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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition)
Autoren: Roman Lukitsch
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Francesco? Der Doppelläufer kostete mich tausend Franken. Was hast du mit der Knarre angestellt?«
    »Ich habe sie einem Indianerhäuptling geschenkt. Zum Geburtstag! Er hatte am gleichen Tag Geburtstag, wie Sie. Sternzeichen Löwe! Ein kanadischer Indianer-Sternzeichen-Löwe aus Alberta und dazu ein Schweizer Käsefondue-Sternzeichen-Löwe aus Bern, bei dieser Konstellation musste es schon etwas besonderes sein.«
    »Francesco, dürfte ich dich ein bisschen vergiften? Ich werde dir den Betrag von deinem Gehalt  abziehen und dann vergessen wir die Sache. Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Du checkst mir  eine Reiseroute, von Zürich, Marseille, Algerien bis Mali. Was hältst du davon mein Lieber?«
    »Nicht schlecht die Strecke Zürich-Marseille, Chef. Soll ich den Rest der Reise über Algerien, nach Mali mit dem Kamel  abreiten?«
    »Nein, du fliegst nach Algier. Mit der Eisenbahn fährst du von Algier nach Constantine im Osten Algeriens. Dort steht ein neuer  Mercedes-Unimog und mit dem durchquerst du die Sahara. Alles klar, Francesco?«
    »Nein, nichts ist klar, Herr Wegener! Wann soll die Reise stattfinden, wie viel Zeit habe ich, wie hoch ist mein  Spesensatz? wie steht es mit Sondervergütung und mit dem obligatorischen Buschgeld?«
    »Bekommst du alles, im November sollte es losgehen, Francesco. Du kannst dir drei Monate Zeit lassen. Den Unimog lieferst du bei Colonel Bergerac in Mali ab, und kommst mit dem Flugzeug zurück. Der Colonel lebt in Mopti, in Mali, die genaue  Adresse bekommst du noch.«
    »Wie hoch ist mein Spesensatz? wie steht es mit einer Sondervergütung und mit dem Buschgeld?«
    »Zarte fünfundzwanzig Prozent mehr als du für Kanada bekommen hast! Du wirst nicht arm sein wenn diese Sache von dir ordentlich über die Bühne gezogen wird. Suche dir noch eine Reisebegleitung, Francesco. Eine Algerien-Französin wäre doch das richtige, wegen arabischer Sprachkenntnisse und so; was meinst du? Muss aber natürlich auf deine Rechnung gehen, ist doch klar, oder?»
    Trotz allem Überlegen, um was sich der Alte Lustmolch so kümmerte, so konnte ich seinem listigen Blick dennoch nichts entnehmen. Letzthin fand ich die Idee von Wegener noch nicht einmal so schlecht. Die Auswahl allerdings wollte ich nach eigenen Kriterien treffen. Ich stellte nun eben gewisse Anforderungen die ich für wichtig erachtete und entsprechend sah mein Inserat aus, welches ich noch am gleichen Tag dem Zürcher Tageblatt in Auftrag gab.
     
    Zürich, den 1. August 1963
    Ich reise von November 1963 bis Januar 1964  in die Republique du Mali, und suche einen Menschen, der  mich nicht nervt. Französische und Arabische Sprachkenntnisse sind Bedingung. Zürcher Tageblatt,  Chiffre 4781
     
    Einen einzigen Brief erhielt ich auf mein Angebot und war nur mit einem kleinen Satz verfasst, der dennoch meine Aufmerksamkeit fand. Die Namensverwandtschaft mit Colonel Bergerac in Mali, wo ich den Unimog abzuliefern hatte, kam mir nicht in den Sinn.
     
    Zürich, den 9. August 1963
    Sehr geehrter Monsieur Francesco Vancelli! Ich kann das alles und ich nerve nie!
    Mit freundlichem Gruß, Solange Bergerac, Zürich.
     
    Noch keine fünf Minuten später, nachdem mir der Postbote dieses kleine Schreiben einer gewissen Solange Bergerac überreichte, klingelte mein Telefon und kurze Zeit darauf sprach ich auch schon mit Madame oder Mademoiselle Bergerac. Sie kannte den Zeitpunkt meiner Postzustellung genau, doch darüber machte ich mir damals keine Gedanken.
    Eine Französin am anderen Ende der Telefonleitung! Sie sprach ein akzentuiertes deutsch. Die Grammatik sprang  ein bisschen von der Schaufel, aber  sonst klang ihre Stimme gut.
     
    »Monsieur,  ich bin Solange Bergerac!«
    »Bonjour, Madame Bergerac, je m'appelle Monsieur Vancelli!  Comment allez vous?« 
    »Mir ist sehr schlecht, mein Herr, wenn Sie mich weiterhin als die Madame Bergerac titulieren, die ich nicht bin. Bin ich denn meine Mutti?«, antwortete sie in sanfter Stimmlage die
    dennoch eine Verärgerung über mein gesagtes „Madame“ nicht verhüllen ließ.                  
    »Wie darf ich Sie denn ansprechen, Madame Bergerac?«
    In provozierender Weise wiederholte ich jenes „Madame“ , und zwar derart, dass ich das „Ma“ weich und leise anklingen ließ, danach weiter mit einem kräftig gesprochenen „dam“, um dann zu enden mit einem lang gezogenen doppelt klingenden „ee“. Im Nachhinein kam ich mir doch reichlich angeblödet
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