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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
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Job wirklich wollen: vierhundert Euro, Arbeitszeit nach Absprache und täglich eine warme Mahlzeit.“
    Judith dachte: Ich bin doch kein Penner, den man mit einer warmen Mahlzeit abspeist. Alice Berger, die berühmteste deutsche Krimiautorin, übersetzt in was weiß ich wie viele Sprachen, bot ihr eine tägliche, warme Mahlzeit. ‚Kain und Abel' stand seit Monaten auf Platz eins der Spiegel- Bestseller-Liste, und wenn sie sich recht erinnerte, fand sich weiter unten ihr vorletztes Buch immer noch.
    „Ich liebe Ihre Bücher“, hörte sie sich sagen. Und das stimmte tatsächlich.
    „Können Sie gleich anfangen?“
    „Ja, natürlich!“
    „Gut, kommen Sie mit. Elke hasst es, wenn ihr Essen kalt wird.“
    Alice führte sie durch den kulissengleichen Gang vorbei an den Nazisesseln.
    „Jetzt können Sie gleich Ihre Kollegen kennen lernen“, sagte Alice, „wir nutzen unser gemeinsames Mittagessen zu unserem täglichen Brainstorming. Wir legen sehr viel Wert auf Teamarbeit. Ich bin sicher, dass Sie sich gut in das Team einfügen werden.“
    Judith sagte nichts. Wenn sie auf Mannschaftssport stehen würde, wäre sie nicht Journalistin geworden.

Mannschaftssport
    „Wow“, entfuhr es ihr, als sie die Küche betraten. Na ja, gesehen hatte sie so was ja schon mal, in irgendeinem Landhaus-Film, jedenfalls nicht in Natura.
    „Das ist das Reich von Elke“, sagte Alice. „Elke, das ist Judith Schilling. Judith wird ab sofort bei uns für die Recherche zuständig sein.“
    „Hast du das arme Mädchen genug leiden lassen?“, sagte die Frau mit dem grauen Bob und lächelte ein so bezauberndes Lächeln, dass Judith sie sofort ins Herz schloss. Alles in ihrem Gesicht deutete nach oben, die Fältchen rund um ihre braunen Augen, ihre Mundwinkel, sogar ihre kleine Nase schien sich beim Lächeln nach oben zu strecken.
    „Willkommen, Judith, ich hoffe, Sie sind keine Vegetarierin.“
    Judith starrte auf den riesigen, blank gescheuerten Holztisch und war sprachlos. Stattdessen schüttelte sie den Kopf. So wurde bei ihr zu Hause nicht mal zu Weihnachten gedeckt. Von einer Seite des Tisches starrten sie drei Menschen neugierig an: der blonde Ostimport, der sich ihr als „Hi, ich bin Oliwia“ vorstellte, die zickige Brille, „Willkommen im Club, ich bin Maria“ und zwischen den beiden Mädels der Gurkengott: „Im Allgemeinen pflegt man mich hier Hüsy zu nennen.“
    Alice wies auf den Stuhl in der Mitte und nahm neben ihr Platz. Judith registrierte, dass Elke offensichtlich hundertprozentig davon ausgegangen war, dass sie den Job annehmen würde, denn vor ihr stand ein ganzes Arrangement von Steinguttellern mit Olivenmuster und ein großes Wasserglas.
    „Ägyptische Linsensuppe“, sagte Elke und stellte eine dampfende Terrine in die Mitte des Tisches. Während Maria die Teller füllte, stellte Elke nach Knoblauch riechende, frisch geröstete Weißbrotwürfel auf den Tisch. Judith hasste Knoblauch. Ihre neuen Kollegen offensichtlich nicht, denn sie schaufelten sich die Dinger in Massen auf die Suppe. Elke zeigte auf zwei Karaffen: „Die Küchenchefin rät zu ein paar Tropfen Olivenöl und einem Spritzer frischer Zitrone.“ Der Ratschlag erwies sich als goldrichtig.
    „Ich kann mich nicht entsinnen, jemals eine so köstliche Suppe gegessen zu haben“, sagte Judith und meinte es genauso.
    Sie schwatzten alle ein bisschen durcheinander, und während Elke grünen Spargel mit Krebsen und einer ‚leichten Sesam-Koriander-Vinaigrette' auftrug, versuchte Judith sich einen Reim auf die Funktionen ihrer neuen Kollegen zu machen. Also: Elke war die Köchin, was nicht weiter schwer zu erraten war, Maria die Sekretärin, oder was sollte sie sonst unter ‚meine rechte und linke Hand' verstehen, Oliwias Funktion wurde nicht näher beschrieben, erschloss sich ihr aber durch die Handhabung des Staubsaugers und Hüsy schien im Haus der ‚Mann für alles' zu sein.
    „Professor Dr. Sigurd Sprengler“, sagte Alice. „Sagt euch das was?“
    „Bedeutender Kunstsammler, vor allem Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, bevorzugt französische Impressionisten“, sagte Hüsy. „Außerdem ist er Vater einer ziemlich verkorksten Tochter.“
    „Du kennst sie?“, fragte Alice.
    „Wir waren sechs Semester zusammen in derselben Meisterklasse, aber sie hat dann ihr Studium geschmissen“, sagte Hüsy. Die Kaldenberg nickte. Judith verstand nur Bahnhof. Meisterklasse?
    „Sprengler war deutsches Mitglied des Aufsichtsrats von WorldKidAid und im
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