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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
Autoren: Roman Rausch
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Dokument aufgegeben und rang um einen neuerlichen Einstieg. Jetzt in freier Rede.
    »Ein vorbildlicher Polizist«, giftete Heinlein vorausahnend.
    »Unser liaber Kollege Schömig«, setzte Oberhammer an, »a vorbildlicher Polizist, geht heit in sei wohlverdiente Pension. Wer mi kennt, woas, dass i des Kompliment nur selten soag…«
    Ein verächtliches Räuspern aus der zweiten Reihe brachte den Redefluss Oberhammers ins Stocken. Seine buschigen Augenbrauen krümmten sich nach innen und bildeten mit der grobporigen Nase ein unansehnliches Fadenkreuz, das die Quelle des Widerstandes auszumachen suchte. Aber wie so oft seit der Übernahme des Amtes, das er gar nicht haben wollte, gab sich niemand aus der feigen Bande zu erkennen. Das ging nun schon die ganzen drei Jahre so.
    »Kollege Schömig verlässt uns heit«, führte Oberhammer zum wiederholten Male aus, »und i soll … derf Äna im Namen von uns oin viel Glück und oan beschaulichen Lebensabend wünschen. Liaber Kollege, wenn i jetzt zum Abschluss unserer net immer ganz fruchtbaren Zusammenarbeit a persönliches Wort an di richten derf …«
    Das persönliche Wort riss dreißig Augenpaare aus der Lethargie. Selbst Schömig erschrak. Er verlagerte sein Gewicht auf den Gehstock und ging auf Sicherheitsabstand zu Oberhammer.
    »Gehabt di wohl und denk a amol an uns, wie wir a an di denken. Amen.«
    Oberhammer war heilfroh, am Ende dieser unangenehmen Pflichtübung angekommen zu sein, und wedelte Uschi mit den Seiten seines Manuskriptes herbei.
    Uschi schleppte sich an einem Fresskorb, der mit Bocksbeuteln, Salami und Knabberzeugs prall gefüllt war, fast zu Tode und stellte ihn Oberhammer vor die Füße.
    Uschi war eine zierliche Person. Kolleginnen beschrieben sie als zickig. Sie trug ihr schwarzes Haar hochgesteckt, und auf ihrer Stupsnase suchte eine schwarze Hornbrille verzweifelt Halt. Es machte sie einen guten Schuss intellektueller, wenn sie bei einer Frage absichtlich erst einmal das Gestell zurechtrückte und die Nachdenkliche mimte.
    Oberhammer machte sich nicht die Mühe, den Fresskorb hochzunehmen und ihn Schömig zu überreichen. Stattdessen schüttelte er ihm mit einem gezwungenen Lächeln die Hand und entließ ihn in den Stand eines Privatiers. Der falsche Gesichtsausdruck Oberhammers verriet jedoch jedem im Raum: »Schleich di und lass di nimmer seng.«
    Schömig nahm es hin und wandte sich seinen Kollegen zu.
    »Ich will net viel Worte verlier«, sagte er und schielte zur Seite, wo ein Büffet auf die hungrigen Beamten wartete. »Es war a lange Zeit, die ich bei euch war. Viele, die jetzt vor mir stehen, hab ich noch als Buben gekannt oder …«, dabei deutete er schmunzelnd auf immerhin sieben Beamtinnen, »als kleine Madie mit Zöpfen und Gummibändern. Jetzt seid ihr alles gstandene Polizisten worn, und ich bin a bissle stolz darauf, dass ich euch hab helf könn. So, des war’s. Macht’s gut und bleibt sauber. Das Büffet wartet.«
    Die Ehrenformation hob geschlossen die Hand zum Polizistengruß. Schömig erwiderte den Gruß zum letzten Mal. Dann löste sich die Formation auf und stürmte geschlossen das Büffet.
    Heinlein ging auf Schömig zu. Er hatte Tränen in den Augen und mühte sich redlich, sie zu unterdrücken. Schömig nahm ihn in die Arme und drückte ihn an sich.
    »Schorsch«, sagte er, »altes Haus. Jetzt heul mir bloß keinen vor, sonst fang ich auch noch an.«
    Heinlein gehorchte, auch wenn es ihm verdammt schwer fiel. Schömig löste die Umarmung und fasste ihn bei der Schulter.
    »Du wirst es schon hinkriegen«, ermutigte er Heinlein.
    »Und wenn du mal nicht weiterweißt, bin ich auch noch da. Ruf mich einfach an. Okay?«
    Heinlein nickte und streifte sich mit dem Ärmel die Wangen trocken.
    »Abschiedsschmerz?«, frotzelte Oberhammer, der sich genüsslich neben den beiden aufbaute und mit einiger Mühe seinen randvoll geladenen Teller festhielt.
    Heinlein bemühte sich, die aufsteigende Wut zu unterdrücken und Oberhammer nicht auf der Stelle eine zu verpassen. »Lang hat’s gedauert«, sagte Heinlein, »aber jetzt hamses ja gschafft.«
    »Machen Sie sich bloß keine Hoffnungen«, konterte Oberhammer, der mit einem Wurstbrötchen kämpfte. Der Schinken hatte sich zwischen Zähnen und Gaumen verfangen. Er würgte und schnappte nach Luft.
    »Wer wird denn nun mein Nachfolger?«, fragte Schömig neugierig. »Nachdem Ihnen der Kollege Heinlein nicht gut genug ist, muss es ja schon ein ganz besonderes Kaliber sein.«
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