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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern
Autoren: Anthony Horowitz
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schwer zu glauben, dass er tatsächlich mit ihr sprach. So ging es ihr jedes Mal.
    »Wie geht es dir heute, meine Liebe?«
    »Oh… gut«, murmelte Gwenda und verschränkte die Hände im Schoß.
    »Hör mal, mein Schatz, ich wollte wissen, ob du noch einmal über das nachgedacht hast, worüber wir neulich gesprochen haben. Matt Freeman. Diesen Abschaum. Diesen kleinen Widerling. Hast du schon entschieden, wie du vorgehen willst?«
    Rex McKenna hatte vor zwei Monaten angefangen, mit Gwenda zu reden. Anfangs war Gwenda verblüfft gewesen. Wie konnte er seine Show unterbrechen, während zehn Millionen Leute zusahen, um mit ihr zu sprechen? Manchmal tat er es sogar in den Wiederholungen, und das war doch völlig unmöglich. Anfangs hatte ihr das Angst gemacht. Und Brian hatte ihr ins Gesicht gelacht, als sie ihm davon erzählt hatte, und sie als Verrückte bezeichnet. Aber Rex hatte ihr einen Tipp gegeben, was sie wegen Brian unternehmen könnte, und jetzt störte er sie nicht mehr. Gwenda verehrte Rex McKenna, und er schien sie genauso gern zu haben.
    »Matt Freeman hat eine Närrin aus dir gemacht«, fuhr Rex fort. »Er ist in dein Haus gekommen und hat deine Beziehung zu Brian ruiniert. Und dann ist er in Schwierigkeiten geraten, und alle haben gesagt, es wäre deine Schuld. Und jetzt sieh dich an! Kein Geld. Kein Job. Du bist vollkommen fertig, Gwenda!«
    »Das ist nicht meine Schuld«, murmelte Gwenda.
    »Das weiß ich doch, meine Liebe«, erwiderte Rex. Die Kamera machte einen kurzen Schwenk, und Gwenda konnte die Menschen im Zuschauerraum sehen, die allmählich unruhig wurden, weil die Show nicht anfing. »Du hast dich um diesen Jungen gekümmert. Du hast ihn aufgenommen wie einen Sohn. Und als er gegangen ist, hat er sich nicht einmal verabschiedet. Nicht die geringste Dankbarkeit! Und jetzt hält er sich für was Besseres. Du solltest hören, was er über dich sagt. Ich habe darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass er dafür bestraft werden sollte.«
    »Bestraft…«, murmelte Gwenda unglücklich.
    »So wie du Brian dafür bestraft hast, dass er unhöflich zu dir war.« Rex schüttelte den Kopf. Vielleicht war es nur ein Lichtreflex aus dem Studio, aber einen Moment lang sah es so aus, als würde er aus dem Fernseher kommen und direkt in ihr Wohnzimmer steigen. »Tatsache ist, dass Matt durch und durch verdorben ist«, fuhr Rex fort. »Überall, wo er auftaucht, gibt es Ärger. Du weißt doch noch, was mit seinen Eltern passiert ist?«
    »Sie sind gestorben.«
    »Das war auch seine Schuld. Er hätte sie retten können. Und es sind noch andere Dinge geschehen, von denen du nichts weißt. Erst vor kurzem hat er guten Freunden von mir etwas Schreckliches angetan: Er hat sie ermordet. Kannst du dir das vorstellen? Er hat sie alle umgebracht! Wenn du mich fragst, steht es außer Frage, dass er dafür bestraft werden muss. Und zwar hart!«
    »Ich weiß doch nicht, wo er ist…«, murmelte Gwenda.
    »Aber ich. Er geht auf eine Schule, die Forrest Hill heißt. Sie ist in Yorkshire, etwas außerhalb von York. Das ist nicht so weit weg von dir.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Gwenda. Ihr Mund war trocken. Die Bohnendose war nach vorn gekippt, und kalte Tomatensoße tropfte auf ihr Kleid.
    »Du magst mich doch, Gwenda, oder?« Der Moderator lächelte sie auf seine ganz spezielle Weise an. Kleine Fältchen erschienen in seinen Augenwinkeln. »Du wirst mir doch helfen, Gwenda? Du weißt, was zu tun ist.«
    Gwenda nickte. Aus irgendeinem Grund hatte sie angefangen zu weinen. Sie fragte sich, ob dies das letzte Mal sein würde, dass Rex McKenna mit ihr sprach. Sie würde nach Yorkshire fahren, und sie würde nicht wiederkommen.
    »Du wirst den Zug nehmen, Matt finden und dafür sorgen, dass er nie wieder jemandem wehtun kann. Das bist du dir schuldig. Das bist du uns allen schuldig. Was sagst du, Gwenda?«
    Gwenda konnte nicht sprechen. Sie nickte ein zweites Mal. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Rex wich zurück. »Verehrtes Publikum, bitte einen Riesenapplaus für Gwenda Davis. Sie ist eine wundervolle und mutige Frau!«
    Der Meinung waren die Zuschauer auch. Sie klatschten und jubelten, bis Gwenda das Zimmer verließ und nach oben ging.
    Brian blieb auf der Couch sitzen, mit leicht gespreizten Beinen und offenem Mund. Er hatte sich nicht mehr bewegt, seit Gwenda das Küchenmesser in sein Herz gerammt hatte. Brian hatte sie ausgelacht. Er hatte gesagt, sie wäre verrückt. Also musste sie ihm eine
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