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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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die sich deine Mutter bislang gekümmert hat, und ihnen bei der Entbindung helfen. Du wirst ihre monatliche Quote vorbringen. Kurz gesagt, du wirst einfach tun, was man dir sagt, so wie deine Mutter es getan hat. Und genau wie bei deiner Mutter wird das vielleicht nicht genug sein, um deine Sicherheit zu garantieren. Komm mit mir, und wir versuchen unser Glück im Toten Wald. Ich kenne Leute dort, wenn ich sie aufspüre, werden sie uns helfen.«
    »Ich kann nicht einfach weggehen«, sagte Gaia. Allein der Gedanke erfüllte sie mit Grauen. Sie konnte doch nicht ihr Heim und alles, was sie kannte, zurücklassen. Was, wenn ihre Eltern entlassen wurden und sie nicht mehr da war? Davon abgesehen würde sie nicht mit einer paranoiden Alten weggehen, die sie schlug und herumkommandierte wie ein unartiges Kind. Misstrauen und Groll loderten hell in ihr. Eigentlich hätte sie diese Nacht ihre erste Geburt feiern sollen.
    Das Gesicht des Mondes kam hinter einer Wolke hervor, und Gaia glaubte, ein Schimmern in den schwarzen, wilden Augen der alten Frau zu sehen. Dann steckte Meg ihr ein kleines, braunes Päckchen zu, so glatt und leicht wie eine tote Maus. Beinahe hätte Gaia es angewidert fallengelassen.
    »Idiotin«, sagte die alte Meg und schloss Gaias Finger fest um das Päckchen. »Das hier hat deiner Mutter gehört. Hüte es gut. Mit deinem Leben.«
    »Aber was ist es?«
    »Bind es dir um dein Bein, unter dem Rock. Es hat Bänder dafür.«
    Etwas klapperte auf der Straße, und beide zuckten sie zusammen, drückten sich an die Wand, bis aus der Ferne das Schlagen einer Tür zu hören war, dann nichts mehr.
    Die alte Meg neigte ihren Kopf zu ihr, sodass Gaia den lauen Atem der alten Frau auf der Wange spüren konnte. »Frag nach Danni Orion, falls du es je bis in den Toten Wald schaffst«, sagte sie. »Sie wird dir helfen, wenn sie kann. Merk dir den Namen. Wie das Sternbild.«
    »Meine Großmutter?«, fragte Gaia verwirrt. Ihre Großmutter war vor Jahren gestorben, als Gaia noch ein Baby war.
    »Deine Eltern waren Narren«, sagte die alte Meg. »Vertrauensselige, feige Pazifisten. Und jetzt werden sie dafür bezahlen.«
    Gaia war entsetzt. »Sag so was nicht. Sie waren der Enklave ihr Leben lang treu ergeben, haben zwei Söhne vorgebracht.«
    »Und meinst du nicht, sie haben das längst bereut?«, fragte die alte Meg. »Dass sie ihr Opfer bereuen, wann immer sie dich anschauen?«
    Gaia war verwirrt. »Wie meinst du das?«
    »Deine Narbe«, setzte die alte Meg nach.
    Offenbar sollte Gaia irgendetwas verstehen, aber die Narbe umgab kein Geheimnis. Es war unhöflich, ja grausam, von der Alten, sie jetzt zu erwähnen.
    Meg schnaubte verächtlich. »Ich verschwende nur wertvolle Zeit«, sagte sie. »Kommst du nun mit oder nicht?«
    »Ich kann nicht«, wiederholte Gaia. »Und du solltest auch bleiben. Wenn sie dich schnappen, landest du im Gefängnis.«
    Die alte Meg lachte auf und wandte sich zum Gehen.
    »Warte«, sagte Gaia. »Warum hat sie mir dieses Ding nicht selbst gegeben?«
    »Sie wollte es dir überhaupt nicht geben. Sie hat gehofft, es würde nicht nötig sein. Aber vor ein paar Wochen begann sie sich Sorgen zu machen, und da gab sie’s mir.«
    »Sorgen, weshalb?«
    »Ich würde sagen, angesichts dessen, was heute Abend passiert ist, wird sie wohl ihre Gründe gehabt haben«, erwiderte die alte Meg trocken.
    »Aber warum behältst du es nicht?«
    »Es ist für dich«, sagte Meg. »Sie hat gesagt, ich soll es dir geben, wenn ihr etwas zustößt. Und jetzt hab ich mein Versprechen gehalten.«
    Als die alte Frau nun den kleinen, schlaffen Rucksack anlegte, der die ganze Zeit von Gaia unbemerkt an der Mauer gelehnt hatte, hing er auf ihrem Rücken, als ob sie ihrem Alter gerade ein weiteres Jahrzehnt hinzugefügt hätte. Sie nahm ihren Gehstock, und ein letztes Mal kam sie Gaia ganz nahe mit ihrem verdorrten Gesicht. »Pass gut auf, wem du traust, wenn ich weg bin. Gebrauche deinen Verstand, Gaia, und denk daran, dass wir alle verwundbar sind. Besonders, wenn wir lieben.«
    »Da hast du etwas falsch verstanden«, sagte Gaia und dachte an ihre Eltern. »Liebe macht uns stark.«
    Gaia fühlte Megs Blick auf sich ruhen und blickte herausfordernd zurück. Meg war eine verbitterte alte Frau, die ihr ganzes Leben lang die Leute von sich weggestoßen hatte und nun nicht einmal mit etwas Herzlichkeit Lebwohl sagen konnte. Vielleicht war die alte Meg mit ihren unsicheren Händen bloß eifersüchtig, weil Gaia die neue Hebamme
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