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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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Bank eingegeben zu haben, würden im Bankrechner keinerlei Spuren für solch eine Überweisung zu finden sein.
    Die Untersuchung durch die Polizei würde später lediglich zu dem Ergebnis kommen, dass Barrings alles an Geld flüssig gemacht hatte, was er besaß. Auf Barrings Bankkonto lagen nun 150.000 Euro. Wahrscheinlich würde die Polizei daraus den Schluss ziehen, dass Barrings vorgehabt hatte, abzuhauen.
    Barrings starb mit einem tiefen Hassgefühl auf Ferry Ranco . Die Vorstellung, dass man die Mails und die Banküberweisung finden würde, verschaffte ihm etwas Genugtuung. Wer immer dieser Ferry Ranco war, er würde nicht ungeschoren davon kommen.
    Barrings sollte sich irren.

     
    Am nächsten Morgen erschienen die Zeitungen mit der Nachricht, dass Ferry Ranco wieder als CEO von GermanNet eingesetzt worden war. Es wurden alle möglichen Vermutungen darüber angestellt. Das Gerücht von einem Machtkampf bei GermanNet , aus dem Ferry Ranco als Sieger hervorgegangen war, machte die Runde. Dass Rolf Keller aus dem Unternehmen ausschied, war jetzt ebenfalls offiziell.
    Die Meldungen über die aktuellen Entwicklungen bei GermanNet wurden natürlich auch von Judith gelesen. Sie wusste nicht, was sie von all dem halten sollte. Sie war wütend und enttäuscht aus Berlin abgereist, nachdem Ferry einfach abgetaucht war. Zuerst wollte sie sofort zurück nach Cambridge, aber dann hielt sie es doch für klüger, sich für eine Weile bei Isabel in London einzuquartieren. Mit Isabel saß sie jetzt beim Frühstück über die Zeitung gebeugt und diskutierte die Neuigkeiten von GermanNet .
    »Ferry scheint es geschafft zu haben«, stellte Isabel fest, nachdem sie den Artikel ebenfalls überflogen hatte.
    »Es scheint so, aber unter welchen Bedingungen hat er gesiegt ?« , gab Judith zu bedenken.
    »Du könntest ihn anrufen und fragen .«
    »Irgendwann werde ich das wahrscheinlich mal tun. Aber zurzeit heißt es wohl nur, dass es vorbei ist und ich nach Cambridge in meine Wohnung und zu meiner Doktorarbeit zurück kann .«
    »Das klingt nicht sehr erfreut. Ferry bedeutet dir doch etwas ?« Isabel hatte von der Zeitung aufgesehen und sah Judith an. »Willst du nicht darüber reden? Vielleicht hilft es .«
    Judith wollte nicht reden, und blätterte demonstrativ in der Zeitung.
    Isabel beobachtete Judith und fragte sich wieder einmal, was für ein Geheimnis die Freundin hatte. Während sie noch darüber nachdachte, bemerkte sie plötzlich, wie alle Farbe aus Judiths Gesicht verschwand und sie die Augen aufriss.
    »Das Schwein, ich war nicht die Einzige«, schrie Judith, und fing fast gleichzeitig an zu weinen. Bevor Isabel etwas sagen konnte, war Judith schon aus der Küche gerannt.
    Isabel nahm verwirrt die Zeitung auf.
    Judith hatte den Regionalteil von Cambridge gelesen. Was hatte sie so erschreckt? Dann fand Isabel die Meldung, dass Marc Barrings , Leiter eines Supermarktes, in der Nacht Selbstmord begangen hatte. Der Mann war gestern Morgen von einem Angestellten erhängt in seinem Büro aufgefunden worden. Gleichzeitig waren mehreren Zeitungsredaktionen gestern Informationen zugespielt worden, die behaupteten, dass Barrings in der Vergangenheit mehrfach Mitarbeiterinnen sexuelle Gewalt angetan hätte. Insbesondere an jungen Aushilfen sollte er sich vergangen haben. Aus Polizeikreisen gab es unbestätigte Meldungen, dass sich nach b ekanntwerden der Vorfälle gestern zwei der Opfer gemeldet, und Anzeige erstattet hätten. Die Vorfälle lagen teilweise Jahre zurück.
    Das machte Sinn. Das erklärte Judiths Verhalten. Isabel fand Judith weinend auf dem Bett liegen.
    Sie nahm Judith in die Arme, wartete bis sie sich etwas beruhigt hatte, fragte dann leise: »Warum hast du es mir nicht erzählt ?«
    »Es ging nicht, es ging einfach nicht«, schniefte Judith.
    »Kann ich verstehen. Ist auch egal. Es ist gut, dass es jetzt raus ist, und vor allem ist das Schwein jetzt tot .«
    Sie lagen beiden lange und wortlos auf dem Bett.
    »Ich mache mir Vorwürfe«, gab Judith schließlich zu, während sie sich die Tränen abwischte, »ich hätte damals zur Polizei gehen müssen. Das hätte die anderen Mädchen vor diesem Schwein retten können .«
    »Du warst noch jung. Fast ein Kind. Hör auf, dir deswegen Vorwürfe zu machen .«
    »Ich glaube nicht an solche Zufälle, Isabel. Warum kommt es gerade jetzt alles heraus? Von wem stammen diese Informationen? Außer Ferry habe ich es noch nie jemanden erzählt .«
    »Bist du sicher, dass du keine
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