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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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irgendwie entkommen … Nur wie? Meine Gedanken rasten.
    Ich muss ihn mit irgendetwas bestechen …
    Womit denn? Er kann sich ohnehin nehmen, was er will, gab mein Verstand zu bedenken.
    Vielleicht kannst du sein Mitleid erregen, schlug mein Herz vor.
    Wohl kaum .
    „Bitte … Ihr habt doch jetzt, was ihr wollt … bitte lass mich gehen“, flehte ich.
    „Klar. Soll ich dir noch ein Brot schmieren, als Proviant für unterwegs?“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Entmutigt sank ich wieder in mich zusammen. „Wir haben kein Brot“, murmelte ich.
    Ich hörte ein schabendes Geräusch und stellte fest, dass er mit seinem Fuß den Stuhl unter dem Küchentisch hervorgezogen hatte. Endlich ließ er meine Handgelenke los und drückte mich an der Schulter auf die Sitzfläche hinunter. Meine Arme waren so kraftlos und taub, dass sie schlaff nach unten fielen und der rechte dabei meine Umhängetasche streifte. Meine verzweifelt wirbelnden Gedanken fanden endlich Halt und eine Idee begann, sich in meinem Kopf zu formen. Eine klitzekleine Idee, an der sich ein winziger Funke Hoffnung entzündete. Anstatt sofort aufzuspringen und ohne Erfolgsaussichten um mein Leben zu kämpfen, kämpfte ich gegen die Taubheit in meinen Armen an.
    Lederjacke stand links hinter mir. Seine rechte Hand lastete schwer auf meiner Schulter, während er mit der anderen den Anfang des Klebebandes suchte. Ich drehte den Kopf so weit es ging und stellte fest, dass er einen Irokesenschnitt trug und seine gesamte rechte Gesichtshälfte von Brandnarben entstellt war. Auch auf seinem Unterarm erkannte ich ein Krokodilstattoo.
    Ich versuchte, meine Stimme ruhig und gemäßigt interessiert klingen zu lassen. „Was hat es mit dem Krokodil da auf sich?“
    „Das ist ein Kaiman. Wir sind die Kaiman“, war alles, was er von sich gab. Dennoch schien mein Interesse ihm zu schmeicheln, er drehte das Handgelenk ein wenig, um mir das Tattoo besser zu zeigen – als ob sich mir dadurch die Verwandtschaftsverhältnisse der diversen Reptilien erschließen würden – und der Druck auf meine Schulter verringerte sich etwas.
    Den Blick weiterhin auf den Alligator gerichtet, schob ich lautlos die Klappe meiner Umhängetasche hoch und meine Hand in das Hauptfach. Mir brach der Schweiß aus. Ich hatte nur eine Chance.
    Das Geräusch, als er das Klebeband mit den Zähnen von der Rolle rupfte, war mein Startschuss. Energisch entriss ich mich seinem Griff, sprang auf und wirbelte herum, während sich meine Hand um 50 g fein gemahlenen schwarzen Pfeffer schloss. Der Typ stieß ein überraschtes Knurren aus und machte einen Satz auf mich zu, aber ich riss blitzartig meine Hand aus der Tasche und schleuderte ihm das Gewürz ins Gesicht.
    Lederjacke brüllte los, ließ das Klebeband fallen und fing wie ein Wahnsinniger an, in seinen tränenden Augen zu reiben. Mit aller verbleibenden Kraft schubste ich ihn von mir weg. Er taumelte orientierungslos und schreiend gegen einen Küchenschrank, die Hände immer noch vor dem Gesicht. Schnell rammte ich ihm das Knie in den Schritt, dabei fiel mir der immer noch entsicherte Revolver auf dem Küchentisch ins Auge. Ohne nachzudenken, schnappte ich ihn mir, zielte vage auf Lederjackes Bein und schoss. Er brach mit einem gellenden Schmerzensschrei im Durcheinander aus Plastikboxen, Nudeln und Konserven auf dem Küchenboden zusammen.
    Diesmal verschwendete ich keine Zeit mehr. Ich ließ die Waffe fallen und hetzte durch das Wohnzimmer in den Flur. Dort drehte ich mit einem Handgriff den Schlüssel in der Kellertür herum, um die anderen beiden Marodeure aufzuhalten. Dann lief ich durch die zersplitterte Haustür hinaus in die sternenlose Nacht.
     
    Ich rannte, so schnell ich konnte, durch die dunklen Straßen meiner zerstörten Stadt, vorbei an halbverfallenen Häusern, ausgebrannten Läden und verrammelten Straßencafés, vorbei an zerschlagenen Schaufenstern, zerfetzten Markisen und zerschossenen Leuchtreklameschildern, ignorierte den Gestank der Müllberge auf den Gehwegen und die Gruppe zerlumpter Gestalten, die sich um ein Tonnenfeuer auf der anderen Straßenseite versammelt hatten und mir Dinge zuriefen, die ich Dank meines dröhnenden Herzschlags nicht verstehen konnte, schlug einen Haken um einen Endzeitprediger, der mir mit einem Holzkreuz in der Hand und Wahnsinn in den Augen in den Weg sprang, und blickte nicht zurück, bis ich die Treppe erreicht hatte, die zum Zwischengeschoss der U-Bahnstation hinabführte.
    Mein Herz schlug
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