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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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Transportkorb, in den er einsteigen kann, sobald der Parcours geschafft ist. Diesen Korb hatte ich beim Üben schon dabei. Da die Eishöhle nicht zur Verfügung stand, habe ich das Eislauftraining in eine Eislaufhalle verlegt, die ich ganz allein für die Samtpfoten und mich gemietet hatte. Wochen vor dem Dreh haben wir uns immer wieder zum Training auf das Eis begeben. Wird es dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis – an dieses Sprichwort dachten sicher die Betreiber der Eislaufbahn, als ich mit meinen Katzen auf dem Eis herumrutschte, um den Tieren Vertrauen
für dieses neue Gefühl der Fortbewegung zu vermitteln. Die Komfortzone ist für Katzen enorm wichtig. Bevor eine der Katzen also die Kälte des Eises an ihren Ballen negativ verspüren konnte, motivierte ich sie, schnell in den präparierten, kuschelig warmen Transportkorb zu steigen. In der Eishöhle erinnerten sich die Tiere sofort an dieses positiv besetzte Ende der Rutschpartie. Unbegrenztes Wohlfühlen auch in einem ungewohnten, neuen Element.
    Und genau das sollte das Trainieren von Filmtieren auch für mich werden. Wenn ich heute zurückdenke, weiß ich, dass nie etwas anderes in Frage kam.

Früh übt sich
    Während zu Beginn meiner »Karriere« im zarten Alter von fünf Jahren Schildkröten, Meerschweinchen und Mäuse ihre Aufgaben gegen Belohnungen wie Tomaten, Petersilie und Käse erfüllen sollten, entwickelte ich bald schon umfangreiche Trainingspläne für Hase, Huhn und Generationen von Wellensittichen, Kanarienvögeln und Zebrafinken in meinem kleinen Köpfchen und setzte diese zielstrebig in die Tat um.
    Von Kindesbeinen an habe ich das Verhalten der Tiere studiert. Schon im Kinderwagen lag ich nicht einfach nur auf der Windel, sondern ausgiebig auf der Lauer, um genau zu sehen, was die Marienkäfer auf meiner Hand trieben. Zu jeder Zeit waren Tiere in meinem Fokus: Auf Mamas Schoß, im Kindergarten, in der Schule, draußen im Ort und in der Natur – ständig habe ich sie beobachtet und mich gefragt: Warum tun sie dies, weshalb tun sie das? Schon immer war es mir wichtiger, die Tiere und ihr Verhalten mit ihresgleichen zu beobachten, als sie zu streicheln und mich in ihre Beziehungen untereinander einzumischen. Ich habe damals schon versucht, das Leben aus der
Sicht der Tiere zu verstehen, was bestimmt dazu beigetragen hat, meine Eltern zumindest in der Hinsicht zu entlasten, dass ich sie nicht mit Fragen über den sonstigen Ablauf der Welt gelöchert habe.
    Nein, mich hat interessiert, wieso die Wachhunde vom Schrottplatz gleich neben dem Tennisplatz so böse waren, oder weshalb Tante Dranacher ihren Zwergdackel Elfi immer und überall herumgetragen hat, obwohl er doch selbst laufen konnte. Warum war der allseits gefürchtete Schäferhund von Frau Sackmann überhaupt nicht mehr furchterregend, wenn er ohne Leine unterwegs war? Wieso kamen die frei lebenden Enten von Herrn Reinl jeden Abend freiwillig in ihren Stall zurück, aus welchem Grund nutzten meine Hamster Nummer eins, zwei und drei tatsächlich unermüdlich das Laufrad im Käfig, und weshalb erlaubt ein Pferd, das über große Kräfte verfügt, uns »kleinen Menschen«, ihm ein Metallteil, das die Reiter Gebiss nennen, zwischen seine Zähne zu schieben? Warum nur haben die Nymphensittiche bei Lächners gebrütet, aber nicht bei meiner Cousine, die es doch so lange versucht hat? Wie kam es, dass mein weißes Kaninchen Schnuffi sechs braune und ein schwarzes Kaninchenbaby geboren hat? … Sie sehen, ich war bereits in der Kindheit vollkommen damit ausgelastet, mich auf meinen beruflichen Weg vorzubereiten.
    Kappel junior und die Aufklärung
    Die Aufklärungsphase im Biologieunterricht machte mich zum besten Schüler der Klasse. Ich war kein Streber, habe keine »Bravo« gelesen und wurde auch nicht vorzeitig von meinen Eltern anhand der Bienenwelt über das Thema »Wo kommen die Babys her?« informiert. Ich hatte ganz einfach während meiner Studien in der Tierwelt verstanden, wie »es« geht. Ich habe den Enten, Kaninchen, Kühen, Katzen und Hunden
zugeschaut, wie sie sich paaren und was die balzenden Vogelmännchen oder die werbenden Vierbeiner alles anstellen, um das Weibchen gnädig zu stimmen. Dass das alles nicht so fern von unserem menschlichen Verhalten ist, habe ich dann später erfahren, als ich alt genug war, selbst zu balzen.
    Für die Tiere ist es völlig normal, sich auch unter Beobachtung zu paaren. Sie verstecken sich nicht, sie schämen sich nicht und werden auch nicht
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