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Teller, Janne

Teller, Janne

Titel: Teller, Janne
Autoren: Nichts
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Kindern, die seit Langem erwachsen waren. Wir bekamen auch
ein paar alte Kleidungsstücke, die geliebt und getragen worden waren, bis sie
nur noch aus Fetzen bestanden, und sogar eine einzelne Rose aus einem
Brautstrauß von vor sechsunddreißig Jahren war dabei.
    Die Rose
verstörte uns Mädchen ein bisschen, denn wir fanden, dass es wirklich etwas
bedeutete, dieser Traum, eine weiße Braut zu sein, die einen schönen
Brautstrauß in der Hand hielt und den Mann küsste, der für den Rest des Lebens
ihrer sein sollte. Aber dann erzählte Laura, die sie eingesammelt hatte, die
Dame sei fünf Jahre später geschieden worden. Und da die Eltern von vielen von
uns ebenfalls geschieden waren, wenn sie überhaupt je geheiratet hatten,
zerplatzte unser Traum.
    Der Berg
wuchs und wuchs.
    Im Laufe
weniger Tage war er schon fast so groß wie die kleine Ingrid. Allerdings fehlte
es ihm an tatsächlicher Bedeutung. Schließlich wussten wir doch alle, dass
nichts von dem Eingesammelten einem von uns etwas bedeutete. Wie also sollten wir Pierre Anthon damit überzeugen? Nein, er würde uns sofort
durchschauen. Nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts.
    Noch
einmal rief uns Jan-Johan zusammen. Und da mussten wir schließlich zugeben,
dass es schon Sachen gab, die uns tatsächlich etwas bedeuteten, auch wenn
viele Dinge vielleicht nicht so bedeutsam waren. Aber okay, bestimmt besser als
das, was wir bisher hatten.
    Dennis war
der Erste. Er brachte einen ganzen Stapel Dungeons & Dragons-Bücher , die er
immer wieder gelesen hatte und fast auswendig konnte. Ole entdeckte allerdings
schnell, dass vier aus der Serie fehlten, und dann musste Dennis auch die noch
herausrücken.
    Dennis
schrie, Ole solle sich um seinen Kram kümmern, denn so sei das alles gar nicht
gemeint gewesen, und das wüssten wir ja selbst, und er wurde richtig sauer.
Aber je mehr Dennis schrie, umso mehr hielten wir anderen dagegen, dass er
daran doch selbst sehen könne, wie viel ihm die Bücher bedeuteten. Und hätten
wir nicht eben besprochen, dass das, was uns am meisten bedeutete, auf den Berg
müsse, wenn der in der Lage sein sollte, Pierre Anthon zu überzeugen, von seinem Pflaumenbaum herabzusteigen?
    Als Dennis
die letzten vier seiner Dungeons&Dragons-Bücher abgeliefert hatte, schien der
Bedeutungsstein so richtig ins Rollen zu kommen. Denn Dennis wusste, dass
Sebastian sehr an seiner Angelrute hing. Und Sebastian wusste, dass Richard
seinen schwarzen Fußball vergötterte. Und Richard hatte bemerkt, dass Laura
immer ihre afrikanischen Papageienohrringe trug.
     
    Wir hätten
aufhören sollen, bevor es so weit gekommen war. Jetzt war es irgendwie zu spät,
auch wenn ich tat, was ich konnte.
    »Das
funktioniert doch nicht«, wandte ich ein.
    »Ha !« , lachte Gerda und zeigte auf meine halbhohen grünen
Sandalen. Ich hatte den ganzen Sommer gebraucht, um meine Mutter zu überzeugen,
sie mir zu kaufen, und das hatte sie erst vor Kurzem getan, als Schlussverkauf war und die Schuhe nur noch die Hälfte kosteten.
    Ich hatte
es geahnt. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, war es bestimmt auch deshalb,
weshalb ich versuchte, das Einsammeln zu stoppen. Es war nur eine Frage der
Zeit gewesen, bis jemand auf meine Sandalen deutete. Dass es ausgerechnet die
blöde doofe Gerda war, machte es nur noch schlimmer. Ich versuchte erst
gleichgültig zu tun, als hätte ich nicht gesehen, wohin Gerda zeigte, aber
Laura wollte mich nicht entkommen lassen. »Die Sandalen, Agnes«, sagte sie, und
dann gab es kein Entkommen mehr.
    Ich hockte mich hin, um die Spangen zu öffnen, konnte mich aber nicht
dazu durchringen und stand wieder auf. »Das kann ich nicht«, sagte ich. »Meine
Mutter wird fragen, wo sie sind, und dann werden die Erwachsenen alles
herausfinden .« Ich glaubte, ich sei schlau. War ich
aber nicht. »Glaubst du denn, du bist besser als wir anderen ?« ,
heulte Sebastian auf. »Was glaubst du wohl, was mein Vater denkt, wo meine
Angelrute hingekommen ist ?« Wie um seine Worte zu
unterstreichen, packte er die Angelschnur und den Haken, der inmitten des Stapels
baumelte. »Und was hab ich mit meinen Büchern gemacht ?«
    »Und ich mit meinem Fußball?«
    »Und meinen Ohrringen?«
    Ich hatte
verloren und wusste es und bat nur noch um einige Tage Aufschub.
    »Nur bis
der Sommer ganz vorbei ist.«
    Es gab
keine Gnade. Ich durfte aber von Sofie Turnschuhe leihen, damit ich nicht barfuß nach Hause gehen musste. Sofies Turnschuhe waren zu
klein. Mein großer Zeh war
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