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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume
Autoren: Patricia Shaw
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obgleich Lucy selbst ihre Zweifel daran hatte. Sie war nicht hübsch wie die Heldinnen in den Groschenromanen, hatte keine Locken und so weiter. Zack behauptete immer, sie sei schön, aber das war kein Wunder: Ihr Vater vergötterte sie, er war stolz auf sie, weil sie gut reiten konnte, ob nun im Damen-oder Herrensattel, und bei den alljährlichen Rennen und Sportfesten Pokale gewonnen hatte …
    Aber wo blieb er jetzt, ihr geliebter Vater? Hatte er sie vergessen?
    Jedes Jahr um diese Zeit zogen sie nach Darwin und verbrachten den Sommer in ihrem Strandhaus. Zwar konnte man den Wolkenbrüchen und der allgegenwärtigen Feuchtigkeit nicht entrinnen, doch in der angenehmen Atmosphäre der Vorweihnachtszeit und bei den jährlichen Treffen mit den alten Freunden von den anderen Stationen im Outback war alles leichter zu ertragen. Es war eine wunderbare Zeit für alle: eine wohlverdiente Ruhepause für hart arbeitende Männer, die sich mit ihren Freunden entspannen und so tun konnten, als sei es eine schwere Bürde, die Frauen zu all den Partys und Bällen zu begleiten, die schon im Voraus verabredet worden waren. Und für die Frauen war es eine Gelegenheit, endlich einmal wieder den Trubel und Spaß weiblicher Gesellschaft zu genießen, und was die jüngere Generation betraf … Lucy lächelte ein wenig selbstgefällig.
    Die Sommermonate in Darwin waren als Zeit der »Brautwerbung« bekannt. Romantik und Liebe lagen in der Luft. »Und Lust«, fügte Tante Maudie stets in ihrer unverblümten Art hinzu. Es war einfach aufregend, und Lucy wollte um keinen Preis den Sommer in Darwin verpassen, da ein gewisser Herr endlich nach Hause kam, der beinahe zwei Jahre in London verbracht hatte. Ein überaus wichtiger junger Herr, der ihr während seiner Abwesenheit allmonatlich geschrieben hatte, ohne auch nur einen Brief auszulassen. Lucy Hamilton brauchte sich auf dem Heiratsmarkt nicht in die Gruppe der verfügbaren Mädchen einzureihen, denn die Liebe ihres Lebens kam nach Hause. Sie und Myles Oatley waren Freunde von Kindesbeinen an, und er hatte sie vor seiner Abreise gebeten, auf ihn zu warten.
    In ihrem ersten Brief hatte sie ihm geschrieben, er brauche nicht erst darum zu bitten, sie werde auf ihn warten, ihre Liebe würde durch die Trennung nur noch süßer.
    Ihre Eltern waren glücklich über die Verbindung, denn sie mochten Myles, den einzigen Sohn alter Freunde. Maudie jedoch hatte, typisch für sie, einen anderen Rat zu vergeben.
    »Du solltest nicht herumsitzen und auf ihn warten. Beackere lieber das Feld. Mach dir eine schöne Zeit, hock nicht zu Hause wie eine alte Jungfer. Guter Gott, du bist gerade mal zwanzig. Solltest schon mehr als einen Freund gehabt haben. Und hör auf meine Worte, Lucy: Setz nicht alles auf eine Karte. Bestimmt kommt er völlig verändert aus London zurück und prahlt mit seinen schicken Freunden. Er wird kein Bushie mehr sein, er wird nicht mehr sein wie wir, wart’s ab.«
    »Das ist doch lächerlich«, hatte Sibell eingewendet. »Seine Eltern sind in den Flitterwochen auf Weltreise gegangen, und als sie nach Hause kamen, haben sie sich augenblicklich auf der Oatley-Station niedergelassen, als wären sie nur eben um die Ecke gewesen. Sie haben nie so getan, als seien sie etwas Besseres.«
    »Ja, aber sie waren auch zusammen unterwegs. Wenn er so scharf auf Lucy ist, könnte er sie doch heiraten und mitnehmen, oder?«
    Lucy störten die unkonventionellen Vorschläge nicht. Sie fand sie eher amüsant.
    »Sag mal, Maudie, warum hast du nicht wieder geheiratet?«, fragte sie, um von der Kritik an Myles abzulenken. »Du warst noch jung und Wesley ein Baby, als Onkel Cliff getötet wurde.«
    »Jetzt werde nicht frech, Mädchen. Ich habe mich umgeschaut, das kannst du mir glauben. Aber jeder Bewerber, der mir über den Weg lief, hatte nur Augen für meine Station. Sie waren hinter Corella Downs her, nicht hinter mir, und ich konnte den Gedanken, dass jemand meine Station an sich reißt und den Boss spielt, nicht ertragen. Ich bin sie schnell losgeworden. Du solltest auch die Augen offen halten, Mädchen. Bist eine gute Partie. Black Wattle wird eines Tages dir gehören. Dann bist du eine Menge Geld wert.«
    »Falls es dazu kommt«, lachte Lucy. »Und im Übrigen gilt das auch für Wesley. Dein Sohn ist älter als ich und noch immer ledig. Auf wen hat er es denn abgesehen?«
    Ihre Diskussionen endeten immer auf diese Weise. Maudie ließ kein gutes Haar an Wesleys Freundinnen. Lucy bedauerte das
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