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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern
Autoren: Anthony Horowitz
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Hand in das braune, schmutzige Abwaschwasser und fand tatsächlich eine Gabel. Hastig wischte sie die nasse Hand an ihrem Kleid trocken und eilte ins Wohnzimmer.
    Dort brannte kein Licht, aber der Schein des Fernsehers reichte aus, um ihr den Weg zu zeigen. Er machte allerdings auch die Unordnung sichtbar, die im Zimmer herrschte. Überall lagen alte Zeitungen, die Aschenbecher quollen über, noch mehr schmutziges Geschirr stand herum, und auf dem Boden waren alte Socken und Unterhosen verstreut. Brian saß auf der Couch. Auf dem Nylonbezug war ein ekliger Fleck. Gwenda beachtete ihn nicht und setzte sich neben Brian.
    Der Gestank, der das ganze Haus durchdrang, war hier noch schlimmer, doch auch ihn ignorierte Gwenda.
    Es kam ihr vor, als wäre alles schief gegangen, seit Matt fort war. Doch sie wusste nicht, wieso. Sie hatte Matt ja nicht einmal gemocht. Ganz im Gegenteil, sie hatte immer gewusst, dass mit dem Bengel etwas nicht stimmte. Hatte er nicht geträumt, dass seine Eltern sterben würden – und das in der Nacht, bevor sie bei einem Autounfall ums Leben kamen? Sie hatten ihn nur aufgenommen, damit sie sich das Geld unter den Nagel reißen konnten, das Matts Eltern ihm hinterlassen hatten. Das Problem war nur, dass das Geld so schnell weg gewesen war. Und jetzt war auch Matt weg. Die Polizei hatte ihn festgenommen und in ein Erziehungsprogramm gesteckt. Und jetzt hatte Gwenda gar nichts mehr – ihr blieb nur noch die Schuld.
    Dabei war es doch gar nicht ihre Schuld gewesen. Sie hatte sich doch um ihn gekümmert. Sie würde nie vergessen, wie die Polizisten sie angesehen hatten – als wäre sie diejenige gewesen, die das Verbrechen verübt hatte. Sie wünschte, Matt wäre nie in ihr Leben getreten. Er allein war daran schuld, dass alles schief ging.
    »Und jetzt ist es wieder so weit… fordern Sie Ihr Glück heraus, und drehen Sie das Glücksrad!«
    Gwenda lehnte sich zurück, als die Titelmusik von Glücksrad begann. Fünfzigpfundnoten tauchten auf und flatterten über den Bildschirm. Die Zuschauer klatschten. Und dann kam Rex McKenna die angestrahlte Treppe herunter, an jedem Arm ein bildhübsches Mädchen. Er trug ein glitzerndes Jackett und winkte lächelnd seinen Zuschauern.
    »Guten Abend allerseits!«, rief er. »Wer wird heute unser großer Gewinner sein?« Er zwinkerte direkt in die Kamera. »Das weiß nur das Glücksrad!«
    Das Studiopublikum flippte völlig aus, als hörte es diese Worte zum ersten Mal. Aber natürlich begann Rex seine Show immer mit diesen Worten. »Das weiß nur das Glücksrad!«, war seine Einleitung, wenn Gwenda auch nicht sicher war, ob das wirklich stimmte. Das Rad war doch nur ein Gerät aus Holz und Plastik. Wie konnte es etwas wissen?
    Rex kam zum Stehen, und der Applaus verklang. Gwenda starrte wie in Trance auf den Bildschirm. Die Bohnendose hatte sie vollkommen vergessen. Irgendwo in ihrem Hinterkopf fragte sie sich, wie es möglich war, dass der Fernseher lief, obwohl der Strom schon vor zwei Wochen abgestellt worden war, weil sie die Rechnung nicht bezahlt hatte. Aber Gwenda achtete schon lange nicht mehr auf das, was in ihrem Hinterkopf vorging. Und außerdem war es ja egal. Es war ein Segen. Wie sollte sie sonst die Abende überstehen? Ohne Glücksrad?
    »Willkommen in unserer Show, bei der das Glücksrad darüber entscheidet, ob die Kandidaten mit einer Million in der Tasche nach Hause gehen oder mit leeren Händen!«, verkündete Rex. »Wow, war das eine Woche! Gestern Morgen um sechs hat mich meine Frau geweckt, um mir zu sagen, dass ich den Wecker stellen soll. Um sieben ging er dann los – und er ist bis heute nicht zurückgekommen!«
    Die Zuschauer brüllten vor Lachen. Gwenda lachte mit.
    »Aber heute Abend haben wir eine tolle Show für Sie. In einer Minute werden wir die drei Glücklichen kennen lernen, die in der nächsten Stunde um unsere fantastischen Preise kämpfen werden. Und was müssen sie tun, um die Million zu gewinnen?«
    »Das Rad drehen!«, brüllten die Zuschauer.
    Brian sagte mal wieder keinen Ton. Allmählich ärgerte Gwenda die Art, wie er dasaß und schweigend auf den Fernseher starrte.
    »Aber bevor es losgeht, möchte ich noch ein paar Worte an eine ganz besondere Dame richten, die einer unserer größten Fans ist.« Er trat näher an die Kamera heran, und als sein Gesicht den Bildschirm ausfüllte, hatte Gwenda das Gefühl, als sähe er sie direkt an.
    »Hallo, Gwenda«, sagte er.
    »Hallo, Rex«, flüsterte Gwenda. Es fiel ihr
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