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Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
Autoren: J.L. Bourne
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wurde. Vor einem Jahr hatte Doc noch im afghanischen Gebirge Sand und 7.62-mm-Munition gefressen und hochwertige Ziele gejagt. Vor dem weltweiten Truppenrückruf. Nur 35 Prozent der über den Globus verteilten Streitkräfte hatten es, bevor die Scheiße losging, in die Heimat zurückgeschafft. Doc und Billy Boy, sein langjähriger Freund und SEAL-Kumpel, waren als Letzte aus den südlichen Provinzen Afghanistans rausgekommen. Sie hatten sich verbissen über Pakistan ans Arabische Meer durchgeschlagen. Dort hatten sie eine Passage auf dem Versorgungsschiff USNS Pecos bekommen, das vor der Küste lag. Sie hatten an dem Tag eine lange Strecke schwimmen müssen.
    Nun saß Doc schaukelnd auf einem Frachtnetz neben Billy Boy und dem C-130-Scheißhausvorhang. Er trug ein kotzgrünes David-Clark-Headset und lauschte dem, was die Piloten vorne im Cockpit laberten.
    Der Pilot betätigte sein Mikro und sagte zum Kopiloten: »Die Typen da hinten haben Mumm, was? Die springen im Dunkeln einfach in die Scheiße runter.«
    »Würde lieber tot umfallen, als mich für so’n Scheiß freiwillig zu melden. Dass wir in diese Todesfalle fliegen, ist schon scheißgefährlich genug. Wie viele Jungs haben wir in den letzten drei Monaten verloren? Vier? Fünf?«
    »Sieben.«
    »Scheiße. Sieben? Wir haben noch nie einen gefunden, der abgesprungen ist. Ob noch irgendeiner von den armen Hunden irgendwo da unten lebt und auf der Flucht ist?«
    »Hoffentlich.«
    »Ja, hoff ich auch, Mann.«
    »Kann ich mal ’ne Inertialpositionsprüfung haben?«, unterbrach Doc das Getratsche.
    Das interne Kommunikationssystem der Flugleitung rauschte. »Hast noch zwei Minuten Zeit, Doc.«
    »Verstanden, Zentrale. Wenn ihr einen geschützten Rückweg zur Basis findet, hört ihr wieder von uns.«
    Da es überall an Personal mangelte, mussten die vier Männer des Sondereinsatzkommandos ohne Rausschmeißer in den Wind hinaus. Während sie gegenseitig ihre Schirme überprüften, drückte Doc den Aktuator auf der Frachtrampe und erlaubte es der eisigen Luft der mittleren Höhe, in den Frachtraum vorzudringen.
    Nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte, schaute er Billy Boy an – kurz bevor das Licht über ihnen aufhörte zu blinken. Als Billy Boy sich durch die Luke in den offenen Himmel über Texas zog, war die Luft dünn und kalt. Hawse und Disco, die beiden restlichen Angehörigen der Kampfgruppe Phoenix, waren als Nächste dran. Hawse war zum Team gestoßen, nachdem er eine besonders haarige Flucht aus D. C. überlebt hatte. Disco, ein Delta-Operator, war neu in der Gruppe. Er war Doc zugewiesen worden, der einen Mann in den hoch radioaktiven Zonen von New Orleans verloren hatte.
    Doc sah Hawse durch die Luke verschwinden und schaltete das Mikro ein, um eine Verbindung zur Flugleitung zu bekommen. »Letzter Mann in zehn Sekunden draußen.«
    Er warf das Headset zum Anfang der Röhre hin und schlurfte zur Luke zurück, dem Portal und Einwegfahrstuhl in die Hölle. Als er auf die kilometertief unter ihm liegende Landschaft blickte, sichtete er winzige Pünktchen. Sie kündeten von Bränden, waren aber kein klarer Beweis dafür, dass das Stromnetz noch existierte. Es war stockdunkel. Als er aus der Frachtluke in die Nacht hinaussprang, dachte er an die unaufhaltbaren Massen der abscheulichen Kreaturen am Boden. Der Fallschirm entfaltete sich und riss ihn aus seinen Gedanken.
    Doc prüfte sein Kehlkopfmikro und rief in den Wind hinein: »Billy?«
    »Gleich hier, Doc.«
    »Disco?«
    »Am Leben, Boss.«
    »Hawse?«
    »Bin hier, verflucht.«
    »Na schön«, grunzte Doc ins Mikro. »Alle Mann zackzack zwei-neunzig, Brille auf, Infrarotlicht an. Versuchen wir mal, uns zu finden.«
    Durch die Nachtsichtbrille konnte Doc unter sich die Erdkrümmung sehen. Er war weit über zehntausend Fuß hoch, und je tiefer er sank, umso deutlicher spürte er den subtilen Beginn von Sauerstoffmangel. Unter normalen Umständen hätte er bei einem Sprung aus dieser Höhe eine Sauerstoffflasche mitgenommen. Doch das war ein Luxus der Vergangenheit. Doc hoffte, dass sein Team in der Maschine vor dem Sprung aus dieser Höhe eine ordentliche Nase voll Sauerstoff eingeatmet hatte, um einige Nebenwirkungen zu vermeiden.
    Er warf einen Blick auf den an seinem Handgelenk befestigten Kompass und sah unter sich ein schwaches Aufblitzen. Dann noch eins, an einer anderen Stelle.
    »Ich sehe zwei Glühwürmchen. Blitzt einer von euch?«
    »Disco blitzt.«
    »Billy blitzt.«
    Doc
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