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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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absperrte.
    »Meine Güte«, murmelte Julia, während sie ihre Fahrt verlangsamte. Ein großer Löschwagen der Feuerwehr rangierte gerade bedächtig hin und her, dahinter parkte ein roter Kombi, schätzungsweise der Einsatzleiter oder jemand von der Brandwache. Notarzt und Rettungswagen standen weiter hinten, außerdem eine zusätzliche Streife. Die Kommissarin vermutete das Motorrad inmitten der hin- und hereilenden Menschen, dort, wo ein großer Standscheinwerfer flammend weißes Licht auf einen bestimmten Bereich am Rand der Fahrbahn konzentrierte. Als sie ihren Wagen in der Nähe des Brückenbogens hinter dem Streifenwagen abstellte, näherte sich sofort ein Beamter.
    »Guten Morgen«, grüßte er freundlich, als Julia ausstieg. Er hatte sie offenbar als Kollegin erkannt, doch die Kommissarin erinnerte sich nicht, sein Gesicht schon einmal gesehen zu haben.
    »Guten Morgen. Durant vom K 11. Klären Sie mich auf?«
    »Aufgeklärt sind Sie sicher längst«, schmunzelte der Beamte, und Durant rollte mit den Augen, »aber ich kann Ihnen anbieten, Sie zum Tatort zu bringen.«
    »Tatort oder Fundort?«
    »Gute Frage, aber es heißt, es könnte auch der Tatort sein.«
    Die Tür ihres kleinen Peugeots schnappte ins Schloss, und Julia folgte dem Beamten in Richtung der Leitplanke, die zusammen mit einem hüfthohen Geländer den Standstreifen von einem schmalen Gehweg trennte, der ihr zuvor noch nie aufgefallen war.
    »Hier können Fußgänger drüber?«, fragte sie ein wenig ungläubig.
    »Und Radfahrer, ja«, nickte der Kollege und stieg mit einem kurzen Ächzen über die Leitplanke. Julia folgte ihm und war insgeheim froh, ihre bequeme Jeans vom Vortag angezogen zu haben, denn das scharfe, schmutzige Metall der Leitplanke schabte unheilverkündend an ihrem Hosenbein.
    Sie schritten unter zwei runden, durch einen schmalen Steg miteinander verbundenen Stahlröhren hindurch, die sich in einem weitläufigen Bogen nach oben streckten. Blau, erinnerte Julia sich; es waren blau lackierte Metallbögen, die den Main an einem der wichtigsten Knotenpunkte der Stadt zweihundert Meter weit überspannten.
    Ein Mord?, dachte sie. Ausgerechnet hier?
    Als sie die Brückenmitte passierten, warf die Kommissarin einen Blick auf die beleuchtete Skyline, die zu ihrer Rechten in einiger Entfernung funkelte. Sie klappte den Kragen ihrer Jacke nach oben und fröstelte. Für den Spätsommer war es frühmorgens bereits höllisch kalt, vielleicht bildete sie sich das aber auch nur ein, denn übermüdete Menschen, die aus dem warmen Bett gescheucht werden, sind kälteempfindlich, wie sie wusste. Außerdem blies ein kalter, unangenehmer Wind.
    »Da vorn steht die Maschine«, deutete der Beamte mit dem Zeigefinger, »aber ich sag’s Ihnen: kein schöner Anblick.«
    »Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken, ich habe schon einiges gesehen.«
    Julia schob sich an ihm vorbei und kniff die Augen zusammen. Das grelle Licht war nun zum Greifen nahe, der Boden war bedeckt von einer hellen Schicht getrockneten Löschschaums, möglicherweise war es auch ein Pulver. Linker Hand, jenseits des Geländers auf dem Standstreifen, befand sich ein bulliges Motorrad in leichter Schräglage, offenbar lehnte es auf dem Seitenständer. Es war einer jener Chopper, auf denen man aufrecht sitzt, die Beine nach vorne gestreckt, während die Arme waagerecht den hohen Lenker fassen. Darauf saß ein Mensch. Julia traute ihren Augen kaum, denn sie hatte damit gerechnet, dass Feuerwehr oder Ersthelfer die Person von der Maschine gezogen hatten oder aber der Fahrer selbst hinabgesprungen wäre. Erst auf den zweiten Blick erfasste sie den Grund, weshalb die verkohlte Leiche sich noch immer auf ihrer Maschine befand. Die Handgelenke waren mit Handschellen an den Lenker gefesselt, und es sah so aus, als seien auch die Beine an dem Motorrad fixiert.
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es ihr, und sie beugte sich so weit nach vorn, wie das verschmierte Geländer es ihr erlaubte.
    »Unglaublich oder?«, erklang es aus dem Hintergrund. »Drauf gefesselt und abgefackelt, das werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Selbst die Maschine ist angekettet, das ist schon fast wie in ’nem Western, wo Indianer und Pferd aufeinander sitzend bestattet werden.«
    »Wie?« Julia fuhr herum, weil sie nur halb zugehört hatte.
    »Na, diese Inszenierung«, wiederholte der Beamte. »Ich bin gespannt, was da hinterher bei rauskommt.«
    »Lassen Sie uns erst einmal unsere Arbeit machen, bitte.« Julia
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