Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ich ihr das sagte, erwiderte Larry zerstreut, daß sie schon immer gedacht habe, zweimal Zwillinge zur Welt zu bringen sei gar keine schlechte Idee, denn damit hätte man die Sache ein für allemal hinter sich gebracht, und ob ich ihr für ihren Spähzug, wie sie es nannte, meine Handschuhe leihen könne, da ihr Hund einen von ihren verspeist habe.
     
    Als die Kinder zu Bett gebracht waren und Paul und ich beim Abendessen saßen, sagte er: »Seltsam, daß der alte Richard O’Neill plötzlich völlig durchzudrehen scheint. Verliebt sich in ein Mädchen, das seine Tochter sein könnte, und setzt den guten Mick vor die Tür. Schließlich lebt der Irländer nun schon seit dreißig Jahren bei ihm.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Das klingt alles ziemlich unschön. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Gloria sonderlich nett sein kann, sonst hätte sie Mr. O’Neill nicht dazu veranlaßt.«
    »Auf dem Bild hat sie mir überhaupt nicht gefallen, aber man sollte nie nach einem Foto urteilen. Gut, Mick ist nicht immer ganz leicht zu ertragen, und für jemand, der gerade aus England kommt, muß seine Art manchmal recht ungewöhnlich erscheinen. Wahrscheinlich ist sie in irgendeinem alten Internat auf dem Land aufgewachsen oder bei sehr engstirnigen Eltern, die etwas seltsame Begriffe von Klassenunterschied haben.«
    Ich antwortete: »Vielleicht«, aber ohne Überzeugung, denn Gloria hatte mir nicht so ausgesehen, als wäre das ihr Hintergrund. Aber es ist klüger, über gewisse Dinge keine Meinung zu äußern, nicht einmal seinem Mann gegenüber, wenn man sich nicht vorwerfen lassen will, daß man sich durch ein hübsches Gesicht zu unbegründeten Vorurteilen hinreißen läßt.
    Aber ich sagte das alles am nächsten Morgen zu Anne, die mit ihren herzigen Zwillingen angefahren kam. Charles, der nach Tims gefallenem Bruder benannt war, ist ganz sein Vater, während Elisabeth, die den Namen der verstorbenen Frau des Colonel Gerard trägt, ein winziges Ebenbild ihrer Mutter ist. Eine sehr glückliche Aufteilung. Das Ergebnis waren zwei ausnehmend hübsche Kinder, während, wie Larry meinte, ein Mädchen wie Tim »riesig, gutaussehend und hoffnungslos«, und ein rundgesichtiger, blauäugiger, goldblonder Junge wie seine Mutter »unbeschreiblich weichlich« gewesen wäre. Aber Anne war mit ihren Zwillingen, wie einfach in allem, sehr diskret gewesen.
    Ich platzte natürlich mit den Neuigkeiten sofort heraus, und Anne sagte sofort: »Wenn Larry wegfährt, werde doch besser ich die Kinder nehmen. Für mich ist es leichter. Wegen Rangi.«
    Rangi war das junge Mischblutmädchen, das, zum Entsetzen des Colonels, ein Mitglied von Annes Familie geworden und außerdem eine enorme Hilfe war.
    Anfangs hatte es sogar einige Zwistigkeiten gegeben. »Aber, mein Kind, du wirst doch dieses Mädchen nicht mit euch am Tisch essen lassen? Gewiß, sie ist ein ganz nettes Ding, aber...« Irgendwie hielt der Colonel immer noch am Feudalsystem fest, und seine treffliche Haushälterin und deren Mann »aßen separat«, wie Larry sich mokant ausdrückte.
    »Bitte, mein lieber Papa, sei nicht zu streng und angloindisch. Rangi ist ein Goldschatz. Was täte ich ohne sie? Sie hat ebenso gute Manieren wie ich und spricht ein sehr gutes Englisch. Ich brächte es nicht übers Herz, sie in der Küche sitzen zu lassen und unser Essen ins Speisezimmer zu tragen.«
    Der Colonel hatte geseufzt und schließlich nachgegeben. Kurz darauf, als sich gerade eine günstige Gelegenheit ergab, sprach er mich auf die Geschichte hin an. Ich schätze den alten Herrn sehr, und er mag mich gern, weil er und meine Mutter vor langen Jahren in England befreundet gewesen waren.
    »Ich sehe durchaus ein, Susan, daß es in einem kleinen Haus schwierig ist, aber trotzdem habe ich das Gefühl, daß ich mich nie an dieses Kolonialleben gewöhnen werde.«
    Ich zögerte. Seit Jahren lag es mir auf der Zunge, dem Colonel zu sagen, daß wir Neuseeländer uns ziemlich ungern als Kolonisten bezeichnen lassen, aber ich hatte nie den Mut aufgebracht, es auszusprechen. Doch man konnte nicht zu viel auf einmal verlangen, und Annes Vater mußte vorsichtig behandelt werden. Er hatte sich schon sehr zu seinem Vorteil verändert und eine Menge seiner Feudalallüren abgelegt, über die unsere Männer nur gelacht und die ihm den Spitznamen »der große Panjandrum« eingetragen hatten. Man konnte ja nie wissen, vielleicht wurde er sich mit der Zeit sogar über den Begriff »Commonwealth« klar.
    Daher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher