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Tangenten

Tangenten

Titel: Tangenten
Autoren: Greg Bear
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worden, von Alan Brennert brillant zum Drehbuch umgesetzt.
    Weil Alan und ich gute Freunde sind, ergab sich eine seltene Gelegenheit. Einige Wochen lang rief mich Alan wegen Aktualisierungen seines Scripts an, benachrichtigte mich über Beschränkungen, mit denen er zurecht kommen mußte, und Änderungen, die für das Filmen notwendig wurden. (Interessanterweise zögerte CBS keinen Augenblick, das Thema über den Sender zu bringen). Mir war es möglich, einige Ratschläge einzubringen, und so kann man sagen, ohne das dadurch Alans Arbeit auch nur einen Deut schlechter wird, daß das Drehbuch eine Art Zusammenarbeit darstellt. Alan arbeitete einen Schluß aus, der, denke ich, besser ist als der des Originals. So habe ich in der Überarbeitung der Geschichte für diese Sammlung einige Änderungen vorgenommen. In dieser Weise hat Alan, ohne meine Rolle auch nur um einen Deut geringer erscheinen zu lassen, an dieser gedruckten Version mitgearbeitet.
    Schwestern ist Hard Science Fiction mit einem stark sozialen Einschlag. Sie ist ebenfalls ein Auftakt von Themen und Ideen, die ich ausführlicher in meinem Roman Queen of Angels entwickelte. Schwestern erscheint in dieser Sammlung zum ersten Mal.
    Tangenten war ursprünglich für ein Computermagazin vorgesehen. Dort entschied man dann aber, keine Unterhaltungsliteratur abzudrucken. Ich denke von ihr als Hommage an die mathematischen Phantasien, wie sie von Clifton Fadiman in den 50er Jahren gesammelt wurden, besonders in Martin Gardners The No-Sided Professor, was mich, als ich elf oder zwölf war, auf Möbiusschleifen brachte. Rudy Ruckers Die vierte Dimension gab mir weiteren Antrieb. Die Geschichte gewann weitere Preise, vielleicht, weil hinter der Mathematik eine zornige Parabel, basierend auf dem Leben des englischen Mathematikers Alan Turing, steckt… Oder vielleicht, weil Science Fiction-Leser mathematische Phantasien schätzen.
    Schrödingers Seuche ist eine Verspottung der Physik, eine Art Insider-Joke. Tatsächlich ist die darin beschriebene Situation – oder wenigstens ihr Ergebnis – nicht möglich, so haben mich einige Physiker, denen ich traue, informiert. Aber herauszufinden, warum es nicht möglich ist, könnte den Leser in einen gediegenen Studentendiskurs in Quantenmechanik bringen. Zu meiner Freude zitierte der Wissenschafts- (und Science Fiction-) Autor John Gribbin die Geschichte als eine von denen, die ihn zu seinem Buch In Search of Schrödinger’s Cat motivierten.
    Webster und Ein marsianischer Ricorso wurden in der Frühzeit meiner Karriere veröffentlicht und haben, denke ich, immer noch ihren Charme.
    Und was ist an der Science Fiction sonst noch so anziehend, besonders für junge Autoren?
    Hier, verstrickt mit der Zukunft, geht es der Kurzgeschichte gut, und sie ist lebendig.

 
MUSIK DES BLUTES
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    Es gibt ein Prinzip in der Natur, auf das meiner Meinung nach noch niemand aufmerksam gemacht hat. In jeder Stunde werden ungeheure Mengen von Kleinstlebewesen – Bakterien, Mikroben, mikroskopisch kleine Tierchen – geboren und sterben; einzeln zählen sie nichts, wohl aber durch ihre schiere Masse und durch die Häufung ihrer minimalen Wirkungen. Sie haben keine intensive Wahrnehmungsfähigkeit. Sie leiden nicht sehr. Der Tod von hundert Milliarden hätte auch nicht annähernd dieselbe Bedeutung wie der Tod eines einzelnen Menschen.
    Innerhalb der jeweiligen Größenordnung aller Geschöpfe, ob sie nun so klein wie Mikroben oder so groß wie Menschen sind, gibt es eine gleiche Menge von ›Elan‹, so wie die Zweige eines hohen Baumes zusammengenommen die gleiche Masse wie die Äste darunter und diese wiederum die gleiche Masse wie der Stamm haben.
    So lautet zumindest das Prinzip. Ich glaube, Vergil Ulam war der erste, der es verletzt hat.
    Es war zwei Jahre her, daß ich Vergil zuletzt gesehen hatte. Meine Erinnerung an ihn hatte kaum noch etwas mit dem sonnengebräunten, lächelnden, gut angezogenen Mann zu tun, der vor mir stand. Wir hatten uns am Vortag telefonisch zum Lunch verabredet und standen uns nun in der breiten Flügeltür der Cafeteria für die Angestellten im Mount Freedom Medical Center gegenüber.
    »Vergil?« fragte ich. »Mein Gott, Vergil!«
    »Freut mich, dich zu sehen, Edward.« Er schüttelte mir mit festem Druck die Hand. Er hatte zehn oder zwölf Kilo abgenommen, und was übriggeblieben war, wirkte straffer und besser proportioniert. Auf der Universität war Vergil der pummelige Intelligenzbolzen mit
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