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talon016

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Titel: talon016
Autoren: Die Spiele beginnen
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Freunde in Khartum kaufen die Sklaven bei mir ein und machen ihrerseits einen schönen Profit beim Weiterverkauf. Doch für beide Parteien bin ich nur Mittel zum Zweck. Wenn sie mich nicht mehr brauchen, kennt keine von ihnen in der darauf folgenden Sekunde noch meinen Namen“, erklärte er mit einer leichten Bitterkeit.
    „Du bist mutig“, stellte der Kuwaiti fest. Ibn Said drehte sich zu ihm um. „Mutig? Oh nein. Ich lasse nur den Krieg für mich arbeiten, Kamal. Sobald ich genügend zusammen habe, verschwinde ich von hier.“
    Inzwischen hatten sie die Kellerräume erreicht. Obwohl die oberen Räume durch Klimaanlagen temperiert wurden, sorgte die Kälte, die den Männern entgegenschlug, für einen Moment des Fröstelns. An der Decke des Gangs, der direkt in das Erdreich getrieben worden war, zog sich ein Kabel, das die nackten Glühbirnen, die in regelmäßigen Abständen schwach aufleuchteten, mit Strom versorgte. Links und rechts des Gangs waren Nischen in die Erde gehauen worden, deren hinteres Ende im Dämmerlicht verschwand. Sie waren versperrt mit schweren Eisengittern, die in der kühlen, feuchten Luft bereits an vielen Stellen rostige Flecken aufwiesen.
    „Wo sind wir hier?“ wollte Al-Hamidi wissen.
    „Hier habe ich früher die Sklaven gesammelt. Doch viele von ihnen sind in der Umgebung krank geworden und mir weggestorben, noch bevor ich sie verkaufen konnte. Und irgendwann hat der Platz für die Ware nicht mehr ausgereicht. Deshalb habe ich den Pferch bauen lassen, wo sie jetzt gehalten werden. Billiger und zweckmäßiger.“
    „Und was machen wir dann hier“
    „Wenn du ein Tier hast, das du nicht bei den anderen lassen möchtest, weil es für Unruhe sorgen könnte, du es aber nicht töten möchtest, weil es dir zu wertvoll erscheint, dann isolierst du es. Und so ein Tier haben wir hier.“ Ibn Said blieb von einer Zelle stehen und präsentierte den Inhalt mit einer einladenden Handbewegung. Kamal al-Hamidi beugte sich vor, um besser in die Nische blicken zu können und zuckte mit weit geöffneten Augen erschrocken zurück.
    „Ein Weißer? Bist du wahnsinnig, Masud?“ rief er aus. Dennoch blieben seine Augen auch weiterhin auf dem halbnackten Mann geheftet, der ihn aus Augen anblickte, in denen ein nicht zu erlöschendes Feuer brannte. Talon kauerte in einer angespannten Haltung auf dem Boden, während er die Anwesenden genau beobachtete. Nachdem er von Nisheki gepflegt und verwöhnt worden war, hatte ihn der Sklavenhändler in diese Zelle bringen lassen. Seit drei Tagen wartete er hier bereits, was mit ihm geschehen würde. Er hatte regelmäßig zu essen und zu trinken erhalten, also schien Ibn Said noch immer etwas mit ihm vorzuhaben.
    „Wenn das die Amerikaner rauskriegen, Masud, dann stehen die morgen vor der Tür!“
    Der Sklavenhändler lachte auf. „Beruhig’ dich, Kamal. Das ist kein Amerikaner. Und wenn, dann einer, den sie nicht vermissen. Ich habe ihn in der Savanne aufgestöbert, genauso halbnackt wie er jetzt ist“, klärte er den Kuwaiti auf, der unruhig auf seinen Lippen kaute und nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen soll.
    Ibn Said fuhr fort. „Beinahe hat er Kubba, meinen Gorilla, getötet. Dieser Mann ist mehr Tier als Mensch, Kamal. Er ist ein Geschöpf der Wildnis, bereit zu jagen… - und gejagt zu werden!“
    Al-Hamidi kniff die Augen zusammen und wandte seinen Kopf.
    „Eine Jagd auf einen Menschen?“, hakte er nach, verwundert und interessiert zugleich.
    „Eine Jagd auf einen Sklaven“, berichtigte ihn Masud. „Dieser Mann bedeutet niemandem etwas. Doch für dich wird er die größte Herausforderung darstellen, die ich dir jemals geboten habe. Glaube mir – wenn du ihn gejagt hast, werde dich Tiere danach nicht mehr reizen.“

    Fortsetzung folgt in

    Talon Nummer 17

    „Treibjagd“

    © Copyright aller Beiträge 2004 by Thomas Knip. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Kontakt unter [email protected] .
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