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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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landete, rutschte das Plastikmesser aus seiner Hand.
    Alles passierte so schnell, dass ich nicht denken konnte, überhaupt nicht verstand, was hier vor sich ging.

 2 

D ER H OFKÖNIG
    Was war da gerade passiert?
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff: Wo eben noch der Mann mit dem Wolfsgesicht gestanden hatte, stand jetzt einer der Nazi-Muskelmänner von den Hantelbänken. In der erhobenen Faust hielt er noch immer den Stein, mit dem er den Killer auf den Hinterkopf geschlagen hatte.
    Im nächsten Augenblick wurden die beiden Männer, die mich festhielten, von ein paar Hakenkreuz-Typen fortgerissen, als hätte ein Tornado sie erfasst. Sie wehrten sich, doch da kamen weitere Islamisten und weitere Nazis angelaufen. Hasserfüllt gingen sie aufeinander los und prügelten einander über den Rasen. Fäuste krachten auf Knochen, Blut spritzte und hässliche Beschimpfungen und Flüche wurden ausgestoßen. Um mich herum rollten Männer über das Gras, die sich umklammert hielten bei dem Versuch, sich gegenseitig die Finger in die Augen zu stechen oder die Kehle zuzudrücken.
    Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde und ich stand benommen im Zentrum dieses wilden Durcheinanders.
    So muss es in der Hölle zugehen , dachte ich bei mir.
    Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts die Wärter in ihren blauen Hemden wieder auf. Sie stürzten sich in das Gewühlder grau gekleideten Häftlinge, schlangen ihnen die Arme um den Hals, um sie zu trennen, schlugen ihnen mit ihren Walkie-Talkies auf den Kopf und traten auf sie ein.
    Brüllend und schlagend trieben die Wärter Nazis und Islamisten auseinander.
    Alles war ebenso schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Ich hatte kaum Zeit zu verstehen, was passiert war. Aber eins hatte ich kapiert: Diese Gefängnisfehde hatte mir das Leben gerettet. Auch wenn meine Probleme damit noch lange nicht vorbei waren.
    Denn jetzt kam der Hofkönig über den Rasen auf mich zu.
    Alle nannten ihn so, aber sein richtiger Name war Chuck Dunbar. Offiziell war er der leitende Strafvollzugsbeamte der Freizeitanlage für Häftlinge. Der Oberaufseher des Gefängnishofs war kein großer Mann, doch in seinem kompakten, knapp 1 , 70 Meter großen Körper steckte jede Menge Gemeinheit. Er war breit und gedrungen, und sein Gesicht glich einer geballten Faust – hässlich und wulstig. Sein Hauptquartier wurde von den Häftlingen nur »der Anbau« genannt, ein düsterer, nichtssagender Kasten aus Schlackenbeton am Rand des Hofs. Dort verbrachte Dunbar die meiste Zeit mit was auch immer. Nur wenn es Ärger gab – oder wenn er welchen anzetteln wollte –, kam er heraus. Sein Erscheinen bedeutete nie etwas Gutes, denn der Hofkönig genoss es, Menschen Schmerzen zuzufügen.
    Und jetzt kam er direkt auf mich zu.
    Er preschte in seinem merkwürdigen, walzenden Gang vorwärts, die Lippen wie zu einem Knurren verzerrt, die Fäuste geballt. Seine Augen waren blass, fast farblos, abersie funkelten, als würden weiße Flammen in ihnen lodern.
    Nach ein paar Sekunden stand er vor mir und schaute zuerst nach links, dann nach rechts, während sich die übrigen Wärter an seinen Seiten postierten.
    »Bringt diesen Verbrecherabschaum wieder in die Zellen«, knurrte er.
    Sofort traten die Wärter in Aktion, schrien die Häftlinge an, schlugen nach ihnen und trieben sie auf die Gefängnistüren zu. Die Männer bewegten sich mürrisch, die grauen Schultern hochgezogen, und warfen einander böse Blicke und gemurmelte Drohungen zu, sobald zwischen den Aufsehern eine Lücke entstand.
    Auch ich setzte mich in Bewegung, aber Dunbar trat vor mich und versperrte mir den Weg.
    »Du nicht, Dreckstück.« Seine Stimme rasselte in seiner Kehle wie ein Rechen, der durch Kies gezogen wird. »Das war deine Schuld.«
    »Was?«, platzte ich heraus. »Ich habe nur hier gestanden. Dieser Kerl hat versucht, mich umzubringen. Er hatte ein Messer. Er …«
    Der Hofkönig schlug mir so heftig mit dem Handrücken ins Gesicht, dass mein Kopf nach hinten flog. Für einen kurzen Moment drehte sich alles.
    »Halt den Mund«, schnauzte Dunbar. »Lüg mich nicht an.«
    Ich rieb mir die brennende Wange. Offenbar war es keine gute Idee, ihm zu antworten, also ließ ich es bleiben.
    Dunbar grinste und seine Augen blitzten auf. »Woher soll jemand auf dem Hof ein Messer haben?«, wollte er wissen.»Wenn jemand hier ein Messer hätte, würde das bedeuten, dass er es an einem meiner Wärter vorbeigeschmuggelt hat. Und das wiederum würde bedeuten, dass mit
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