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Tarnen, tricksen, täuschen

Tarnen, tricksen, täuschen

Titel: Tarnen, tricksen, täuschen
Autoren: Gerhard Krug
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gebracht, was der oder die zu dir gesagt haben. Also was Sache ist, sonst nichts. Wenn deine Vorgaben falsch waren, kannst du ja nichts dafür! Oder?
    Gewöhn dir überhaupt an, einfach Dinge zu tun! Viele wollen vieles nicht tun und sind froh, dass du es machst. Beispiel: Keiner will Protokolle schreiben. Also schreib sie selbst. Frei nach dem Motto: Trau keinem Protokoll, das du nicht selbst gefälscht hast. Natürlich sollst du nicht fälschen, aber die Formulierung macht’s.
    Beispiel gefällig? Bitte!
     
    Dein Kollege würde schreiben:
    Kurztext: Abnahmen
    Langtext: Die Abnahmeprozeduren sind sehr schleppend und sollten geändert werden.
    Art: Information
    Termin: Fehlanzeige
    Zuständig: Fehlanzeige
     
    Du schreibst:
    Kurztext: Abnahmen
    Langtext: Die schleppenden Abnahmen durch die technische Abteilung gefährden das Projekt. Die technische Abteilung wird das Verfahren so anpassen, dass alle Abnahmen in Zukunft innerhalb von 14   Tagen erfolgen, um das Projektziel zu erreichen
    Art: Beschluss/​Auftrag
    Termin: laufend. Jeweils 14   Tage nach Lieferung durch Prototypenbau
    Zuständig: Technische Abteilung
     
    Merkst du den Unterschied. In zwei Wochen hat sich natürlich nichts geändert. Die Abnahmen sind immer noch schleppend. Du aber verweist auf das Protokoll, das selbstverständlich von allen akzeptiert wurde, und forderst die Leistung ein. Nun hast du auch schon Sündenböcke. Du hast es ja eingefordert, aber   … Somit hast du die ersten Gegner in der Firma. Bravo – du machst dich!
    Natürlich macht der Ton die Musik, aber wenn du was erreichen willst, musst du Druck aufbauen. Und Protokolle sind dazu prima, da neutral und unangreifbar. Dass du der Druckmacher bist, ist aus dem Protokoll ja nicht so ohne weiteres zu ersehen. Du warst halt der Protokollant. Die anderen waren ja in der Sitzung auch dabei und haben diesen Beschluss mitgetragen.
    Und da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema: Sitzungswesen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber du wirst sehen: Leistung ist das eine, eine Sitzung und Fakten für sich zu nutzen das Wichtigste.

Zurück in die Steinzeit: Hol den Sammler und Jäger wieder hervor
    Aber zurück zum Schlaumachen. Info, Info, Info heißt zunächst das Motto. Lass dich aber ja nicht einlullen von trägen Worten und schleppender Lieferung. Halte dich an Papier (das hatten wir ja schon). Lass dir die Protokolle geben, wenn es denn welche gibt.
    Bei vielen Projekten, besonders wenn deine Chefs die Projektleiter sind, werden keine Protokolle geschrieben, sondern nur Jobs verteilt. Bei dir nicht. Organisiere dir die Zeichnungen, die Berechnungen, die Entwürfe, den Briefwechsel. Erinnere dich an deine Schüler- und Studentenzeit: Sammler und Jäger.
    Die Kollegen erzählen dir nur, was Ihnen wichtig ist und was siedir sagen wollen, um sich ins beste Licht zu rücken und die Leichen zu verscharren, die sie produziert haben. Der Rest wird verschwiegen. Meist absichtlich, gelegentlich unabsichtlich. Du brauchst also Fakten. Und die sind auf Papier und allenfalls in irgendwelchen Projektverzeichnissen auf irgendeinem Server. Wühl da mal herum und lass dir vor allem die Rechte geben, die du benötigst.
    Projektmanagement braucht Transparenz, das wird überall gelehrt. Also sollen die Kollegen dich mal reingucken lassen. Du wirst rasch merken, das will man/​frau nicht, und man wird alle Arten von Ausreden finden, um dir den direkten Einblick in die Abteilungsordner zu verweigern. Vor allem, wenn es eine andere Abteilung ist. Dann sofort Vorsicht, da ganz sicher dort Infos sind, die in der Abteilung bleiben sollen, und du sollst diese nicht zu sehen bekommen. Näheres dazu wiederum in der Rubrik Politik.
    Die andere Abteilung wird natürlich vorbringen, dass du zu blöd bist, um nur die Daten zu betrachten, und diese dann zerstörst. Kein Problem – lass dir nur Leserechte durch die EDV geben. Dann kann man dir auch nicht vorwerfen, du hättest die Datei geändert. Wer nicht schreiben kann, kann auch nichts ändern. Aber lesen solltest du ja können, um dich schlau zu machen. Wer will da wirklich dagegen sein. Du willst ja noch was lernen!

Und nun, was soll das Ganze?
    Wenn du alle Infos hast, die du zu brauchen glaubst, fehlt dir nur noch die wichtigste Information: Was soll das Projekt eigentlich? Jedes Projekt hat ein offenes, bekanntes Ziel und ein, vor allem nicht ausgesprochenes, verdecktes Ziel. Manche haben gar keins, außer deinem Chef die Karriere zu ermöglichen. Und
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