging es für den Welpen nur darum zu wachsen, zu fressen und viel zu ruhen … im neuen Königreich. Einen jungen Hund in Ruhe heranwachsen zu lassen und dabei lediglich seine Präge- und Sozialisierungsphase zu bedienen, ist ganz nach meinem Geschmack. Völlig unbeschwert sollte er seine Tage verbringen. Zugleich braucht ein Welpe einen Ersatz-Familienverbund, so wie ich ihn selbst mit siebzehn Jahren, in der schwierigsten Zeit meines Lebens, bei den Tieren gefunden hatte. Die Sozialisierung zum »Familienmitglied« ist das Fundament, das später entscheidet, welchen Zugang das Tier dem Menschen zu sich gewährt. Hunde haben
ein extrem soziales Verhalten, und da sie uns immer gefallen wollen, schauen sie sich viel von uns Menschen ab. Diese Nachahmung unseres Verhaltens trainieren sich die Tiere dabei oftmals selbst an. Pelzchen war ein wahrer Meister darin, mich zu scannen. Mit jedem Schmunzeln, mit jeder Freude von
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