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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Autoren: Lynn Flewelling
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zu lesen. Sollte Niryn je eine Verdacht darüber hegen, wer du wirklich bist, wüsste er, in wessen Köpfen er nach den Beweisen suchen muss.«
    Jähe Kälte umfasste Tobin. »Ich glaube, etwas in der Art hat er mit mir gemacht, als ich ihm das erste Mal begegnet bin.« Er streckte den linken Arm aus und zeigte Iya sein Geburtsmal. »Er hat es berührt, und ich hatte ein widerwärtiges, kriechendes Gefühl in meinem Inneren.«
    Iya runzelte die Stirn. »Ja, hört sich ganz danach an.«
    »Dann weiß er es!«
    »Nein, Tobin, denn du wusstest es selbst nicht. Bis vor ein paar Tagen hätte jeder, der in deinen Kopf geblickt hätte, nur die Gedanken eines jungen Prinzen gesehen, die ausschließlich Falken und Pferden und Schwertern galten. Das war von Anfang an unsere Absicht, um dich zu schützen.«
    »Aber Bruder. Die Puppe. Das muss er doch gesehen haben.«
    »Lhels Magie schützt diese Gedanken. Niryn könnte sie nur finden, wenn er wüsste, dass er danach suchen muss. Was bislang anscheinend nicht der Fall ist.«
    »Aber jetzt weiß ich Bescheid. Was soll jetzt werden, wenn ich nach Ero zurückkehre?«
    »Du musst dafür sorgen, dass er keinen Grund findet, noch einmal in deinen Gedanken zu stöbern. Halt die Puppe wie bisher geheim und meide Niryn, so gut du kannst. Arkoniel und ich werden tun, was in unserer Macht steht, um dich zu beschützen. Tatsächlich denke ich, es ist vielleicht an der Zeit, dass man mich wieder mit dem Sohn meines Schirmherrn sieht.«
    »Ihr begleitet mich nach Ero?«
    Sie lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Ja. Und jetzt geh und sieh nach deinen Freunden.«
    Im Flur war es kalt, doch Tobin bemerkte es kaum. Die Tür zu Kis Zimmer stand einen Spalt offen. Ein schmaler Streifen silbrigen Lichts fiel heraus über die Binsen. Tobin huschte ins Zimmer.
    Ki schlief in einem alten Bett mit hohen Seiten, bis zum Kinn von Decken verhüllt. Seine Lider waren geschlossen, und selbst im warmen Schein der Nachttischlampe wirkte er sehr blass. Unter seinen Augen prangten dunkle Ringe, ein Leinenverband war um seinen Kopf gewickelt.
    Tharin döste auf einem Sessel neben dem Bett, eingewickelt in seinen langen Reitmantel. Das lange, graublonde Haar fiel ihm in zerzausten Strähnen über die Schultern, und auf seinen Wangen zeichnete sich über dem kurz gestutzten Bart der Stoppelwuchs einer Woche ab. Allein durch seinen Anblick fühlte sich Tobin ein wenig besser; in Tharins Nähe hatte er sich immer sicherer gefühlt.
    Dicht auf diesen Gedanken folgte jedoch der Widerhall von Iyas Warnung. Er stand vor den beiden Menschen, die er innig liebte und denen er mehr vertraute als allen anderen, und nun lag es an ihm, sie zu beschützen. Eine wilde, aufrührerische Liebe stieg in seinem Herzen auf, als er an Niryns bohrende, braune Augen dachte. Er würde den Zauberer eigenhändig töten, wenn er versuchte, seine Freunde zu verletzen.
    Tobin schlich auf Zehenspitzen so leise wie möglich zum Bett, dennoch schlug Tharin die müden Augen auf, bevor er es erreichte.
    »Tobin? Dem Licht sei Dank!«, stieß er gedämpft hervor, zog den Jungen auf seinen Schoß und umarmte ihn so heftig, dass es beinah schmerzte. »Bei den Vieren, wir haben uns solche Sorgen gemacht! Du hast geschlafen und geschlafen. Wie geht es dir, Junge?«
    »Besser.« Verlegen befreite sich Tobin behutsam und stand auf.
    Tharins Lächeln verblasste. »Nari sagt, du dachtest, du hättest dich mit dem Roten und Schwarzen Tod angesteckt. Du hättest zu mir kommen sollen, statt einfach so auszubüxen! Allein unterwegs hätte euch Jungen alles Mögliche zustoßen können. Während des gesamten Ritts hierher haben wir damit gerechnet, in einem Straßengraben eure Leichname zu entdecken.«
    »Wir? Wer hat dich begleitet?« Einen entsetzlichen Augenblick fürchtete Tobin, sein Vormund könnte ebenfalls hergekommen sein, um nach ihm zu suchen.
    »Koni und die anderen Gardisten natürlich. Versuch nicht, abzulenken. Es war nicht viel besser, euch beide in einem solchen Zustand vorzufinden.« Dabei schaute er zu Ki, und an seinem Blick erkannte Tobin, dass er sich immer noch um ihn sorgte. »Ihr hättet in der Stadt bleiben sollen. Der arme Arkoniel und die anderen hatten alle Hände voll zu tun. Sie sind drauf und dran, vor Erschöpfung zusammenzubrechen.« Aus seinen Augen sprach kein Zorn, als er mit ernster Miene zu Tobin aufschaute. »Ihr habt uns allen einen Mordsschrecken eingejagt.«
    Tobins Kinn erbebte, und er ließ den Kopf hängen.
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