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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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dir, Sam – werde ich ihn umbringen !“
    ***
    Seans tränennasses Gesicht, seine rot geränderten Augen und Paytons leblose Gestalt am Boden ließen meine letzten Kräfte schwinden, und ich sank ins nasse Laub.
    Ich war am Leben! Ich hatte tatsächlich zurückgefunden, und war doch noch nie so verzweifelt gewesen.
    Heulend fiel ich an Seans Brust, der mich von sich schob und an den Schultern packte.
    „Sam!“, rief er energisch und wischte mir die Tränen von der Wange. „Sag mir, Sam, können wir ihn retten? Ich weiß, dass du dort warst, aber hast du auch einen Weg gefunden, an das Blut zu kommen?“
    Wie in Trance nickte ich und reichte ihm die Tasche.
    Er riss sie mir aus der Hand und schüttete den Inhalt hektisch neben Payton auf den Boden. Als er nach dem Päckchen greifen wollte, kam ich ihm zuvor.
    „Nein, das nicht! Dort in dem Leder ist der Dolch, den Nathaira ihrer Mutter ins Herz stieß. Vanoras Blut klebt an ihm“, erklärte ich, das weiche Päckchen an meine Brust drückend.
    Er zerrte den Dolch hervor und sah mich fragend an.
    „Das ist alles? Was …?“
    „Ja, Sean! Das ist alles! Was denkst du, wie es sich angefühlt hat, den Dolch aus der Hexe zu ziehen? Denkst du, das war ein Vergnügen? Hättest du eine bessere Idee gehabt? Vanoras Blut – hier ist es! Ich habe meine Schuld beglichen, mein verdammtes Versprechen gehalten!“, rief ich und kam zitternd auf die Beine. „Nun sieh zu, dass du ihn rettest! Lass nicht alles umsonst gewesen sein!“
    Das alles war zu viel für mich. Ich konnte keine Sekunde länger hierbleiben. Nichts war, wie es sein sollte, mein Leben ein Trümmerhaufen.
    Die Schuld, die ich in der Vergangenheit auf mich geladen hatte, wog so schwer, dass ich es nicht würde ertragen können, mich dem zu stellen. Außerdem war der Schmerz, den Payton von damals zu verlassen, so frisch und tief, dass mir das Herz zu brechen drohte. Dass Liebe immer so unglaublich wehtun musste!
    Ich entfernte mich immer weiter von den beiden Brüdern, während Sean die blutige Klinge einmal quer über Paytons Brust zog. Ich konnte sehen, dass der Schnitt nicht tief war, aber das frische hellrote Blut verursachte mir dennoch Übelkeit. Mit einem letzten Blick auf das Gesicht, das ich so liebte, drehte ich mich um und rannte los.
    Mit jedem Schritt, den ich mich vom Friedhof entfernte, konnte ich befreiter atmen. Der Schrecken der Zeitreise ebbte langsam ab, und das Zittern in meinen Gliedern rührte nicht mehr davon, sondern von der Kälte des feuchten Herbstabends.
    Dichter Bodennebel waberte um die Felsen am Loch Duich , auf dessen Ufer ich nun zuging. Es hatte mir schon als Kind geholfen, wenn ich Sorgen hatte, meine Füße in den See an unserem Haus zu halten. Darum schlüpfte ich aus meinen Sandalen und streckte die Zehen in das eiskalte Wasser.
    Sofort klarten sich meine wirren Gedanken.
    Ich liebte Payton. Ihn zu verlassen, war das Schlimmste gewesen, was ich je hatte tun müssen. Trotzdem brachte ich es nun nicht über mich, zu ihm zu gehen. Denn, wenn es Sean gelingen sollte, sein Leben zu retten, dann musste ich ihm gestehen, was ich getan hatte. Nicht eine Sekunde länger durfte ich meine Schuld an den Ereignissen für mich behalten.
    Hätte ich schon früher den Mut aufgebracht, ihm die Wahrheit zu gestehen, wäre ihm so viel Leid erspart geblieben. Diesen Fehler würde ich nicht noch einmal begehen. Auch wenn ich damit seine Liebe verlieren würde.
    Nathaira hatte irgendwie also doch gewonnen. Unsere Liebe hatte ihre Pläne zerstört. Und nun zerstörte sie uns. Hatte sie gewusst, dass es so kommen würde, als sie mich nach der Sache mit Ross gehen ließ?
    Es gab keine Antwort auf meine Fragen, und so sah ich schlicht in den Himmel, dessen dunkles Blau sich langsam in ein tröstliches Schwarz verwandelte. Jeder Stern stand genau an dem Platz am Firmament, der ihm zugedacht war. Warum gab es keinen Platz für mich? Warum irrte ich ziellos umher und wusste nie, wohin ich gehörte?
    Meine Füße waren taub vor Kälte, und ich setzte mich in den Schneidersitz, um sie unter meinen Beinen wieder anzuwärmen. Dabei wurde mir das lederne Päckchen bewusst, das vergessen in meinem Schoss lag.
    Zärtlich strich ich über das zu einer Schleife gebundene Lederband, welches das Geschenk verschloss. Mit einem dicken Kloß im Hals schob ich es beiseite und schlug das Leder auf.
    Schon der erste Blick darauf ließ meinen Herzschlag aussetzen. Ich konnte es nicht fassen. Lachend und weinend
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