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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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bei der Frankfurter Mordkommission, tastete schlaftrunken nach dem vibrierenden Handy, dessen Resonanz durch den hölzernen Nachttisch zu einem unangenehmen Schnarren verstärkt wurde. Parallel zu der Vibration des Akkus erklang lautstarke Musik, der Standardklingelton, den sie sich stets für ihre Bereitschaftsdienste einstellte.
    »Fünfmal klingeln? Respekt«, ertönte die rauchige Stimme von Alice Marquardt, einer Kollegin des KDD.
    »Was?«
    »Vergessen Sie’s. Tut mir leid, Ihre Tiefschlafphase zu unterbrechen, aber es gibt einen Zwischenfall auf der Kaiserleibrücke.«
    »Einen Zwischenfall?«, wiederholte Durant ungeduldig. Längst hatte sie sich aufgesetzt, fuhr sich mit der Hand durch das vom Schlaf zerzauste Haar und presste das Handy fest ans Ohr. »Ich bin wach genug für Details, also schießen Sie los.«
    Marquardt räusperte sich. »Autobahn 661, in südlicher Richtung. Sie können’s nicht verfehlen. Ein toter Motorradfahrer auf der Brücke, aber kein Unfall, viel mehr habe ich noch nicht. Die Meldung kam von der Autobahnpolizei, und die warten jetzt auf jemanden von der Kripo. Offenbar hat das Motorrad gebrannt, eine ziemlich große Nummer also, denn sie mussten die rechte Fahrspur sperren.«
    »Hm, okay. Haben Sie Spusi und so weiter schon informiert?«
    »Wir sind dran. Aber beeilen Sie sich besser.«
    »Mache ich«, erwiderte Julia. »An Schlafen ist jetzt ohnehin nicht mehr zu denken.«
    Es war der übliche Fluch von Bereitschaftsdiensten. Drei, vier Wochenenden ohne nennenswerte Vorkommnisse, und ausgerechnet heute, wo sie gerade einmal vier Stunden Schlaf abbekommen hatte, musste sie schon wieder raus.
    »Noch etwas«, fügte Marquardt hastig hinzu, bevor die Kommissarin das Gespräch wegdrücken konnte, um sich anzuziehen.
    »Ja?«
    »Sie können über die Autobahn direkt hingelangen, haben die Kollegen gesagt, aber es ist dort bereits ein recht großer Andrang. Wenn Sie sich im Hafenviertel einigermaßen auskennen, parken Sie vielleicht besser unter der Brücke und nehmen die Fußgängertreppe.«
    »Überleg ich mir«, sagte Julia und unterdrückte ein Gähnen. Sie zog die zerwühlte Bettdecke glatt und schüttelte das Kissen kurz auf, weil sie geschwitzt hatte. Danach trottete sie ins Badezimmer, wo sie ihre Morgentoilette erledigte und sich anzog. Ein prüfender Blick in den Spiegel verriet Julia, dass sie zum einen dringend eine neue Haartönung brauchte, denn das schulterlange, kastanienbraune Haar wurde von einigen lästigen hellen Strähnchen durchzogen. Julia Durant mied das Wort Grau gewissenhaft, fand aber auch die verharmlosende Bezeichnung Silberfäden ziemlich lächerlich. Du bist eben nicht mehr fünfundzwanzig, dachte sie ein wenig trotzig. Nein, ganz und gar nicht mehr. Nächstes Jahr bist du schon doppelt so alt.
    Julia stellte sich auf die Zehenspitzen, denn der Spiegel hing ein wenig zu hoch für Personen unter eins achtzig, und zu diesen Maßen fehlten ihr beinahe zwanzig Zentimeter. Mit den Zeigefingern zog sie sich die feinen Krähenfüße an den Augenwinkeln glatt, die bei weitem nicht so ausgeprägt waren wie bei anderen Frauen ihres Alters. Im Gegenteil. Julia Durant war noch immer eine ausgesprochen attraktive Frau, die regelmäßig Sport trieb und zumindest meistens versuchte, ihren harten Job bei der Mordkommission vor der Haustür abzulegen. Trotzdem spürte sie, dass sie nicht mehr über dieselben Kräfte verfügte wie in den frühen neunziger Jahren, als sie von München nach Frankfurt gewechselt war.
    Mit dem Föhn trocknete sie sich kurz die im Nacken noch immer etwas feuchten Haare und zog sie mit der Bürste einigermaßen in Form. Kaum zehn Minuten nachdem sie der Anruf erreicht hatte, verließ sie eilig ihre Wohnung im Nordend und entschied, quer durch die Stadt zu fahren, die in den frühen Morgenstunden noch verschlafen dalag und ihr ein zügiges Durchkommen versprach.
    Nur weitere zehn Minuten später erreichte Julia Durant die Autobahnauffahrt am Ratsweg und nahm kurzentschlossen den direkten Weg. Bereits kurz nach dem Auffahren blitzten ihr durch die Dunkelheit die blauen Blinklichter der Einsatzfahrzeuge entgegen. Noch zeichnete sich keine Morgendämmerung ab, nur finstere Nacht, durchflutet von den Bremslichtern der wenigen Autos, die sich zweihundert Meter vor der Kaiserleibrücke auf die mittlere und die linke Spur einfädeln mussten, weil ein Einsatzwagen und eine grell glühende Warnfackel die rechte Fahrbahnspur und den schmalen Standstreifen
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