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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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angenehme Art. Aber leider war er nun mal auch ihr Boss.

     
    Um acht Uhr kam ein Techniker von X-SECURE ins Bundeskanzleramt, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Ein Wachschutzmann führte ihn durch das Gebäude und zu den durch Handscanner gesicherten Türen.
    »Ihr habt die Dinger doch gerade erst eingebaut, warum müssen die dann schon wieder repariert werden? Bis jetzt sind hier alle sehr zufrieden und ich habe nichts von Problemen gehört. Erleichtern uns etwas die Arbeit, eure Dinger .«
    »Ich mache hier keine Reparatur, es sind nur routinemäßig Wartungsarbeiten .«
    »Ihr wollt noch ein bisschen was abrechnen, hä ?«
    »Nein, alles im Preis des Wartungsvertrages inbegriffen.«
    Keine sechs Stunden nach dem Hackerangriff waren die Zugangscodes verändert und die von X-SECURE geklauten Daten damit wertlos.

     
    Rolf war fast gleichzeitig mit Ferry im Büro eingetroffen, Diana hatte dafür gesorgt, dass Rolfs erster Gang ins Büro von Ferry führte.
    Ferry kam ohne Umschweife zum Thema. »Kann der Hackerangriff von unserem Netz aus irgendwelchen Einfluss auf die Aktionärsversammlung haben ?«
    Rolf war anzumerken, dass er genervt war. Ungeduldig erwiderte er: »Soviel ich weiß, war es nur ein übereifriger und unerfahrener Techniker im OC, der die E-Mail irgendeines Spinners falsch interpretiert hat. Was soll das für eine Auswirkung auf unsere Aktionärsversammlung haben ?«
    »Du hast natürlich Recht, aber ich möchte trotzdem wissen, was dahinter steckt. Haben wir die IP-Nummer überprüft? Was, wenn das Ganze an die Presse geht? Das hätte dann bestimmt Auswirkungen auf die morgige Konferenz .«
    »Du weißt, dass wir ohne eine Anordnung der Staatsanwaltschaft keine personenbezogenen Daten nach draußen geben dürfen. Ich sehe auch keinen Grund, hier überhaupt tätig zu werden. Vielmehr sehe ich die Gefahr, dass wir durch unsere Aktionen erst ein Problem schaffen .«
    »Unabhängig von allem anderem möchte ich einfach wissen, was da vorgeht .«
    »Ich glaube nicht, dass das Ganze jetzt wirklich wichtig ist, lass es doch einfach auf sich beruhen und uns abwarten, ob wir eine Anfrage der Staatsanwaltschaft bekommen. Dann können wir immer noch anfangen, uns den Kopf zu zerbrechen. Wir haben Wichtigeres zu tun, es sind verschiedene Gerüchte über unsere Zahlungsfähigkeit im Umlauf, unser Börsenkurs ist unter Druck und du kümmerst dich um irgend so eine Spinner-Mail .«
    »Schon gut, lassen wir es auf sich beruhen und bereiten wir uns auf die Konferenz vor .«
    »Also sehen wir uns um vierzehn Uhr beim Meeting ?«
    »Ja klar, bis dann .«
    Ferry tat so, als ob er sich für den Stapel Akten, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag, interessierte, und Rolf verließ nach kurzem Zögern den Raum und murmelte dabei etwas Unverständliches vor sich hin.

     
    Rolfs Verhalten und seine Art gingen Ferry an manchen Tagen mächtig gegen den Strich. Er hatte Rolf vor drei Jahren an Bord geholt, weil er selbst sich zu wenig mit Finanzen auskannte. Rolf hatte damals kaum Berufserfahrung gehabt und in den ersten Jahren hatte er die Buchführung und das Rechnungswesen betreut. Er war mit GermanNet gewachsen, war jetzt CFO und die Nummer Zwei bei GermanNet . Sie beide hatte nie eine wirkliche Freundschaft verbunden. Rolf nahm ihm einfach lästige Pflichten ab. Sie hatten sich aneinander gewöhnt.

     
    Sobald Rolf weg war, trat Ferry an sein Bürofenster. Er hatte diese Büroräume selbst ausgesucht. Das Hochhaus stand am Kürfürstendamm, und er konnte aus dem 18. Stock nicht nur über die Dächer der Stadt sehen, sondern auch hinüber zum Zoologischen Garten – einer der Gründe, warum er sich für das Gebäude entschieden hatte.

     
    Gleich nach dem Einzug hatte er sich ein Fernrohr gekauft, das jetzt immer noch vor seinem Fenster stand, um damit die Tiere im Zoo zu beobachten. Am liebsten mochte er die Nashörner. Er hatte schon mindestens ein Jahr nicht mehr durch das Fernrohr gesehen, es war einfach nur zu einem weiteren Einrichtungsgegenstand des Zimmers geworden. Heute sah er zum ersten Mal wieder durch das Fernglas. Er war etwas aus der Übung und brauchte ein wenig, bis er das Bild scharf gestellt hatte. Er stellte es auf zwei Affen ein, die sich gegenseitig lausten.

     
    Seit Wochen fragte er sich immer wieder, welchen Sinn seine Tätigkeit hier hatte. Ihn ödete das Tagesgeschäft an, langweilige Meetings, uninteressante Gespräche mit Analysten und Fondsmanagern. Er wünschte sich, er hätte noch
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