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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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Winfried Bohl saß zu diesem Zeitpunkt mit seinen Kollegen im Pausenraum des OC, er goss sich beim Lesen der SMS vor Schreck den Kaffee über die Hose und sprang gleichzeitig aus seinem Stuhl auf. Mit einem Schmerzensschrei stürzte er ins OC.
    »Bist du wahnsinnig? Die Stufe › Unternehmensgefährdend ‹ bedeutet, dass uns der Backbone oder sämtliche Transatlantikleitungen abgeraucht sind oder das OC in Flammen steht. Verflucht, warum holst du mich nicht aus dem Pausenraum, bevor du solch eine Mail raussendest ?«
    »Tut mir leid«, stammelte der erschreckte und eingeschüchterte Mitarbeiter. »Können wir die Einstufung korrigieren und die E-Mails zurückholen ?«
    »Keine Chance.«
    Winfried schickte eine E-Mail an den gleichen Verteiler und entschuldigte sich für den Irrtum. »Hast du vorher schon mal eine Mail an Ferry gesandt ?« , fragte ein ebenfalls aus dem Pausenraum herbeigeeilter Kollege.
    »Nein, noch nie, obwohl jeder seine Mailadresse kennt, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man keine Mails direkt an Ferry sendet .«
    »Ich hab’ gehört, dass er ganz o.k . sein soll .«
    »Ja, und ca. 200 Millionen besitzt, Manager des Jahres war und noch vieles anderes«, und dabei mit einunddreißig Jahren noch ein Jahr jünger ist als ich, dachte Winfried.
    »Wir werden sehen, wie o.k . er ist und ob er uns den Kopf abreißt, wegen der höchsten Eskalationsstufe .«
    In diesem Moment wurde ihr Gespräch unterbrochen, weil fast alle Telefone gleichzeitig anfingen zu klingeln und jede Menge neuer Mails eingingen. Der Eskalationsverteiler hatte gute Arbeit geleistet und halb GermanNet aus dem Bett geholt.

     
    Ferry Ranco hörte die Mail erst am nächsten Morgen auf der Fahrt ins Büro. Im Auto las ihm der Computer die Betreffs der neuesten Mails vor, während er sich auf den Verkehr konzentrierte.
    »Sie haben eine E-Mail der höchsten Eskalationsstufe vom Operation Centre erhalten .« Ferry hatte eine Frauenstimme für das Voiceprogramm ausgewählt.
    »Vorlesen.«
    Es hatte eine Weile gedauert, bis der Computer sich an seine Aussprache gewöhnt hatte, aber jetzt verstand er zumindest einfache Kommandos ganz gut.

     
    »Von OC: Störfall Unternehmensgefährdend , Art des Störfalles: Hacker-Angriff auf ein anderes Netz.«

     
    Er konnte sich nur an eine einzige Eskalation dieser Prioritätsstufe erinnern. Vor zwei Jahren hatte ein Seebeben im Atlantik auf einen Schlag sämtliche Transatlantikleitungen zerstört. Es hatte zwei Stunden gedauert, bis sie den Verkehr auf andere Leitung umrouten konnten. Solange war der gesamte Datenverkehr eben andersherum gegangen, also von den USA durch den Pazifik, über Japan und Südostasien nach Europa. Die Transpazifikleitungen hatten die enorme Datenmenge nicht verkraftet und weitere Störungen waren die Folge gewesen. Das ganze Netzwerk und hunderttausende Online-Kunden waren betroffen. Wenn gestern Nacht etwas Ähnliches geschehen war, hätte er eigentlich aus dem Bett geholt werden müssen.
    »Telefon.«
    »Bitte sagen Sie die Telefonnummer oder den Teilnehmer .«
    »Manfred Nord.«
    »Sie werden verbunden mit dem Technischen Direktor von GermanNet .«
    Manfred war sofort am Telefon. »Hey, Ferry, du rufst wegen der Mail gestern Abend an, vermute ich, lies’ einfach die folgenden Nachrichten. War nur ein Fehler eines neuen Mitarbeiters im OC. Ich habe heute Nacht schon alles kontrolliert, im Netz ist alles im grünen Bereich, nur blinder Alarm .«
    »Was steckt genau hinter der Mail ?«
    »Wohl ein Hacker-Angriff auf irgendein Firmennetzwerk. Die möchten jetzt, dass wir eine IP-Nummer zurückverfolgen, was wir natürlich so einfach nicht dürfen. Wir werden auf die Mail erst mal nicht reagieren. Sollen die die Staatsanwaltschaft einschalten .«
    »Wir haben morgen Aktionärsversammlung, hast du schon mit Rolf darüber gesprochen? Ich will da keine Überraschungen erleben .«
    »Nein, ich habe mich erst mal nur um das Netz gekümmert, da ist alles o.k . und die Aktionärsversammlung ist nicht meine Baustelle .«

     
    Gleich nachdem er das Gespräch mit Manfred beendet hatte, ließ Ferry den Computer die Nummer von Rolf Keller anwählen. Rolf war Chief Finance Officer und als solcher für die Finanzen von GermanNet verantwortlich. Bei der momentanen Hysterie an der Börse konnte, einen Tag vor der Aktionärsversammlung, jede noch so unbedeutende Mitteilung negative Auswirkungen auf den Börsenkurs und damit auf die Finanzsituation von GermanNet haben.
    »Sie
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