Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land
Autoren: Carsten Steenbergen
Vom Netzwerk:
vor dem Tag der Befreiung waren nahezu legendär. Die populärsten DJ´s aus Großbritannien und den Niederlanden legten ihre Scheiben auf, die Mädels waren bester Laune und der Alkohol floss reichlich. Wenn man den Drang danach verspürte, konnte man an der richtigen Stelle sogar eine Handvoll Glücklichmacher bekommen, Triple Five, Sonics oder anderes Ecstasy. Was man gerade wollte.
    Nach der letzten Vorlesung am späten Abend hatte er noch einmal versucht, Dina zu erreichen. Wie immer war sie nicht an ihr Handy gegangen, was sie eigentlich nie tat, wenn er sie wirklich brauchte. Doch dieses Mal löste es in ihm ein Gefühl von Sorge aus.
    Einen Tag in der Woche trafen Dina und er sich mit ein paar anderen Studenten aus ihrer Fakultät in einem leerstehenden Gebäude und diskutierten darüber, wie man die Gesellschaft wirkungsvoll aufrütteln könnte.
    Weg von Diskriminierung, geheucheltem Liberalismus und vor allem dem versteckten Rassismus. Wirklich aktiv waren sie dabei allerdings nie geworden. Sie behandelten die Themen eher theoretisch, denn praktisch.
    Seit Dina jedoch zum ersten Mal vor einigen Wochen diese Typen zu ihren regelmäßigen Treffen mitgebracht hatte - die so überhaupt nicht nach Studenten aussahen, auch wenn sie behaupteten, solche zu sein - hatte sich das Bild der Gruppe gewandelt.
    Adrian konnte sich irgendwann des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass die Neuen versuchten, die Studenten für ihre eigenen Zwecke einzuspannen. Welche das auch immer waren. Jedenfalls legten sie keinen Wert auf die eigentliche Intention des Studenten-Clubs. Soviel war klar. Seine Kommilitonen schienen nichts zu bemerken und waren mitunter Feuer und Flamme für die unerwartet aufkeimenden, ungewöhnlichen Ideen. Selbst wenn sich diese am Rande der Legalität bewegten. Dina hatte ihn einmal sogar einen Spießer genannt, als er seine Bedenken ihr gegenüber äußerte. Als dann Mieke plötzlich nicht mehr zu den Treffen kam und zudem völlig von der Bildfläche verschwand, stieg er aus der Gruppe aus. Er wollte mit der Sache einfach nichts zu tun haben. Sollten sich die anderen alleine um Kopf und Kragen bringen.
    Vor einigen Tagen hatte er erstmals bemerkt, dass er verfolgt wurde. Zwei, vielleicht drei seltsame Typen waren ihm auf der Straße aufgefallen, die ihm intensiv hinterher gestarrt hatten, dem gleichen Weg folgten, wie er ihn nahm, und sich schließlich schweigend zurückfallen ließen. Das war kein Zufall. Und es fühlte sich irgendwie bedrohlich an.
    Zur Polizei zu gehen war jedenfalls völlig ausgeschlossen. Was hätte er auch sagen sollen. Hören Sie, ich werde verfolgt, habe aber keinen Schimmer von wem und warum. Nicht sehr überzeugend, selbst wenn es anscheinend den Tatsachen entsprach. Alternativ fiel ihm nur eine andere Möglichkeit ein, das Problem in den Griff zu bekommen. Besonders angenehm erschien sie ihm jedoch nicht.
    Das Level Y an der Prinsengracht eignete sich eigentlich nicht gerade gut als Versteck. Dafür kam Adrian viel zu oft hier her. Jeder, der ihn eine Zeit lang beobachtet hatte, würde das zwangsläufig herausgefunden haben und im Club als Erstes nach ihm fragen. Das änderte allerdings nicht die Tatsache, dass er Marley in den anderen Läden des Viertels bereits vergeblich gesucht hatte. Das Level Y war seine letzte Hoffnung für heute.
    Während er sich umschaute, fühlte er nach dem Umschlag in seiner Jacketttasche, den er die vergangene Woche über mit Klebeband hinter seinem Kleiderschrank befestigt aufbewahrt hatte. Ein Bündel Geldscheine, seine sämtlichen Ersparnisse sowie der monatliche Zuschuss seiner Eltern, waren darin. Damit konnte man sich zwar nicht einmal ein vernünftiges gebrauchtes Auto kaufen, aber es würde wahrscheinlich trotzdem genügen.
    Unruhig wanderte sein Blick über die Menge Tanzwütiger, die sich selbst zu diesen frühen Morgenstunden immer noch unermüdlich zum Takt der Musik bewegten.
    Marley war nirgends zu sehen. Adrian seufzte enttäuscht. Marley war einer von der Sorte Bekannter, mit denen man offiziell natürlich nicht verkehrte, die einem jedoch im Austausch für einen Gefallen oder ein paar Scheine in Angelegenheiten behilflich sein konnten, die man anders nicht zu regeln wusste. Hauptberuflich, wenn man es denn so nannte, kontrollierte er den Pillenmarkt des Joordan-Viertels. Irgendwie hatte Adrian gehofft, ihn in den hinteren Bereichen des Clubs auszumachen.
    Fahrig wischte er sich mit der Hand den Schweiß ab, der sich in kleinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher