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Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht

Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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mechanische Begrüßung zustande zu bringen.
    Damon bedachte ihn mit einem Zweihundertfünfzig-Watt-Lächeln. »Ich habe einen Antiquitätenbummel gemacht«, sagte er und seufzte. »Oh, und ich war einkaufen.« Er befingerte einen neuen Ledergürtel, berührte die Tasche mit der Videokamera und schob seine Ray Ban zurück. »Du wirst es kaum glauben, aber diese kleine Staubflocke von einer Stadt verfügt über einige ziemlich anständige Geschäfte. Ich gehe gern einkaufen.«
    »Du meinst, du stiehlst gern. Und das erklärt nicht einmal die Hälfte der Gerüche, die ich an dir wahrnehmen kann. Stirbst du oder bist du einfach verrückt geworden?« Manchmal, wenn ein Vampir vergiftet worden oder einer der wenigen mysteriösen Flüche oder Krankheiten anheimgefallen war, die seine Art treffen konnten, labte sich ein Vampir wie im Fieber und unkontrolliert an was auch immer - oder wem auch immer ...

    »Ich hatte einfach Hunger«, antwortete Damon freundlich, während er immer noch die Pension betrachtete. »Und wie wär's übrigens mit elementarer Höflichkeit? Ich fahre den ganzen Weg hier heraus, und bekomme ich ein ›Hallo Damon‹ oder ein ›Schön, dich zu sehen, Damon‹ zu hören? Nein. Stattdessen höre ich: ›Was hast du getan, Damon?‹« Er zog die Worte seines Bruders spöttisch ins Lächerliche. »Ich wüsste doch gern, was Signore Marino davon halten würde, kleiner Bruder?«
    »Signore Marino«, sagte Stefano mit zusammengebissenen Zähnen, während er sich fragte, wie es Damon jedes Mal aufs Neue gelang, ihm unter die Haut zu gehen - heute mit einer Anspielung auf ihren alten Benimm- und Tanzlehrer -, »ist inzwischen seit Jahrhunderten tot - ebenso wie wir es eigentlich sein sollten. Was nichts mit dieser Unterhaltung zu tun hat, Bruder. Ich habe dich gefragt, was du getan hast, und du weißt, was ich damit meinte - die Hälfte aller Mädchen in der Stadt müssen für dich geblutet haben.«
    »Mädchen und Frauen«, erwiderte Damon belehrend und hielt dabei spaßhaft einen Finger hoch. »Wir müssen schließlich politisch korrekt sein. Und vielleicht solltest du einen genaueren Blick auf deine eigene Kost werfen. Wenn du mehr trinken würdest, bekämst du vielleicht ein wenig Fleisch auf die Knochen. Wer weiß?«
    »Was für ein Jammer«, entgegnete Stefano seinem älteren, aber gleichzeitig kleineren, kompakten Bruder, »dass du niemals auch nur einen Millimeter wachsen wirst, ganz gleich, wie lange du lebst. Und warum erzählst du mir jetzt nicht, was du hier suchst, nachdem du in der Stadt so viele Schweinereien hinterlassen hast, die ich aufräumen muss - wenn ich dich richtig kenne.«
    »Ich bin hier, weil ich meine Lederjacke zurückhaben will«, erwiderte Damon energisch.
    »Warum stiehlst du dir keine neu...?« Stefano brach ab, weil er plötzlich für einen kurzen Moment rückwärtsflog und dann gegen die ächzende Bretterwand der Pension gedrückt wurde - Damons Gesicht direkt vor seinem.
    »Ich habe diese Dinge nicht gestohlen, Junge. Ich habe für sie bezahlt - in meiner eigenen Währung. Träume, Fantasien und Wonnen von jenseits dieser Welt.« Damon legte besonderen Nachdruck in die letzten Worte, da er wusste, dass sie Stefano am meisten in Wut bringen würden.
    Stefano war wütend - und er befand sich in einem Dilemma. Er wusste, dass Damon neugierig wegen Elena war. Das war schlimm genug. Aber in dieser Sekunde konnte er auch einen eigenartigen Glanz in Damons Augen sehen. Als hätten die Pupillen für einen Moment eine Flamme reflektiert. Und was auch immer Damon heute getan hatte, es war anormal. Stefano wusste nicht, was los war, aber er wusste genau, wie Damon dies hier zu Ende bringen würde.
    »Aber ein echter Vampir sollte nicht bezahlen müssen«, sagte Damon mit so viel Hohn, wie er nur in seine Stimme zu legen vermochte. »Schließlich sind wir so verkommen, dass wir Staub sein sollten. Ist das nicht richtig, kleiner Bruder?« Er hob die Hand mit dem Finger, an dem er den Lapislazuli-Ring trug, der verhinderte, dass er in dem goldenen Nachmittagslicht zu Staub zerfiel. Und dann, als Stefano eine Bewegung machte, benutzte Damon diese Hand, um Stefanos Unterarm gegen die Wand zu drücken.

    Stefano machte eine Finte nach links und schoss dann nach rechts, um Damon abzuschütteln. Aber Damon war schnell wie eine Schlange - nein, schneller. Viel schneller als gewöhnlich. Schnell und stark mit all der Energie der Lebenskraft, die er in sich aufgenommen hatte.
    »Damon, du ...«
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