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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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Hoffnungslosigkeit stand.
    Dann wurde ich nach Abingdon gebracht. Ich durfte meinen Anwalt anrufen, sonst niemanden. Man musste sich weitere Telefonate durch gute Führung verdienen. Bis jetzthatte ich auch kein Anrecht auf Besuch, sodass ich noch keinen der Menschen gesehen hatte, die ich liebte. Sie hätten genauso gut auf einem anderen Planeten leben können.
    Ich lag auf dem Boden und gab mich meinen Erinnerungen hin. Aus meinem Mund und aus einer Wunde an der Stirn lief Blut. Es sammelte sich in einer dampfenden, zähen und klebrigen Lache rund um mein Gesicht. Ich wollte aufstehen und mich waschen, aber ich hatte einfach keine Kraft. Also blieb ich liegen und ließ die Bilder vorüberziehen.
    Nach einer Weile gelang es mir schließlich, auf eine verwirrte, fast träumerische Art ein wenig zu beten. Ich bat Gott nicht, er möge mir Engel vom Himmel herabschicken, die mich von hier fortbrachten. So funktionierte die Welt nicht. Gott gab den Menschen die Freiheit zu wählen, und das bedeutete, dass sie einander schlimme Dinge antun konnten, wenn sie wollten. Vielleicht wäre das Leben leichter, wenn wir alle nur gottesfürchtige Zombies wären, die automatisch das Richtige tun. Aber schließlich hat auch niemand behauptet, Freiheit sei leicht.
    Also betete ich nur, Gott möge seine Hand in meine legen. Er wusste, wie es war, wenn Menschen einen ungerecht behandelten und verletzten. Und ich betete, er möge meiner Mom und meinem Dad, Beth und meinen Freunden beistehen und ihnen zuflüstern, dass er sich erinnerte.
    Manchmal kommen einem hilfreiche Dinge in den Kopf, wenn man betet. Fast wie Botschaften. In diesem Augenblick erinnerte ich mich zum Beispiel an die Churchill-Karte, die Sensei Mike mir einmal gegeben hatte.
    Gib niemals auf. Irgendwie sorgten seine Worte dafür,dass ich mich ein wenig besser fühlte. Sie gaben mir ein gutes Gefühl, weil ich die Lügen, die Dunbar hören wollte, nicht ausgesprochen hatte. Er besaß die »überwältigende Macht des Feindes«, so viel stand fest. Er konnte mich zusammenschlagen, sooft er wollte, und ich konnte ihn nicht davon abhalten. Aber die Wahrheit gehörte mir! Ich hatte es nicht zugelassen, dass er sie mir wegnahm.
    Als ich dort in meinem eigenen Blut auf dem Boden lag, schloss ich meine Hand. Es war verrückt: Ich hätte fast schwören können, dass ich eine andere Hand darin spürte.
    Ich bin nicht allein, Dunbar. Ich bin nie allein.
    Endlich fand ich die Kraft aufzustehen.
    Ächzend kam ich auf die Knie. Dann hielt ich mich am Rand meiner Pritsche fest, zog mich hoch und stand langsam auf. Ich humpelte zum Waschbecken, wo ich mir das Gesicht wusch und zusah, wie das Blut in den Abfluss strömte. Mein Gesicht war geschwollen und zerschrammt, aber wenigstens blutete es jetzt nicht mehr.
    Ich ging zurück zu meiner Pritsche und ließ mich auf die dünne Matratze fallen. Ausgestreckt lag ich auf dem Rücken und starrte an die weiße Betondecke. Die Gesichter der Menschen, die ich liebte und vermisste, kamen mir wieder in den Kopf, und dann …
    Dann änderte sich das Bild schlagartig.
    Dunkle Nacht, strömender Regen und Blitze.
    Ich blinzelte und schüttelte verwirrt den Kopf. Es war eher eine Vision als eine Erinnerung. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte dieser nächtliche Regen so real gewirkt, als sei ich davon umgeben.
    In der Hoffnung, dass es endlich vorbei war, atmete ichtief ein. Ich fühlte mich nicht stark genug für eine weitere Erinnerungsattacke. Aber …
    Da kam es wieder. Plötzlich war es schwarze Nacht. Der Regen prasselte gegen die vergitterten Fenster eines Gefängnisbusses, der ratternd und bebend dahinfuhr.
    Schließlich kapierte ich. Natürlich. Ich war schon einmal im Gefängnis gewesen, weil man mich wegen des Mordes an meinem Freund Alex Hauser verurteilt hatte. Es war ein abgekartetes Spiel, eine falsche Anschuldigung, die zu Watermans Plan gehörte, mich bei den Homelanders einzuschleusen und sie davon zu überzeugen, dass ich bereit war, mich ihrer Bande von Terroristen anzuschließen. Nach meiner Verhaftung …
    Ich war ungefähr eine Woche in einem örtlichen Gefängnis gewesen. Dann hatten sie mich in einen Bus gesetzt, um mich irgendwo anders hinzubringen. Und zwar nach Abingdon.
    Die Realität flackerte auf. Im einen Moment befand ich mich in der Vergangenheit, in der regnerischen Nacht, dem ratternden Bus, und im nächsten Augenblick lag ich auf meiner Pritsche.
    »Ja«, flüsterte ich. »Jetzt erinnere ich mich …«
    Ich
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