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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
Autoren: Andrina L. Vögele
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ich sah eine Gestalt, die auf mich zustürzte. Dann sank ich tiefer in das Nichts, dass mich zu verschlucken drohte, und erwartete nicht, dass ich je wieder meine Augen öffnen würde.

    Ich erwachte – o Wunder! –,weil ich etwas Kühles auf meiner Stirn fühlte. Kühl und nass. Dann spürte ich, wie ein paar zierliche, schrumpelige Finger meinen Puls fühlten. Im Hintergrund vernahm ich ein leises Getuschel, aber mein Kopf schmerzte und ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Mir war heiss, und es fühlte sich an, als ob ich hohes Fieber hätte. Meine Lider brannten, und ich stöhnte auf. Eine tiefe Stimme fragte mich etwas, aber ich bekam es nicht mehr mit, weil ich schon wieder das Bewusstsein verlor.
    Als ich das nächste Mal erwachte, war es kalt, und ich zitterte. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es funktionierte nicht. Es war, als ob ein Druck auf ihnen lastete. Erneut lasen die zierlichen Finger meinen Puls am Handgelenk ab. Dann roch ich eine stinkende, viel zu süsslich riechende Flüssigkeit, und kurz darauf wurde ein Stück Stoff auf meinen Nacken gelegt. Augenblicklich breitete sich ein Brennen aus. Zwei starke Hände hielten mich an den Schultern fest und drückten mich nieder. DasBrennen wurde immer stärker, bis es sich anfühlte, als hätte jemand eine winzige Stichflamme auf meinem Nacken entfacht. Ich schrie. Ein beruhigendes Murmeln wurde hörbar, und jemand träufelte mir etwas in den Mund, so dass ich kurz darauf müde wurde und erschöpft in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
    Ein paarmal wachte ich kurz auf, konnte meine Augen aber nicht öffnen. Jemand hatte mir vorsichtig Essen und Trinken eingeflösst, was ich kaum realisierte. Dieses Mal jedoch fühlte es sich anders an. Jetzt spürte ich, wie sich meine Glieder nacheinander langsam entkrampften, wie ich jeden Körperteil wahrnehmen konnte, wie ich Düfte um mich herum zu riechen begann – es roch sehr gut; nach Wald und Wiese, und wie ich anfing, Stimmen zu vernehmen und Wörter aufzuschnappen, die sich zwar zu sinnvollen Sätzen verbanden, aber inhaltlich war ich kein bisschen schlauer geworden. Ich fühlte mich genau so stark im Dunkeln wie im Spanischunterricht.
    »Armes Ding. Sie hatte ja solches Glück, dass du gerade vorbeigegangen bist«, sagte eine raue, tiefe und beruhigende Stimme.
    »Glück oder Schicksal?«, forderte jemand mit einer perfekten, weichen und melodischen, definitiv männlichen Stimme, die erste heraus.
    »Wer weiss? Hast du es schon Opalia berichtet?«
    »Ja, die Königin erwartet sie im Schloss, sobald es ihr bessergeht.«
    »Hoffen wir, dass das bald ist.«
    Da ich annahm, dass diese geheimnisvollen Personen über mich gesprochen hatten, fühlte ich mich auf der Stelle ein wenig besser. Sie würden mir höchstwahrscheinlich nichts antun, denn sie hofften ja, dass es mir bald wiederbesserging. Ausser natürlich, sie waren verrückt. Das würde die Lage ziemlich ändern … Mittlerweile fühlte ich mich imstande, physisch und mental, die Augen aufzuschlagen.
    »Wow«, entfuhr es mir, als ich mich umsah. Ich lag auf einer Holzliege auf dem Boden. Sie war mit Strohsäcken bedeckt, und jemand hatte mich mit einer gestrickten Decke zugedeckt. Der Raum war eher klein, und die Wände, der Boden und die Decke waren alle aus einem sehr dunklen, unbehandelten Holz. Von der Decke hingen allerlei Kräuterbüschel und Blumen. Einige frisch, einige getrocknet. Es roch tatsächlich nach Wald und Wiese, und nun wusste ich auch weshalb. Ausser meines Schlaflagers gab es im Raum kaum andere Möbel. Noch einen kleinen Tisch und einen Stuhl, beide aus Holz. Auf dem Fussboden türmten sich überall Bücher. Sie sahen alt und staubig, aber wertvoll aus. Drei der Wände waren fast komplett mit Regalen bedeckt, in denen sich Gläser befanden, einige davon fest verschlossen, mit allen möglichen Steinen und Wurzeln darin. Die Wand, an der mein Lager stand, war kahl. Es gab ein grosses Fenster mit milchigen runden Scheiben, durch die das Licht fiel, man jedoch nicht hinaussehen konnte. Im Moment war das Licht im Raum sehr schwach, und ich vermutete, dass es entweder abends oder frühmorgens sein musste. Ich zuckte zusammen, als ich aus dem linken Augenwinkel eine Bewegung bei der Tür bemerkte. Eine alte Frau beobachtete mich aus wachsamen Eulenaugen. Ihr weisses Haar trug sie offen, es fiel ihr bis zu den Hüften. Ihre Haut war bräunlich und runzelig. Als sie meinen Blick bemerkte, lächelte sie mich an. Zu meiner
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